„Hilfe für Stephan“ – mit diesem Aufruf wandte sich die Stefan-Morsch-Stiftung 2013 in Bitburg und Speicher an die Öffentlichkeit. Gesucht wurde ein passender Stammzellspender für einen an Leukämie erkrankten Feuerwehrmann aus dem Kreis Bitburg-Prüm. Die Resonanz war überwältigend: Fast 1400 Menschen haben sich damals gemeinsam daran gemacht, nicht nur Stephan sondern auch anderen erkrankten Menschen Hoffnung auf Leben zu geben. Anfang 2016 konnte er einer ihm unbekannten Frau aus Deutschland durch eine Knochenmarkspende helfen.
Andreas Schäfer aus Arenrath in der Nähe von Wittlich ließ sich damals auch typisieren. Er kennt den Feuerwehrkameraden vom Sehen – auf dem Fußballplatz im Nachbarort Binsfeld. Schon seit längerem hatte der 44-Jährige vorgehabt, sich typisieren zu lassen, um nicht zuletzt auch dem guten Vorbild seiner Frau nachzueifern, die schon längst als Stammzellspenderin registriert war. „Die Hilfsaktion gab dann den letzten Anstoß“, erzählt Andreas Schäfer heute. „Es tut mir leid, dass ich das nicht schon viel früher gemacht habe.“
Die Aktion „Hilfe für Stephan“ unterstützten damals die Medien vor Ort, Vereine, DRK, THW und nicht zuletzt die Feuerwehren. Aber auch viele Privatpersonen und Geschäftsleute halfen die Typisierungsaktion zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erster Stammzellspenderdatei, auf die Beine zu stellen. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland mehr als 11.000 Menschen an Leukämie. Vielen Patienten kann heute durch die Übertragung von Stammzellen eines gesunden Stammzellspenders geholfen werden. Die Suche nach geeigneten Spendern ist allerdings aufwendig. Je mehr Menschen sich registrieren lassen, desto größer wird die Chance fündig zu werden.
Typisierungsaktionen wie die „Hilfe für Stephan“ sind daher immens wichtig. Und sind in diesem Fall doppelt erfolgreich: Dem Feuerwehrmann konnte geholfen werden und es zeigte sich, dass aktuell Andreas Schäfer zweieinhalb Jahre später einer 42 Jahre alten Frau in Deutschland mit seiner Knochenmarkspende eine neue Chance auf Leben geben konnte.
Der Inhaber eines Fünf-Mann-Betriebes für die Holzpaletten-Produktion in Densborn hatte schon früher Nachricht erhalten, dass er als Spender infrage kommen könnte. Doch dieses Mal stimmten seine Gewebemerkmale und innerhalb von 14 Tagen fand er sich in der Wiesbadener Klinik zur Entnahme wieder. „Ich hatte hinterher nicht mehr als einen Muskelkater und einen blauen Fleck. Es wird noch viel zu wenig aufgeklärt, wie einfach so eine Knochenmarkspende über die Bühne geht“, setzte sich der Vater von zwei Pflegekindern nachdrücklich für mehr Spendebereitschaft ein. Bei der Knochenmarkspende wird der Beckenkamm unter Vollnarkose punktiert. Mit dem Rückenmark hat das nichts zu tun, wie viele meinen.
Diese Methode wird seit Jahrzehnten routinemäßig angewendet und ist bei etwa 20 Prozent der Spenden erforderlich. Andreas Schäfer ist stolz auf seine große „Ausbeute“: „Sie haben mir 1,48 Liter abgenommen.“ Innerhalb weniger Wochen wird diese Menge vom Körper wieder nachproduziert. Für die Entnahme war er nur 48 Stunden in der Klinik. „Vor der Vollnarkose hatte ich Bammel. Ich hätte schon gern gesehen, was die da machen“, meinte der 44-Jährige, der die Arbeit der Stefan-Morsch-Stiftung lobt, die in diesem Jahr ihr 30jähriges Bestehen feiert. „Die Stefan-Morsch-Stiftung, hier insbesondere Frau Maurer-Brenner, hat mich während der ganzen Zeit super betreut. Davon bin ich total begeistert.“
Familie und Freunde haben den Spender moralisch und tatkräftig unterstützt. Einige hätten sich schon um ihn gesorgt, zumal er seit längerem ein kaputtes Knie hat, meint Schäfer. Doch er stellte klar: „Das war mir egal. Es ging und geht mir nur ums Helfen.“ Die Krebspatienten machten zudem sicher noch ganz anderes durch. Da relativiere sich vieles. Seit es seinem Knie wieder besser geht, ist Andreas Schäfer wieder ganz begierig darauf Sport zu treiben. Fußball, Tennis und Laufen stehen an: „Die Kilos zu viel müssen wieder runter“, grinst der agile Unternehmer voller Vorfreude aufs Frühjahr. Und hofft, dass die Aufbruchstimmung auch „seine“ Empfängerin der Spende erfasst.