Allerdings hatte die diesjährige Fruit Logistica noch einen weiteren, wenn auch ungekürten Gewinner: die Digitalisierung.
ECHTZEITÜBERWACHUNG AUF HOHER SEE
Ein Beispiel hierfür war das Agieren von Maersk. Beim weltweit größten Carrier für verderbliche Waren drehte sich alles um die Weiterentwicklung des hauseigenen „Remote Container Monitoring“ (RCM). Hiermit ist eine Echtzeitüberwachung von Waren möglich – auch während wochenlanger Phasen auf hoher See. Für das bereits seit September 2017 verfügbare System, das dieses Jahr ein Update erhalten soll, haben sich mittlerweile 2.300 Kunden angemeldet. Maersk verweist dabei auf einen durchschnittlichen Volumenzuwachs seiner Kunden von zehn Prozent – während der allgemeine Reefer-Markt 2018 vier Prozent weniger Zuwachs erfahren hat.
Sehr gute Erfahrungen mit dem „RCM“-System machte auch die zur Maersk-Gruppe gehörende Reederei Hamburg Süd, die nun alle eingesetzten Kühlcontainer mit dieser Technologie ausgestattet hat. Durch das Monitoring sei es jederzeit möglich, Kühlcontainer sowie den Zustand der Ladung in seinem Inneren in Echtzeit zu überwachen, zum Beispiel den Ort, den Temperaturverlauf, die relative Luftfeuchtigkeit oder die Sauerstoff- und CO2-Konzentration.
Auch andere Carrier wie CMA CGM oder Hapag-Lloyd sowie Speditionen wie Kühne + Nagel und DHL stellten vergleichbare Systeme vor.
BLOCKCHAIN-TECHNOLOGIE WIRD PRAXISNAH
Der hohe Digitalisierungsgrad der Messe zeigte sich aber vor allem an der omnipräsenten Blockchain-Technologie. Und fehlte es bis vor kurzem noch an konkreten Anwendungsmöglichkeiten, wurden auf der Berliner Messe gleich mehrere vielversprechende Pilotprojekte vorgestellt. Darunter auch eines aus Hamburg – vom Start-up Block Builders. Den Anfang machte eine Testverschiffung von 17 Tonnen Mandeln von Australien in die Hansestadt, die erfolgreich in einer Blockchain protokolliert wurde. Jetzt folgt: Die Optimierung von Craft-Bier-Verladungen von der US-Westküste nach Europa. Die Brauer bekommen durch die Blockchain-Technologie den fälschungssicheren Nachweis, dass die Biere innerhalb der vereinbarten Temperaturzone von zwei bis vier Grad befördert werden.
Auch der IT-Riese IBM verfolgt diverse Blockchain-Projekte. Mit „IBM Food Trust“ etwa will das US-Unternehmen eine führende Plattform für Blockchain-Lösungen im Frischesegment bieten. Auch hier geht es, wie bei den Craft-Bier-Brauern, um eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Lieferkette – und somit um eine maximale Qualität der Ware.
Wegen der Datenschutz-Grundverordnung in der EU, die mit der erforderlichen Transparenz der Blockchain-Technologie konterkariert, diese zumindest erschwert, konzentriert sich IBM mit seinen Bestrebungen aber vorerst auf die USA. Hier konnte man bereits die Einzelhandelskette Wal Mart als Großkunden gewinnen. Wal Mart plant, bis Herbst dieses Jahres alle Lieferanten von Blattgemüse auf die IBM-Plattform zu bringen. Weitere Produkte sollen folgen.
ÜBER 20 TONNEN OBST VERSCHENKT
Übrigens: Wer sich fragt, was mit all dem „Schauobst“ nach der Messe passiert ist: Nun, das wurde … passiert. Also zu Marmelade verarbeitet. Oder, wenn es die Haltbarkeit erlaubte, im ursprünglichen Zustand verschenkt. Unter anderem an die Berliner Tafel. Insgesamt kamen so über 20 Tonnen Obst und Gemüse für gute Zwecke zusammen. Schon seit 25 Jahren landen durch diese (logistisch perfekt organisierte) Aktion die Früchte nicht im Müll, sondern kommen Bedürftigen zugute.
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JITpay 2019 / Bild: Fruit Logistica