Direkt zum Inhalt
DAMA Projektmanagement Mittel- und Osteuropa

Unternehmen

E-Commerce-Markteinstieg in Russland


21. Juni 2021, 11:04
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Russland entwickelt sich für viele ausländische Firmen zu einem attraktiven E-Commerce-Markt. Laut dem russischen Verband der Internethändler (AKIT) betrug der Umsatz des russischen E-Commerce-Marktes in 2020 2,7 Billionen Rubel (ca. 33,3 Mrd. EUR) und wuchs gegenüber 2019 um 58 %. Zum Vergleich: In den Jahren 2011 bis 2019 betrug das durchschnittliche Jahreswachstums ca. 28 %. Experten des Marktforschungsunternehmens Data Insight schätzen, dass in 2025 der russische Online-Markt um das Vierfache wachsen und ca. 10,4 Billionen Rubel betragen wird.
Die Pandemie hat die Online-Einkaufsgewohnheiten auf der ganzen Welt stark beeinflußt. Gleichzeitig muß betont werden, dass das Verbraucherverhalten nicht überall gleich ist, sondern in diversen Ländern unterschiedlich verläuft. Auch Russland hatte so seine Besonderheiten. So betrug z. B. der Online-Vertriebsanteil 2020 im Bereich Haushaltsgeräte und Elektronik 39 % (als Folge von Panik und Anpassung an die Krise haben die Verbraucher ungeplante Einkäufe getätigt). Dabei erlebte der E-Commerce-Markt gerade - wen wundert es - in Moskau und St. Petersburg einen enormen Schub. Dies bedeutet jedoch auch, dass es in den Provinzregionen enorme Entwicklungsperspektiven gibt. Experten zufolge soll in 2021 insbesondere der Markt für Lebensmittel und das FMCG-Segment wachsen.
Lt. Data Insight betrug die Anzahl der Online-Bestellungen in der Russischen Föderation 2020 ca. 830 Mio. Pakete, in 2025 soll diese Zahl auf 4.860 Mio. Stück wachsen. Interessant ist jedoch, dass sich mit jedem Jahr der Wert der durchschnittlichen Bestellung verringert. So fiel der durchschnittliche Bestellwert in 2020 um 14 % gegenüber 2019 und betrug 3.260 Rubel. Experten schätzen, dass dieser Wert in 2024-2025 ca. 2.270 Rubel betragen wird. Die Gründe dafür sind vor allem:
Online-Bestellungen werden zur allgemeinen Praxis;
Der Anteil von Bestellungen mit kostenloser oder günstiger Lieferung ist stark gestiegen, dadurch verringerten sich sog. Sammelbestellungen von mehreren Kunden, die somit an den Versandgebühren sparen wollten.
Es kamen weitere E-Commerce-Player hinzu wie z.B. universelle Marktplätze, Internetapotheken, Lebensmittellieferungen.

E-Commerce-Markteinstieg in Russland

Die Logistik im Bereich E-Commerce macht nur einen kleinen Teil der russischen Gesamtlogistik aus, verzeichnete aber auch im Jahr 2020 ein Wachstum und zählte u.a. zu den Gewinnern der Pandemie. Dabei entfielen 65 % der Lieferungen in 2020 auf die eigenen Logistikdienstleistungen der Offline-Filialen.
Auch die Bestellungen im russischen Internet aus dem Ausland nahmen zu. Diese wurden für 2020 auf 1,16 Mrd. USD (nach 817 Mio. USD in 2019) beziffert. Bei ca. 27,4 Mio. Sendungen betrug der durchschnittliche Einkauf dabei 42 USD. Insbesondere wächst der Anteil der GUS-Staaten an Online-Exporten aus Russland - Weissrußland, Kasachstan und die Ukraine. Zu den beliebtesten Kategorien gehören u. a. Bekleidung und Schuhe, Haushaltswaren, Sportartikel.

Wer ist das Internetpublikum in Russland?

