Bis zur Jahrtausendwende gab es für den Warenaustausch zwischen China und Europa nur zwei Verkehrsmittel: das Schiff und das Flugzeug. Das erste ist verhältnismäßig günstig, dauert aber rund sechs Wochen. Die Luftfracht braucht nur wenige Tage, kostet aber deutlich mehr Geld. Nun etabliert sich als dritter Weg die Schiene nach China.
Pro Woche verkehren etwa 35 Güterzüge zwischen der Stadt am Rhein und verschiedenen Zielen in China, erklärt Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG. Rund 30 Prozent des gesamten Handels per Güterzug würden zwischen China und Europa bereits über den Duisburger Hafen abgewickelt. Das China-Geschäft sei „das wichtigste Wachstumssegment für Duisburg“, bilanziert Staake.
Der nach eigenen Angaben größte Binnenhafen der Welt setzt auch deshalb auf China, weil sein klassisches Geschäft schrumpft. Im vergangenen Jahr ging der Güterumschlag, auch wegen des monatelangen Niedrigwassers im Rhein, um rund drei Millionen Tonnen auf 68,3 Millionen Tonnen zurück. Die Kohlelieferungen würden als Folge der Energiewende weiter sinken, beim Stahl würden schon jetzt nur noch rund 50 Prozent der früheren Mengen umgeschlagen, erläutert Staake. Der Containerumschlag sei dagegen auf Rekordniveau geblieben.
40 Seefrachtcontainer
Schon seit 2011 fahren regelmäßig Güterzüge zwischen der chinesischen Industriemetropole Chongqing und Duisburg. Es ist die älteste Zugverbindung im Rahmen der Seidenstraßeninitiative „Belt & Road“. Jeder befördert rund 40 Seefrachtcontainer – sie sind 40 Fuß lang (rund 12 Meter). Für die 11.000 Kilometer lange Strecke nach Chongqing braucht der Zug rund zwei Wochen. Vom China-Geschäft profitiert aber nicht nur der Hafen. Nach Angaben der Duisburger Wirtschaftsförderung sind inzwischen über 100 chinesische Unternehmen in Duisburg vertreten, vor allem aus der Logistik, dem Export-Import-Geschäft sowie dem E-Commerce. Chinas Logistikunternehmen werden mittlerweile zur ernstzunehmenden Konkurrenz für die europäischen und US-amerikanischen Logistiker, glaubt PwC-Experte Dietmar Prümm.
Noch verläuft der Warenaustausch über die Schiene vor allem in Ost-West-Richtung. Aus Chongqing werden nach Angaben der Duisburger Hafengesellschaft vor allem Elektrogeräte und Bauteile von dort ansässigen Elektronikkonzernen importiert. Nach Einschätzung von Staake ist der noch instabile Zugverkehr ein Grund dafür, dass nicht mehr europäische Firmen Waren mit dem Zug nach China schicken. Es gehe auf Dauer nicht, dass die Fahrzeit „mal 15 Tage und mal 20 Tage“ betrage. Wenn es gelinge, die Fahrzeit eines Zuges auf 10 Tage zu senken, „dann wird es plötzlich interessant, die teure Luftfahrt durch Züge zu substituieren“, prognostiziert Staake. Der Duisburger Hafen beteilige sich deshalb mit Partnern am Aufbau eines Logistikparks in Weißrussland, der für eine schnellere Abwicklung sorgen solle.
Dabei hat nicht nur Duisport den Schienengüterverkehr in Richtung Ferner Osten für sich entdeckt. Von den 80.000 Sportwagen, die Porsche jährlich nach China verkauft, erreicht mittlerweile jeder 10. sein Ziel per Bahn. Das gab der Stuttgarter Autobauer Ende März bekannt. „Unsere Kunden im Südwesten Chinas kommen deutlich schneller an ihr neues Fahrzeug“, erklärt Oliver Bronder, Leiter Logistik und Produktionssteuerung bei Porsche. Der Transport zwischen Werk und Vertragshändler dauere unter Einbindung des Schiffs 50 Tage. „Der insgesamt 20 Tage lange Bahntransport verkürzt die Fahrzeuglogistik – trotz verschiedener Spurweiten und mehrfachen Umsetzens der Container – um bis zu drei Wochen.“ Die russische Spur misst 1.520 Millimeter, die mitteleuropäische Normalspur ist knapp 10 Zentimeter schmaler. Deshalb muss die Fracht zwischendurch umsteigen.
Auch von Mannheim gibt es seit Herbst 2018 eine Verbindung über die Schiene nach China.
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