Wenn sich demnächst der Stromversorger meldet, um wenig überraschend eine Preiserhöhung anzukündigen, sollte man einen genaueren Blick auf die Preiszusammensetzung riskieren. Unter Umständen könnten einige Versorger die erneute Erhöhung von Netzentgelt und EEG-Umlage nämlich nutzen, um ein klein wenig mehr zu erhöhen und so zusätzlich den Verbraucher zur Kasse zu bitten. Abwegig ist das nicht, denn in den Jahren als die unbeliebten Abgaben nicht stiegen und Rohstoffpreise so niedrig wie lange nicht mehr waren, hätte man annehmen können, dass diese finanziellen, positiven Signale direkt weitergegeben werden. Allerdings blieben die Preise oftmals gleich, bei einigen erhöhten sie sich sogar. Einige Versorger nutzten dieses finanzielle Fenster zur Eigensanierung - so wird es von Experten vorgeworfen.
Tarifwechsel fällt Stromkunden oft nicht leicht
Die Versorger haben dabei leichtes Spiel mit ihren Kunden. Denn die sind Preissteigerungen gewöhnt und nehmen diese als notwendiges Übel einfach hin. Kommt ein Jahr ohne Steigerung, sind die meisten Kunden bereits vollauf zufrieden. Auch die zu erwartende Entwicklung mit den steigenden Preisen für 2016 wird wohl von Vielen stillschweigend akzeptiert werden. Ein Blick zum Sektor der Handytarife verwundert dabei schnell. Werden hier fast schon jährlich die Tarife gewechselt, bleiben die allermeisten Stromkunden treu bei ihren Grundversorgern. Dabei lassen sich Stromtarife mitunter leichter wechseln als der Handyanbieter. Der bürokratische Aufwand ist oft sehr gering und auch die Sorge, dass etwas schief laufen und man im Dunkeln stehen könnte, ist unbegründet. In jedem Fall muss der Grundversorger für Strom sorgen. Dies ist gesetzlich geregelt. Lediglich auf übertriebene Lockangebote von Discount-Anbietern sollten Stromkunden achten.
Strompreis weit mehr als EEG und Netzentgelt
Doch woraus besteht der Preis den ich Kilowattstunde für Kilowattstunde für meinen verbrauchten Strom zahle?
Ein Überblick:
Umlage nach EEG 22,0%
Vertrieb, Stromerzeugung 24,1%
Netzentgelt 20,5%
Steuern (kombiniert) 23,5%
Konzession 5,9%
Andere (Umlagen, weitere Abgaben) 1,9%
Die größten Posten sind die Stromerzeugung und der Vertrieb selbst, sowie Netzentgelte und EEG-Umlage. Diese machen bereits mehr als zwei Drittel des Preises aus. Auch wenn das Netzentgelt steigt, muss man sich keine großen Sorgen machen, dass die Kosten stark steigen. Denn wenn das Netzentgelt aktuell 6,76 ct/kwh beträgt und um drei Prozent steigt, sind es neu 6,96 ct/kwh, die fällig werden. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2500 kwh, sind das umgerechnet fünf Euro, oder knapp 40 Cent monatlich mehr. Mit anderen Worten: Nicht der gesamte Strompreis steigt um drei Prozent, sondern nur das Netzentgelt.
Ein anderer großer Posten sind Umsatz- und Stromsteuer, die zusammen 23,5% Prozent ausmachen. Weit weniger gehen an kleinere Umlagen. Dazu gehört die Konzessionsabgabe, die die Versorger an Kommunen bezahlen, um vor Ort öffentliche Wege nutzen zu dürfen und die KWK-Umlage, um Anlagen mit einer Kraft-Wärme-Kopplung zu unterstützen. Der minimale Rest verteilt sich dann auf verschiedene kleinere Umlagen.
Viele Bestandteile des Preises sind somit bei allen Anbietern identisch. Auch die Versorger tragen eine Mitschuld daran, wenn sie günstigere Bedingungen auf dem Strommarkt nicht direkt an die Kunden weitergeben. Aber auch dieser selbst trägt eine Verantwortung.
Quellen:
WELT
bundesregierung.de