In Januar 2021 zählte die Russische Föderation 145,9 Mio. Einwohner. Davon sind 53,6 % weiblich und 46,4 % männlich. 74,9 % der russischen Bevölkerung leben in den Städten und 25,1 % in ländlichen Gebieten.
Lt. dem russischen Medien- und Marketingforschungsunternehmen Mediascope surfen 78 % der Bevölkerung Russlands (ab 12 Jahren) regelmäßig im Internet, davon 91 % täglich. 95,5 Mio. Russen besuchen das Internet monatlich.
Zu Beginn des Jahres 2021 gab es in Russland 124 Mio. Internetnutzer - ein Anstieg um 6,0 Mio. (+5,1 %) innerhalb eines Jahres. Die Penetrationsrate der Internetnutzung beträgt in Russland 85 %.
Wie in anderen Ländern spielen auch in Russland die sozialen Medien beim Online-Shopping eine große Rolle. Lt. Data Insight waren in Januar 2021 99 Mio. Russen in den Social Media unterwegs, das ist ein Anstieg um 4,8 Mio. (+ 5,1 %) innerhalb eines Jahres. Ca. 42 % der Russen nutzen Social Media, wenn sie auf der Suche nach Produkten oder Dienstleistungen sind, dabei wird sehr viel Wert auf Empfehlungen gelegt. Russische Internetnutzer verbringen 7,52 Stunden pro Tag im Internet. In den Social Media sind es 2,28 Stunden täglich. Lt. Data Insight entfallen in Russland auf einen Internetnutzer 7,2 Social Media-Konten.
Anders als in den meisten Ländern der Welt gehört Facebook in Russland nicht zu den TOP-10. Die Russen bevorzugen eher heimische Plattformen wie z.B. vKontakte, Odnoklassniki und MojMir. Die meisten Nutzer dieser Kanäle kommen aus Russland, aber auch Internetnutzer aus Belarus, Kasachstan, Armenien, Georgien und sogar aus Deutschland sind dort zu finden. Auch Instagram erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit, immerhin nutzen ca. 28 Mio. Russen diese Plattform täglich.
Zu den drei wichtigsten Kategorien der größten russischen Online-Shops gehören nach wie vor Elektronik und Haushaltsgeräte, Haushaltswaren, Kleidung und Schuhe. Bis Ende 2020 stieg in Russland auch der Verkauf von Kinderwaren über das Internet: um 76 % (Umsatz) bzw. 112 % (in Stück) gegenüber 2019.

Lt. dem russischen Verband der Onlinehändler haben die Russen in 2020 folgende Waren online erworben:

Elektronik und Haushaltsgeräte (28,2 %)
Bekleidung und Schuhe (21 %)
Lebensmittel (10,2 %)
Möbel und Haushaltswaren (9,2 %)
Schönheits- und Gesundheitspflege (5,6 %)

Lt. dem Verband wuchs der Onlinehandel in den Monaten Januar-Februar 2021 um 44,2 % im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt in 2020 und betrug 431,3 Mrd. Rubel.

