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Ernst Reinhardt Verlag

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Rückblick: Podiumsdiskussion zum Thema


15. Juni 2010, 08:55
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Die Mehrzahl der Menschen hat den Wunsch, zu Hause und ohne Leiden zu sterben, aber oft ist dieser Wunsch nicht erfüllbar und der Segen der Apparatemedizin wird womöglich zum leidensverlängernden Fluch. Kann der freiwillige Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit hier eine Lösung sein, um sein eigenes Leben selbstbestimmt zu beenden? Um der Frage nachzugehen, inwiefern diese Möglichkeit medizinisch, rechtlich und ethisch vertretbar ist, veranstaltete der Ernst Reinhardt Verlag am 10. Juni 2010 eine Podiumsdiskussion im Evangelischen Forum in München. Den Anstoß zur Diskussion gab das soeben im Ernst Reinhardt Verlag erschienene Buch „Ausweg am Lebensende“ von Dr. med. Boudewijn Chabot und Dr. rer. nat. Christian Walther.

Neben Dr. med. Boudewijn Chabot, Gerontopsychiater und Sozialwissenschaftler aus Haarlem, Niederlande, saßen Gita Neumann, Bundesbeauftragte des Humanistischen Verbands Deutschland, Dr. Roland Hanke, Vertreter des Bayerischen Hospiz- und Palliativverbands und leitender Palliativmediziner des Palliativ-Care Teams Fürth, Lena Dannenberg-Mletzko, Notariatsvorsteherin und Fachbuchautorin und Helmut Schäf, langjähriger ehrenamtlicher Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben e.V., auf dem Podium. Die Diskussion wurde von Ulrike Ostner vom Bayerischen Rundfunk moderiert.

Zunächst stellte Dr. med. Boudewijn Chabot kurz die Methode des freiwilligen Verzichts auf Nahrung und Flüssigkeit vor. Schon in der Antike wurde sie als Möglichkeit des selbstbestimmten Sterbens im Alter beschrieben und wahrscheinlich wird sie überall auf der Welt immer wieder von alten Menschen angewandt, um vorzeitig und selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden. Im Zentrum steht vor allem - darin waren sich die Podiumsteilnehmer einig - der eigene Wille und die Möglichkeit, selbst über sein Lebensende zu bestimmen. Nach Ansicht Chabots, solle niemand die Entscheidung über den eigenen Tod an die Ärzte abgeben. So sei der freiwillige Verzicht auf Essen und Trinken, betonte der Psychiater, in erster Linie eine Option, die es jedem Menschen ermögliche, autonom zu handeln. Ein großer Vorteil sei weiterhin, dass man seine Entscheidung überdenken und sich jederzeit zum Weiterleben entschließen könne. Die Methode und das Buch „Ausweg am Lebensende“, so Gita Neumann, böten die Chance zur Bildung einer neuen Bürgerrechtsbewegung für das selbstbestimmte Sterben zu Hause. Natürlich ist der Weg nicht ganz frei von Leid, er lässt sich jedoch durch gute palliative medizinische Beratung und Begleitung erträglich gestalten. In diesem Punkt waren sich die Diskutanten einig. Für Ärzte und Angehörige kann die Begleitung jedoch juristische Schwierigkeiten zur Folge haben, wenn der Wunsch des Patienten nicht eindeutig dokumentiert ist. Damit Angehörige, Pflegekräfte und Ärzte diesen Weg betreuen können, empfehlen die Autoren des Buches, sie von der Garantenpflicht zu befreien. Die Garantenpflicht verlangt, der Person, die man pflegt, jede nötige Hilfe angedeihen zu lassen, wie beispielsweise die Wiederbelebung bei Bewusstlosigkeit. Werden die Begleitenden von der Garantenpflicht entbunden, handelt es sich beim Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit um eine Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes, die straffrei begleitet werden darf. Dr. Hanke rät, die Wünsche der Kranken und Alten zu respektieren, jede Entscheidung individuell zu bewerten und nicht allzu viel Angst vor rechtlichen Folgen zu haben.

Bibliographische Angaben:
Boudewijn Chabot / Christian Walther
Ausweg am Lebensende. Selbstbestimmtes Sterben durch freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken
Mit einem Geleitwort von Dieter Birnbacher
2010. 172 Seiten.
(978-3-497-02152-9) kt
€ [D] 16,90 / € [A] 17,40 / SFr 28,50
http://www.reinhardt-verlag.de/de/katalog/katalog/titel/50315/

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