Stand März 2022 gibt es 3842 Stellwerke im Netz der Deutschen Bahn, in unterschiedlicher Technologie – mechanisch, elektromechanisch, relais- oder elektronisch gesteuert. Ein Stellwerk ist die „Kommandozentrale“ für viele Weichen und Signale innerhalb eines Streckengebiets. Vom Stellwerk aus werden die Weichen gestellt und alle Züge auf ihren richtigen Weg gebracht. Im Stellwerk steuern Mitarbeiter von Eisenbahninfrastrukturunternehmen – deutschlandweit über 13.000 – den gesamten Zugverkehr einer Region.
Ein Relaisstellwerk (kurz auch RSTW) ist eine Bauform des Stellwerks zur Steuerung des Eisenbahnbetriebs, in dem die sicherungstechnischen Abhängigkeiten vollständig elektrisch durch Signalrelais hergestellt werden. Gleispläne der Bahnhöfe und der angrenzenden Streckenabschnitte sind schematisch auf sogenannten Stelltischen abgebildet. Hier werden alle Bedienhandlungen vorgenommen und Betriebszustände angezeigt. Knapp die Hälfte aller Stellwerke sind Relais-Stellwerke.
Ein Relais – kurze Auffrischung vom Physikunterricht – ist ein durch elektrischen Strom betriebener, fernbetätigter Schalter mit in der Regel zwei Schaltstellungen. Das Relais wird über einen Steuerstromkreis aktiviert und kann weitere Stromkreise schalten.
Als Beispiel ist hier ein Klappanker-Relais mit einem Schließer (auch Arbeitskontakt genannt) abgebildet. Das linke Bild zeigt das Relais in Ruhestellung; die Spule ist spannungslos, der Arbeitskontakt geöffnet. Auf dem rechten Bild liegt an der Spule eine Spannung an, wodurch der Anker vom Eisenkern der Spule angezogen und der Arbeitskontakt geschlossen wird.
Relais arbeiten äußerst zuverlässig; was sie nicht „mögen“, ist Feinstaub. Es ist eine gut untersuchte Tatsache, dass Partikel und Rauch nicht nur die Atemwege schädigen, sondern auch Elektronik. Dass Serverräume von Feinstaub angegriffen werden, ist Allgemeinwissen. Mikroskopisch kleine Verschmutzungspartikel greifen die Elektronik der IT-Technik an, verursachen Überhitzung, Unterbrechungen, Fehler, Kurzschlüsse oder Ausfälle und reduzieren dadurch langfristig die Zuverlässigkeit, Lebenserwartung und den Werterhalt. Dass auch Relais-Stellwerke durch mikroskopisch kleine Staubpartikel empfindlich gestört werden, ist weit weniger bekannt.