Die Entwicklung des inländischen E-Handels hat auch die Nachfrage nach entsprechenden Arbeitskräften begünstigt - so wurden in 2020 mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Neben den vielen Online-Shops gibt es in Russland einige große Shopping-Marktplätze. Auf die TOP-20 der Online-Marktplätze in Russland entfielen in 2020 721 Mrd. Rubel, das ist ein Plus von 108 % gegenüber 2019. Auf Platz 2 (Auswahl nach Umsatz, Data Insight) unter den 100 größten russischen Online-Shops rangiert der Marktplatzanbieter OZON, der lt. Data Insight der führende universelle Marktplatz in Russland ist. OZON bietet 19 Mio. Produktbezeichnungen in 24 Kategorien an, bereits im 1. Quartal 2021 wurden 34 Mio. Bestellungen bearbeitet, die Zahl der aktiven Verkäufer ist im ersten Quartal 2021 gegenüber dem gleichen Zeitraum 2020 um das 4-fache gestiegen (Quelle OZON).
Ein wichtiger Grund für den bisherigen Erfolg ist das einfache Geschäftsmodell der Plattform. Es gibt keine Mindestgebühr und keine monatlichen Abo-Beiträge für Verkäufer. Kosten in Form von Provisionen fallen nur bei einem Verkauf an. OZON ist ein reiner Marktplatz, Hersteller und Distributoren verschicken ihre Waren selbst. OZON verfügt auch über ein eigenes Lager, von dem Pakete an Endverbraucher verschickt werden und gilt auch selbst als Verkäufer, aber nur bei ganz wenigen Produkten, die für ihn von Interesse sind. In Russland kooperiert OZON mit diversen Partnern, die Waren-Abholstationen eröffnen, Checkpoints einrichten und Kurierdienste anbieten. OZON selbst verfügt in Russland über 230.000 qm Fullfilment-Fläche und mehr als 40 Sortierzentren. Diese Angaben sind für ausländische Verkäufer (z. B. aus der EU) gegenwärtig wenig interessant, da Russland als Drittland gilt und bestimmte Zollverordnungen beachtet werden müssen. Aktuell werden Gespräche über die Errichtung von Zolllagern für E-Commerce in Russland geführt, dabei soll die Russische Post einige Pilotprojekte starten.

Kleidung und Schuhe, Elektronik und Haushaltsgeräte, Gesundheits- und Schönheitsprodukte, Möbel und Wohnaccessoires, Lebensmittel etc. - der Onlinehandel in Russland boomt weiter. Laut Data Insight sollen in 2022 38 Mrd. USD umgesetzt werden. Auch ausländische Hersteller und Händler können seit einiger Zeit auf der Plattform OZON ihre Waren anbieten und grenzüberschreitend an russische Endverbraucher verkaufen.
Im Geschäftsmodell von OZON werden Zahlungen von russischen Verbrauchern in Rubel gesammelt, um den Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, Produkte in ihrer gewohnten Zahlungsmethode zu tätigen. Bis zu zweimal im Monat werden dann die Zahlungen an die ausländischen Händler in EUR oder USD vorgenommen.
Die Lieferung von Produkten an russische Verbraucher liegt in der Verantwortung des ausländischen Händlers. Dabei lohnt sich die Zusammenarbeit mit den heimischen Kurierdiensten, die sich auch um die Verzollung an der Grenze kümmern. Darüber hinaus können europäische Unternehmen, die regelmäßig Waren B2C nach Russland liefern, die Dienste von speziellen Logistikunternehmen in der EU nutzen, die auch die Kommissionierung von Waren übernehmen und die Pakete mit Hilfe eines russischen Kurierdienstes zum zum russischen Endverbraucher bringen.
OZON veröffentlicht regulär eine Statistik über die Suche seiner Besucher, dies ist insbesondere für Verkäufer interessant, die auf diese Weise ihr Sortiment vergrößern und damit eventuell eine Nische besetzen können. Diejenigen, die vorhaben, sich auf dem Marktplatz zu positionieren, hilft es, mit Testverkäufen zu beginnen.
Der Kunde soll seine E-Einkäufe so einfach wie möglich gestalten. Auch OZON verwendet die Methode des „Shoppertaiment“ zur Stimulierung von Einkäufen. In seiner App werden täglich Live-Streams von Marken und Produkten gezeigt, die auf seiner Plattform zu erwerben sind. Im Format „Shop on the Couch“ können Kunden Waren direkt aus dem Stream kaufen.
Im Gegensatz zu russischen Online-Verkäufern müssen ausländische Anbieter, die ihre Waren grenzüberschreitend B2C liefern, einige Regeln beachten, dazu zählen Zollanforderungen, Sanktionen, Embargo, Lizenzen auf bestimmte Waren, Logistiklösungen, Sprach- und Kulturbarrieren etc. Waren bis 200 EUR inkl. Transportkosten dürfen aktuell zollfrei eingeführt werden.

