„Im Gegensatz zur überstilisierten Vogelgrippe oder dem Rinderwahn ist Ebola dabei absolut ernst zu nehmen, die fehlende Eindämmung könnte zu einer weltweiten Bedrohung werden“, so Oehme. Ebola ist bislang weitgehend unheilbar, Medikamente dagegen nicht vorhanden. Nicht zuletzt spricht „Ärzte ohne Grenzen“ von einer Situation, die bereits außer Kontrolle geraten ist. Laut WHO sind inzwischen in Westafrika 887 Menschen an Ebola gestorben, die Zahl der Infizierten liegt bei 1603 (Stand 6. August).
Fast schon zynisch wählt die renommierte Tageszeitung „Die Welt“ unabhängig davon vor wenigen Tagen für einen Beitrag zum Thema Epidemien die Überschrift: „Europäer müssen Grippe mehr fürchten als Ebola“. Und der Infektiologe Prof. Dr. Pietro Vernazza lässt sich in der Baseler Zeitung mit dem Satz zitieren: „Grippe und Masern sind global das weit größere Übel als Ebola“. Betrachtet man die reinen Fakten, sind derartige Aussagen sogar zu verstehen. Jährlich sterben alleine in Deutschland bis zu 16.000 Menschen an Grippe. Weltweit sind es nach WHO bis zu 500.000 Menschen. Das sind natürlich Zahlen, die für sich sprechen, über die man allerdings selten spricht.
Worum es eigentlich wirklich geht, zeigt sich vielleicht an zwei Einschätzungen: So hat sich der zurückkehrende Berliner Arzt Maximilian Gertler unter anderem gegenüber der Bildzeitung über die langsame Reaktion der Behörden vor Ort beschwert. Und Prof. Dr. Vernazza äußert sich im Verlauf des oben aufgeführten Interviews darüber, dass Ebola mit einfachsten Mitteln in den Griff zu bekommen wäre, würde die Bevölkerung erst einmal akzeptieren, dass hygienische Maßnahmen einzuhalten sind. „Im weitesten Sinne also PR-Maßnahmen, für die man die Rückendeckung der Regierungen und deren Behörden bräuchte“, sagt der Kommunikationsexperte Oehme.
Insofern sei es nur verständlich, dass Medien wie „Die Welt“, aber auch Infektiologen wie Prof. Dr. Vernazza die derzeitige Sensibilisierung beim Ebola-Thema nutzen, mit der Grippe eine weitere wichtige Geisel der Menschheit in den Mittelpunkt der Wahrnehmung zu zerren, meint Michael Oehme.
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