Hamburg – In den Hallen und auf den Fluren der diesjährigen CeBIT war die euphorische Stimmung der Branchenvertreter förmlich spürbar. Und tatsächlich: Die Unternehmensvertreter berichten zufrieden von guten Geschäften, volleren Auftragsbüchern und aussichtsreichen Kontakten. Geschätzte sieben Millionen Geschäftskontakte kamen nach Angaben der Deutschen Messe AG in den fünf Veranstaltungstagen zustande. Die negative Entwicklung der vergangenen Jahre wurde mit der CeBIT 2011 gestoppt. Die Besucherzahlen stiegen wieder leicht an, und auch die Zahl der Anbieter konnte erhöht werden. Auch Großunternehmen wie Oracle, HP, Xerox, Epson und Canon kehrten nach einer Auszeit wieder auf die CeBIT zurück. Bitkom-Präsident August Wilhelm Scheer schwärmte in seinem Messe-Fazit hochzufrieden von der CeBIT als „Davos der Hightech-Branche“.
Cloud Computing und SaaS als Messetrends
Ein zentrales Thema dieser CeBIT war das Cloud Computing. Der Datenwolke war nicht nur das Motto „Work and Life with the Cloud“, sondern eine ganze Sonderausstellung gewidmet. Der Branchenverband Bitkom erwartet für die kommenden Jahre ein enormes Wachstum im Cloud-Segment. Bis 2015 soll der Umsatz in diesem Segment mehr als vervierfacht werden. Um an dem Wachstumsmarkt teilzuhaben, warteten nahezu alle bekannten Software-Anbieter mit eigens entwickelten Cloud-Lösungen auf. Insbesondere „Software as a Service (SaaS)“, also die Bereitstellung von Software über das Internet, war ein die CeBIT dominierendes Thema.
Anbieter von Business Intelligence, ECM und DMS-Software nur schwach repräsentiert
Während die letzten Jahre von den Themen Business Intelligence (BI), Enterprise Content Management (ECM) und Dokumentenmanagement-Systemen (DMS) geprägt waren, gerieten diese Themen auf der diesjährigen Messe in den Hintergrund. Auffällig war die relativ geringe Anzahl an Ausstellern gerade im BI-Bereich. „Dies liegt jedoch keineswegs an einem abflauenden Interesse an diesen Systemen“, wie Michael Gottwald, Geschäftsführer des Hamburger Beratungshauses und Marktanalysten SoftSelect, zu berichten weiß, „sondern spricht vielmehr dafür, dass die Systeme mittlerweile in vielen Unternehmen integriert sind und sich im Alltag bewährt haben.“
Der Stellenwert von BI-Lösungen ist bei Unternehmen nach wie vor sehr hoch, wie auch die in Kürze von SoftSelect erscheinende Studie „Business Intelligence 2011“ aufzeigen wird, wie Michael Gottwald schon im Vorfelde durchblicken lässt. „Durch die vielen Gespräche, sowohl mit Anbietern als auch mit unseren Mandanten, wissen wir, dass BI und insbesondere Konzepte wie ‚Ziel-Management‘ und ‚Balanced Scorecard‘ in Unternehmenskreisen nach wie vor heiß diskutiert werden und wichtiger Bestandteil von Software-Auswahlprojekten sind.“
Social Media Anwendungen in ERP-Systemen im Kommen
Der gesunkenen Präsenz von BI-, DMS- und ECM-Anbietern stand das erhöhte Angebot an Social-Media-Anwendungen gegenüber. Insbesondere im Bereich Enterprise Resource Planning (ERP) warteten viele Aussteller mit integrierbaren Social Media-Anwendungen auf, die nun unter dem Begriff „Enterprise 2.0“ firmieren. Mittels Foren, Wikis, Blogs und Twitter soll die bessere Vernetzung sowohl der Mitarbeiter als auch der Kunden und Geschäftspartner gewährleistet werden.
Einen beträchtlichen Wachstumsmarkt erhoffen sich Anbieter zudem durch die Vernetzung von Maschinen durch den Einsatz von SIM-Karten. Die griffig als „Machine to Machine (M2M)“ bezeichneten Lösungen sollen Arbeitsabläufe rationalisieren und Wartungskosten reduzieren helfen. Anbieter von M2M-Lösungen stellen durch konsequente Nutzung der neuen Technologie ein riesiges Einsparpotenzial in Aussicht. Ob und wie sich diese Erwartungen erfüllen, bedarf jedoch noch einer genaueren Untersuchung nach einer breiteren Markteinführung.
Fazit
Der Abwärtstrend der CeBIT der vergangenen Jahre ist gestoppt. Die Branche blickt wieder hoffnungsvoll in die Zukunft und erwartet gute Geschäfte. Die Aussteller- und Besucherzahlen stiegen zwar leicht an, liegen jedoch immer noch rund ein Drittel unter denen vor der Wirtschaft- und Finanzkrise. Ob die CeBIT zu ihrer alten Stärke zurückfinden wird, bleibt daher abzuwarten. Der Vergleich mit dem Wirtschafts- und Finanzforum in Davos ist wohl ein wenig zu hoch gegriffen. Zu groß ist die Konkurrenz zu kleineren, spezialisierteren Fachmessen und das Informationsangebot im Internet und auf den jeweiligen Herstellerseiten.
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