Vom Burnout sind häufig Menschen betroffen, die in Berufen mit hohen emotionalen, ethischen und menschlichen Anforderungen arbeiten und gleichzeitig unter wirtschaftlichen oder zeitlichen Sachzwängen stehen. Studien, die sich mit der Gesundheit von Mitarbeitern des Gesundheitswesens befassen, ergeben eine erhöhte Prävalenz psychischer Störungen bei Therapeuten, die Studie von Mundle et al (2007) stellt zeigt, dass mindestens 20 % der Ärzte an einem Burnoutsyndrom leiden.
Die Arbeitsbelastung von Ärzten ist nach wie vor sehr hoch, umfasst aber neben der weiterhin notwendigen direkten menschlichen Zuwendung immer mehr komplexe technische Anforderungen und bürokratische Belastungen. Gleichzeitig nahm der therapeutische Handlungsspielraum durch ökonomische und politische Vorgaben ab. In der Folge sank das Ansehen der Ärzte in der Bevölkerung, da Patienten sowohl ihre Unzufriedenheit mit den Leistungen des Gesundheitssystems als auch ihre Gefühle von Überforderung durch die komplexen therapeutischen Möglichkeiten und Zusammenhänge und die als nicht ausreichend erlebte zeitliche Zuwendung direkt auf die Ärzte projizieren. Komplizierte und schwer vorauszuberechnende Abrechnungsbedingungen werden als ungerecht erlebt und schüren unabhängig von der tatsächlichen Höhe der Vergütung Unzufriedenheit. Ärzte erleben also bei gleichbleibender oder erhöhter Arbeitsbelastung einen Rückgang ihres ökonomischen und sozialen Status.
Eine Rücknahme der Leistungsbereitschaft und „Dienst nach Vorschrift“, um in anderen Lebensbereichen für Ausgleich und Zufriedenheit zu sorgen, wäre eine mögliche Reaktion. Die meisten Ärzte und Therapeuten jedoch identifizieren sich mit ihrem Beruf und intensivieren ihre Bemühungen. Hier beginnt die Phase erste Phase des Burnoutsyndroms.
Phaseneinteilung des Burnoutsyndroms
Th. Bergner (Burnout bei Ärzten, 2006) hat die Phaseneinteilung des Burnoutsyndroms durch verschiedene Autoren zusammengefasst und beschreibt die erste Phase des Burnout als gekennzeichnet durch gesteigerte oder gleich bleibend gute Leistungsfähigkeit. Nach Bergner ist für Ärzte und Therapeuten folgendes typisch: „Mit ihrer Hyperaktivität am Beginn dieser Phase verschaffen sie sich das Gefühl der Unentbehrlichkeit bei gleichzeitiger Verleugnung eigner Bedürfnisse.“ (Bergner 2006, S.9) Der Wunsch nach Unentbehrlichkeit kann als Versuch, den Verlust des sozialen Status auszugleichen, interpretiert werden, und die Verleugnung eigener Bedürfnisse reduziert die Frustration. Kommt die finanzielle Notwendigkeit dazu, mehr zu arbeiten oder trotz Erschöpfung das Niveau zu halten, wird das eigene Leistungsverhalten erst wieder reflektiert, wenn es selbst durch Willenseinsatz nicht aufrechterhalten kann. Die Leistungsfähigkeit lässt nach und die zweite Phase des Burnoutsyndroms manifestiert sich.
Kompensationsversuche z.B. durch vermehrten Kaffee-, Alkohol-, Nikotin- oder Tablettenkonsum und sogar durch exzessiven Sport verschlechtern die Lage. Die Betroffenen ziehen sich zurück, da Kontakte als Belastung erlebt werden, Ausgleichsmöglichkeiten im privaten Umfeld gehen verloren, und Beziehungsprobleme können dazukommen. Die Flexibilität lässt nach, Verhaltensroutinen herrschen vor, Ängste, depressive Verstimmungen sowie Schuld- und Versagensgefühle kommen dazu. Auf der körperlichen Ebene können sich unterschiedlichste Symptome zeigen, die zunächst von der Gesamtsituation ablenken.
In der dritten Phase kommt es dann durch die emotionale Erschöpfung zu Passivität und Isolation. Oft wird den Betroffenen auch erst jetzt ihre Gesamtsituation, also dass ihr Problem nicht ein einzelnes Symptom ist, sondern dass ihr Leiden ihr Leben insgesamt betrifft, bewusst. Existentielle Verzweiflung, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Mangel an Alternativen führen zu einer Opferhaltung der Betroffenen, die schließlich sogar zum Suizid führen kann. Therapeutische Hilfe ist in dieser Phase notwendig.
