Sichtbeton und Raummodule, eine reizvolle Mischung
Nicht nur sollte die Architektursprache der beiden Gebäude die Zugehörigkeit zu einer übergeordneten Firmengruppe baulich zeigen, die Grundrissorganisation der FAGSI Zentrale hatte sich auch in der Praxis einfach gut bewährt. Und so wurde auch der Neubau in Coswig als schlanker Zweispänner konzeptioniert, der auf rund 60 Metern Länge rechts und links des mittig angelegten Flurs Platz für lichtdurchflutete Besprechungsräume, komfortable Büros und viele weitere Raumnutzungen bietet. Die im ALHO Werk präzise vorgefertigten 31 Raummodule wurden auf ein betoniertes Untergeschoss aufgesetzt, innerhalb zwei Wochen vor Ort montiert und in den anschließenden drei Monaten mit der Fassade verkleidet und bezugsfertig ausgebaut. Derzeit werden die neuen Räume bezogen.
Zumindest teilweise ist das Gebäude als Hybridkonstruktion mit Sichtbetonbauteilen ausgeführt. Auf einer Länge von rund 27 Metern wurde über Erd- und Obergeschossniveau eine Art Betontisch ausgebildet. Das erste Obergeschoss dockt mit seinen Raummodulen daran an, das gesamte zweite Obergeschoss schiebt sich in Modulbauweise darüber, ein Flachdach bildet den Abschluss. Eine Sichtbetonmauer markiert – als Einfassung für die LKW-Einfahrt auf den Werkshof – zusammen mit Sichtbetonelementen wie Stützen und Wänden im Bereich des Foyers diese Konstruktions- und Materialzäsur. Der Eingang in das zweiseitig mit einer Pfosten Riegel Konstruktion verglaste helle, zweigeschossige Foyer befindet sich geschützt im Bereich der Werkseinfahrt. Verkleidet sind die Etagen mit einer Aluminiumfassade aus schlanken hochformatigen Paneelen, die sich mit raumhohen Fensterelementen gleicher Abmessung und im Bereich innenliegender Balkone mit lichtdurchlässigen gelochten Elementen abwechseln. Die Geschossdecken sowie der Dachrand sind mit dunkler gefärbten Metallkassetten optisch wie plastisch als Bänder hervorgehoben und betonen damit die Länge des Bauwerks.
Dem Unternehmen ein neues Gesicht geben
Auf rund 900 qm Gebäudegrundfläche baut der Grundriss des repräsentativen Gebäudes auf und gibt dem ProContain Sitz in Coswig ein neues, modernes Gesicht. Über einen in die Glasfassade eingestellten Glaszylinder als geschützter Windfang gelangen Mitarbeiter und Besucher ins Gebäude. Empfang und Wachdienst haben gleich daneben an einheitlich gestalteten und vom Schreiner passgenau umgesetzten Tresen ihre Arbeitsplätze. Hinter einer zweigeschossigen Sichtbetonwand und großzügigen Wartezone gegenüber dem Aufzug- und Treppenhauskern –ebenfalls aus Sichtbeton – schließt dann der Modulbautrakt an. Auf der einen Flurseite befinden sich unterschiedlich großen und teilweise zusammenschließbare Besprechungsräume, auf der anderen eine kleine Kantinenküche und zugehörige Sanitärbereiche. Der Flur mündet in einen großen, repräsentativen Showroom, in dem die Kunden die Materialbemusterung ihrer ProContain Anlagen vornehmen und aus unterschiedlichen Materialien wählen können. Hinter einer Glaswand befindet sich der Speiseraum für die rund 60 Mitarbeiter mit Zugang zur Außenterrasse.
Beide Obergeschosse beherbergen rechts und links entlang des Flurs die Büroräume sowie zugehörige Teeküchen, Serviceräume und sanitäre Anlagen. Im ersten OG stellt eine große Festverglasung am Flurende den Sichtbezug ins zweigeschossige Foyer her. Auf diese Weise entsteht innerhalb des Gebäudes eine großzügige Weite. Ein Effekt, der zusätzlich durch die Verglasungen zwischen Flur und Büroräumen unterstützt wird.
