Es folgten daraufhin zig – mehr oder weniger gelungene – Coverversionen des liebenswerten Kaminfeuer-Klassikers. So z.B. von Donny Osmond, Peter Hofmann, Richard Clayderman, Ricky King oder – besonders erfolgreich – der irischen Boygroup „Westlife". Die allererste „Deutsche Originalaufnahme" lieferte 1975 der damalige Schlagersänger und heutige Photograph und Buchautor Stefan Hallberg; weitere einheimische Musiker, etwa Howard Carpendale oder Karel Gott, nahmen sich in den 90ern des überaus ansprechenden Titels an. Inspirierte, intelligente muttersprachliche Auslegungen des Barry-Manilow-Oldies, keine Frage,
Doch die mutmaßlich gefühlvollste, nachdenklichste und atmosphärischste stammt mit einiger Sicherheit von GERD CHRISTIAN. Die Schlagerlegende aus Greifswald feiert am 16. Juli diesen Jahres seinen 60. Geburtstag. Der gelernte Zimmermann und Absolvent der Musikhochschule Berlin-Friedrichshain hatte 1979 mit dem von seinem Bruder, dem Liedermacher Holger Biege und der im August vor einem Jahr verstorbenen „DDR"-Texterlegende Fred Gertz geschriebenen, elitären Popchanson „Sag ihr auch", das sich seinerzeit über eine Million mal verkaufte, seinen bislang größten Hit landen können. Nach der Wende vor 20 Jahren, wurde es zwar um den Originalinterpreten zunächst ruhiger; gesamtdeutsch aber, nahmen sich so unterschiedliche Künstler, wie „Schlager-Kanone" Bernhard Brink, Popschlagerstar Leonard oder die volkstümlichen „Kastelruther Spatzen", des ostdeutschen Megahits an und sorgten dafür, daß „Sag ihr auch" gleichsam beim einstigen ‚Klassenfeind’ einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad zu erreichen vermochte.
Vor genau zehn Jahren, tat sich Gerd Christian mit dem sächsischen Produzententeam, bestehend aus dem Komponisten und Arrangeur Andreas Goldmann und der gewitzten, hochtalentierten Lyrikerin Heike Fransecky, zusammen und fand, aufgrund deren Könnens und Ideenreichtums, wiederum zu gewohntem Erfolg zurück!
Nachdem 2009 das von Heike und „Goldi" konzipierte Album „Das eigene Gesicht" (DA Music) – eine phantastische Kollektion intelligenter Popchansons, die mit traditionellem Schlager nicht mehr viel gemein haben – veröffentlicht wurde, leitet nun ein ganz spezieller Leckerbissen Gerds Jubiläumsfestivitäten kongenial ein: Am 18. Juni diesen Jahres präsentiert der sympathische Vollblutmusiker mit dem dunklen, eindringlichen, so sensiblen, wie kraftvollen Organ, eine schier unübertreffliche Coverversion eben von Barry Manilows 1974er-Dauerbrenner. „Für Mandy" (DA Music) nennt sich seine Sichtweise dieser Popperle, die garantiert die Radiostationen dieses unseren Landes in Bälde gehörig aufwirbeln dürfte!
Dies liegt natürlich an der von jeher famos verlaufenden Kooperation der drei Protagonisten: Andreas „Goldi" Goldmann entwarf ein knisterndes, urban-nächtliches Neuarrangement, das von prägnant eingesetzten Chorpassagen, absolut schlageruntypischen, durchaus phonstarken E-Gitarren, und ebenfalls eher lauteren, kräftigeren, in den Vordergrund gemischten Schlagzeugsounds lebt. „Goldis" musikalische Umsetzung hat etwas von US-amerikanischen Pop/Rock-Balladen an sich; sie steht „Bon Jovi" näher, als irgendwelchem teutonischen Kommerzschlager. Der sächsische Produzent haucht dem allseits geläufigen Lied viel Neues, Originelles, Eigenständiges ein, so daß es sich bei „Für Mandy" nicht um eine platte Kopie des Originals, ein Imitat oder eine seelenlose Kopie handelt, sondern um eine prickelnde Transferierung eines Hits aus den 70ern des letzten Jahrhunderts ins neue Jahrtausend.
Gerade phantastisch ausgefallen sind Heikes deutsche Reime, die sie zu „Für Mandy" fand: Es dreht sich darin inhaltlich um einen betagteren Herrn, der zu Jugendzeiten unsterblich in eine „Mandy" verliebt war, sie dann aber irgendwann, aus ihm heutzutage unerfindlich erscheinenden Gründen, verlassen hatte. Er sitzt nun einsam in genau jener Bar, in der er damals seine Traumfrau traf; aus der Musikbox erklingt auf einmal ihr gemeinsames Lied, die Hymne ihrer Liebe. Die ggf. seitens der Texterin angedachte Assoziation, es könne sich bei diesem Lied um Barry Manilow handeln, spürt der Zuhörer nur zwischen den Zeilen – plötzlich kommt eine Frau durch die Kneipentür – er sieht ihre Augen…
Heike lässt es – und dies ist literarisch eine Glanzleistung! – bewusst offen, ob es sich bei der Dame tatsächlich um „Mandy" oder um eine Verwechslung handelt. Ein fulminanter, extrem stimmungsvoller, spannungsgeladener Text, den Gerd Christian mit fester, tiefer Stimme romantisch und sehnsuchtsvoll darbietet!
Das ganze riecht eindeutig nach Hit, zumal die drei – Gerd, Heike und „Goldi" – perfekt aufeinander abgestimmt sind und kein Blatt Papier zwischen sie passt. Ein überzeugender Einstieg in die Feierlichkeiten zu Gerd Christians 60. Geburtstag in vier Wochen – und es pfeifen bereits jetzt die Spatzen von den Dächern, daß „Für Mandy" nur ein kleiner, aber sehr, sehr (!) feiner Einstieg in weitere Aktionen zu Gerds Ehrentag darstellen könnte…
Gesamtnote: Bestwertung
Quelle: Holger Stürenburg, 06./07. Juni 2010
Weitere Informationen: www.gerd-christian.de und www.fransecky.de