Nur keine Hektik: wer in den Südosten der Lombardei reist, sollte Zeit mitbringen und … ein Fahrrad. Oder aber sich eines ausleihen. Denn das dichte, gut ausgebaute Radwegenetz im Grenzgebiet der drei lombardischen Provinzen Brescia, Cremona und Mantua lädt zum langsamen Entdecken auf zwei Rädern ein.
Und zu entdecken gibt es hier einiges: immer wieder, mitunter völlig unvermutet kommt man an herrschaftlichen Burgen wie dem Castello di Padernello in Borgo San Giacomo und gepflegten Adelssitzen wie der Villa Sommi Picenardi und dem Castello di San Lorenzo in Torre De‘ Picenardi vorbei. In die Erhaltung und Restauration dieser Schmuckstücke wird seit einigen Jahren viel investiert. Die Gelder dafür stammen teils von der EU, teils vom Staat sowie von der Region und von Stiftungen. Koordinator ist überwiegend die lokale Aktionsgruppe GAL Oglio Po. Aber auch private Gelder und vor allem viel Engagement und Idealismus fließen in die einzelnen Projekte – so auch in Ostiano. Das dortige Castello Gonzaga besticht nicht nur mit einem neoklassizistischen Haustheater, sondern auch mit den Überresten einer Synagoge, die mit Geduld und Sachverstand sozusagen wieder ans Tageslicht gefördert wird.
Die Städtchen San Giovanni in Croce, Rivarolo Mantovano und Sabbioneta sind gleichfalls einen Abstecher wert. In ersterem erhebt sich die Villa Medici del Vascello, von einem weitläufigen Park umgeben. Hier lebte einst Cecilia Gallerani – verewigt von Leonardo da Vinci in seinem berühmten Porträt „Dame mit dem Hermelin“. In Rivarolo Mantovano und Sabbioneta kann man sich dagegen ganz in die außergewöhnliche Städteplanung der Renaissance vertiefen. Beide Orte gehen auf den Herzog Vespasiano Gonzaga zurück, Sabbioneta gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Zu den diversen kulturellen Highlights gesellen sich natürlich immer auch kulinarische Höhepunkte, schließlich sind wir in Italien unterwegs. Über Kürbistortelli (Tortelli di zucca), Parmesan mit Senffrüchten (Parmigiano con mostarda) und das eine oder andere Glas guten (!) Lambrusco kann man schon mal die Zeit vergessen. Vor allem, wenn man den Schmaus in einem Agriturismo zu sich nimmt. Davon gibt es hier so einige. Ursprünglich waren sie Gutshöfe, auf denen eine Vielzahl von Menschen lebte und arbeitete. Und auch heute wird in einem Agriturismo noch immer Anbau betrieben. Oftmals finden die lokalen Produkte Eingang in die angebotenen Köstlichkeiten. Als Urlauber kann man hier wunderbar einkehren und meist auch übernachten.
Zwischen so viel Kultur und Schlemmerei tut Bewegung gut. Es macht Spaß, sich auf den Sattel zu schwingen. Der Belag der Radwege ist unterschiedlich, mal geschottert, mal asphaltiert. Oft bindet das Wegenetz Landstraßen mit ein, die aber in der Regel nicht allzu verkehrsreich sind. Über das entspannte Dahinradeln von Ort zu Ort hinaus bietet der lombardische Südosten ebenso ein meditatives Natur- und Landschaftserlebnis. Die Gegend hier ist wasserreich – neben dem Oglio und dem Po fließen zahlreiche weitere Wasserläufe, insbesondere auch Kanäle durch das landwirtschaftlich geprägte Gebiet. Allen voran säumen Maisfelder und Baumschulen die Wege. Aber es gibt auch ausgedehnte Naturreservate, so die beiden Flussparks Oglio Nord und Oglio Sud, die sich zwischen dem Lago d‘Iseo und dem Po-Ufer ausdehnen. Umgeben von einer abwechslungsreichen Vegetation, das Rauschen des Oglio im Ohr sowie Graureiher und Fasanen vor Augen kann man ganz vergessen, dass man gerade in einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen Italiens unterwegs ist. Und in der Tat: auch so manch gestresster Großstädter aus Mailand kommt hier zum Entspannen her!
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.bresciatourism.it, www.turismocremona.it und www.turismo.mantova.it.