Angenehme Arbeitsatmosphäre
Während im Foyer der Bodenbelag aus einem feinkörnigen Betonwerkstein – passend zu den Materialien Sichtbeton und Glas – ausgewählt wurde, sind die Büroetagen wohnlicher gestaltet. Die einzelnen Büros verfügen über anthrazitgraue Teppichböden, die Flure sind mit Industrieparkett aus Eiche belegt. Die Flurzonen sind mit kleinen Sitzgruppen und „Besprechungsinseln“ möbliert, die nicht nur als Stauraum für Büromaterialien dienen, sondern auch dem informellen Austausch und spontanen Meetings nebenbei.
Die schmalen, bodentiefen Fenster lassen viel Licht herein und belüften die Büroräume auf natürlichem Weg. „Zwischen zwei Bürofenstern haben wir passgenau ein raumhohes Installationspaneel für die vertikale Verlegung notweniger Kabel und IT-Anschlüsse entwickelt“, erklärt Frank Holschbach. „Nun kann einfach und ohne großen Umbauaufwand die Technik genau dort angesteuert werden, wo man sie braucht. Das macht eine besonders flexible Nutzung der gesamten Bürofläche möglich noch über die in diesem Punkt ohnehin schon optimalen Bedingungen der Modulbauweise hinaus.“ Abgehängte Decken aus gelochtem weißen Gipskarton verbergen die Licht- und Kühltechnik und sorgen vor allem auch im Foyer für den akustischen Ausgleich der eher schallharten Oberflächen wie Beton, Werkstein und Glas.
Im Untergeschoss sind Lager- und Technikräume, zum Beispiel für die moderne Luft-Wasser-Wärmepumpe des Heizsystems oder den Firmenserver untergebracht. Nahezu die Hälfte der Fläche aber steht den Mitarbeitern als Entspannungs- und Fitnesslounge, mit Sauna, Ruheraum und sanitären Anlagen zur Verfügung. „Um heute gute Mitarbeiter zu bekommen und zu halten, ist ein angenehmes Arbeitsambiente nötig – plus noch ein bisschen mehr“, weiß man bei ProContain und ist gespannt, wie das Konzept in Zukunft aufgehen wird. „Wir freuen uns, mit diesem Neubau die Möglichkeiten modularen Bauens erneut aufzeigen zu können“, sagt Architekt Frank Holschbach. „In der Bauweise stecken enorme Potenziale und wir stellen erfreut fest, dass immer mehr Kollegen diese erkennen und für ihre Architektur nutzen.“
Unternehmen
ProContain Verwaltungsneubau in ALHO Modulbauweise
Zur ALHO Gruppe mit Sitz in Friesenhagen gehören das Modulbauunternehmen ALHO Systembau GmbH, die auf Vermietung- und Verkauf von temporären Raumsystemen fokussierte FAGSI GmbH sowie die ProContain GmbH, Fachhandelsspezialistin für die Herstellung flexibler Containersysteme. Für FAGSI hat Architekt Frank Holschbach (LHVH Architekten Partnerschaft, Köln) bereits das Hauptverwaltungsgebäude in Morsbach aus ALHO Modulen realisiert. Und auch ProContain entschied sich dafür, den neuen Verwaltungsbau im sächsischen Coswig von den Architekten in der bewährten modularen Qualitätsbauweise des Mutterkonzerns errichten zu lassen. Die Architektursprache beider Bauten lässt eindeutig auf die Familienzusammengehörigkeit der GmbHs schließen. Doch – wie das bei Geschwistern meistens so ist – bei aller Ähnlichkeit gibt es auch Unterschiede.
Auf dem ProContain Werksgelände in Coswig war das Bestandsgebäude der Zentrale deutlich zu klein für die steigende Mitarbeiterzahl geworden. Die Geschäftsführung entschloss sich daher für den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes – natürlich in Modulbauweise, der bewährten Qualitätsbauweise des Mutterkonzerns ALHO. Zweigeschossig sollte er werden, doch für weiteren Zuwachs um ein drittes Geschoss bereits ausgelegt. Für die flexible Modulbauweise kein Problem! Doch ProContain wuchs so rasant, dass noch während der Planungsphase umdisponiert und die Dreigeschossigkeit von Anfang an umgesetzt wurde. Architekt Frank Holschbach konnte sich bei seinem Entwurf darum sehr genau an dem Verwaltungsbau der Schwesterfirma FAGSI orientieren, den er in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich in Morsbach realisiert hatte.