Emotionale Erschöpfung
Das zentrale Symptom des Burnoutsyndroms ist der Verlust der Leistungsfähigkeit aufgrund emotionaler Erschöpfung. Menschen in therapeutischen Berufen reagieren auf die Zwickmühle zwischen Sachzwängen und hohen emotionalen Anforderungen oft mit Idealismus und Engagement, leisten Erstaunliches und bekommen dafür Anerkennung. Dadurch erfahren sie die Erfüllung ihrer Bedürfnisse nach Kontakt, Zuwendung und Sinnerleben im Beruf. Für die Pflege privater Beziehungen fehlen Antrieb und Energie. Dies ist die kritische Stelle, an der die Weichen für oder gegen Burnout gestellt werden. Einseitiges berufliches Engagement führt zu einer Einengung des Verhaltensrepertoires, der Ressourcen und Kompensationsmöglichkeiten bei Krisen und führt so in die emotionale Erschöpfung.
Prävention
Um der emotionalen Erschöpfung vorzubeugen, ist es wichtig, auf allen Ebenen gut für sich zu sorgen.
Auf den Körper bezogen bedeutet dies, einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung, Entspannung und maßvollem Genußmittelkonsum zu führen. Ärzte und Therapeuten tun sich eher schwer damit, zum Arzt zu gehen, vernachlässigen Vorsorgeuntersuchungen und behandeln Symptome oft selbst und ohne sich selbst dabei so ernst zunehmen, wie sie es für ihre Patienten selbstverständlich tun würden. Ein Umdenken an dieser Stelle kann die Manifestation eines Burnoutsyndroms und andere Stresserkrankungen verhindern.
Beruflich ist es wichtig, neben den Anforderungen der Patienten die eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren und Routinen und Effizienz immer wieder zu überprüfen. Selbstfürsorge im Berufsalltag bedeutet nicht nur, sich Pausen zu gönnen, sondern betrifft auch die innere Haltung während der Arbeit, die von einer guten Selbstwahrnehmung geleitet werden sollte.
Die Verbesserung der Kommunikation mit den Patienten und dem Praxisteam kann helfen, Zeit und Energie einzusparen. Dazu bietet sich regelmäßige Supervision an oder Kommunikationstraining. Eine systemische Betrachtung der Praxisabläufe und der Beziehungen der Mitarbeiter untereinander hilft, Reibungsverluste zu minimieren und die Zufriedenheit aller zu steigern.
Erfolg im Beruf und Befriedigung aus den Patientenkontakten sind eine gute Voraussetzung für Zufriedenheit. Darüber hinaus ist wichtig, dass genug Zeit und Energie für die Pflege des privaten sozialen Umfeldes übrig bleiben. Familie, Freundschaften und Freizeit erfordern Energie und Aufmerksamkeit, wenn sie als Ressourcen zur Verfügung stehen sollen.
Frustrationen sind oft Ergebnis überhöhter Anforderungen an sich selbst. Deshalb ist es der psychischen Gesundheit förderlich, die inneren Werte zu hinterfragen und der eigenen Entwicklung anzupassen.
Steht die berufliche und persönliche Entwicklung schließlich in einem Sinnzusammenhang mit dem eigenen Leben, ist es möglich, das eigene Leistungsverhalten zu steuern. Nach einer Zeit der beruflichen Entwicklung und Entfaltung kommt oft eine Phase der Konsolidierung, in der andere Lebensthemen wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. Am Ende der beruflichen Laufbahn stellt sich dann die Frage, was soll bleiben, was möchte man weitergeben, und wie kann das Leben aussehen, wenn der Beruf nicht mehr im Mittelpunkt steht. Sich auch damit rechtzeitig auseinanderzusetzen schafft die Flexibilität, die es braucht, um auf Krisen gut reagieren zu können, seien sie beruflicher oder privater Natur.
Burnoutprophylaxe als Fortbildung
In einer fünftägigen Fortbildung werden die oben genannten Präventionsstrategien ausführlich behandelt. Neben der Vermittlung von Information legt die Fortbildung den Schwerpunkt auf Selbstwahrnehmung und Selbsterfahrung. In Gruppenarbeit können Erfahrungen ausgetauscht und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden. Dazu sind Bewegungs- und Entspannungsangebote teil der Fortbildung, und das Hotel bietet eine gesunde Ernährung und entspannende Umgebung. Bewußt beginnt die Fortbildung an einem Sonntagabend und endet am Freitag Nachmittag, um das Wochenende zur Erholung frei zu halten. Bei dieser Burnoutprophylaxefortbildung geht es nicht einfach um Wiederherstellung oder Erhalt der Leistungsfähigkeit, sondern um die Balance zwischen Leben und Arbeiten, so dass die emotionale Schwingungsfähigkeit erhalten bleibt.
Die Fortbildung ist mit 50 CME-Punkten zertifiziert.
Ansprechpartner für weitere Informationen ist Frau Dr. C. Dremel, Marie-Curie-Str. 18, 79100 Freiburg.
Literatur
Thomas M. H. Bergner, Burnout bei Ärzten, Schattauer 2006
Jahresbericht des Berufsverbandes der Deutschen Psychologinnen und Psychologen 2008
Mundle, G. Ärztegesundheit: eine zentrale Aufgabe der Deutschen Suchtstiftung Matthias Gottschaldt, Psychoneuro 33, (1+2), 3