Die Welt verändert sich, die Pandemie war nur ein Motor im Onlinegeschäft. In den nächsten Jahren wird das Wachstum des Internethandels moderater ausfallen, aber es geht steil nach oben. Auch in Russland.
Heutzutage müssen alle Marktteilnehmer neue Kanäle für die Interaktion mit Kunden finden und ihnen die optimalsten Bedingungen für das Einkaufen und die Bereitstellung von Online-Diensten bieten. Zu diesem Zweck schließen sich Unternehmen zusammen, suchen neue Partner und passen das Marketing-System den neuen Realitäten an.

Produkte aus Westeuropa haben in Russland nach wie vor einen guten Ruf, Markenhersteller und Händler genießen einen Vorschuss in Sachen Vertrauen und Qualität. Allerdings gibt es für diejenigen, die sich auf dem russischen Markt präsentieren möchten, einige Grundsätze zu beachten:
Viele russische Händler haben auf importierte Marken und Produkte ein Exklusivrecht. Es gilt daher zu prüfen, ob bestimmte Marken oder Produkte an russische Kunden geliefert werden dürfen.
Für bestimmte Importwaren gelten zollrechtliche Beschränkungen. Bei Platzierung von Waren auf russischen Portalen sollten die Informationen regelmäßig überprüft werden.
Die Internetportale sind auf den russischen Kunden zugeschnitten. Dazu gehört, dass der Gebrauch der russischen Sprache zwingend erforderlich ist - Angaben zu Waren und sonstige Informationen, Kommunikation mit Kunden findet lediglich in Russisch statt.
Auch in Russland spielen die sozialen Medien beim Internet-Shopping eine große Rolle. Sie sind die am häufigsten genutzte Empfehlungs- und Inspirationsquelle unter den Russen. Anders als z.B. in Europa, wo Facebook eine dominierende Stellung einnimmt, sind es in Russland nationale soziale Netzwerke wie z.B. vKontakte, Odnoklassniki oder MojMir.
Die Präsenz auf der Plattform OZON bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit für eine Expansion auf dem russischen Markt. Zu diesem Zweck muß kein eigener Online-Shop geführt und die Positionierung auf russischen Web-Seiten nicht beachtet werden. Somit erhalten Verkäufer eine kostengünstige Möglichkeit, ihre Marke und Produkte einem breiten russischen Publikum zu präsentieren. Nach einer erfolgreichen Einführung kann über weitere Präsenzmöglichkeiten auf dem russischen Markt nachgedacht werden.
Das Team von DAMA Projektmanagement Mittel- und Osteuropa (DE) und Heronviews SASU (FR) analysiert für Sie, welche Produkte auf der russischen e-Commerce-Plattform verkauft werden dürfen, unterstützt Sie bei der Kontoregistrierung, bei der Erstellung von Produktkarten und Marketingaktivitäten, hält Kontakte zu Kunden (Betreuung vor- und nach dem Verkauf) und Marketplace-Managern, liefert Informationen zu Zolllagern etc.

Durch jahrelange Erfahrung in der Praxis finden wir für Sie individuelle, maßgeschneiderte Lösungen für Ihren nachhaltigen internationalen Erfolg. DAMA Projektmanagement MOE und Heronviews stehen für ehrlichen Geschäftserfolg und glaubwürdiges Feedback auf Augenhöhe. Ehrlich. Transparent. Konkret.
Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung:

Daria Mak-Walther (DE, PL, RUS): 0049 160 9 444 6619
@email

Nadine Gesbert (FR, DE, ENG): 0033 602 0835 45
@email

————————————————————————————————-
© Copyright: Daria Mak-Walther, www.dama-moe.de, 06/2021

Bilder: Pixabay

Kontakt