Der Lombardei im Norden Italiens haftet selbst unter Landeskennern oftmals der Ruf einer „Durchreiseregion“ an. Häufig beherrscht das Bild von Industrie- und Finanzkonzernen die allgemeine Vorstellung. Die Wanderroute „In Cammino per Francesco“ – entstanden auf der Grundlage einer alten Pilgerreise nach Assisi und Rom – fördert einmal mehr zutage, dass ganz im Gegenteil auch die Lombardei „eine grüne Seele“ hat und reich an natürlichen, kulturellen und gastronomischen Schätzen ist. Das Weinbaugebiet Franciacorta und die Moränenhügel bei Mantova stellen zwei exzellente Beispiele dafür dar, dass hier ein Verweilen sehr lohnenswert ist…
Im Anschluss an das Weihnachtsfest 1253 begab sich der damalige Erzbischof von Rouen – der Franziskaner Odo Rigaldus – auf eine Pilgerfahrt nach Assisi, Lebens- und Wirkstätte des heiligen Franziskus, und Rom. Ein knapper Bericht des hohen Kirchenmannes mit Angaben zu den einzelnen Etappen seines Wegs sowie das heutige Interesse an einer Reiseweise, die dem körperlichen und geistigen Experimentieren verpflichtet ist, waren und sind noch immer die Basis für die Gestaltung einer Franziskus-Wanderroute durch diverse italienische Regionen. Einige Abschnitte wie beispielsweise jener zwischen Forlì in der Emilia-Romagna und Rom in der Region Latium sind bereits freigegeben. Dank des Projektes „In Cammino per Francesco“ wird inzwischen ebenfalls eine Strecke durch die gesamte Lombardei ausgearbeitet, vom Lago Maggiore bis hin zum Aufeinandertreffen der Flüsse Mincio und Po. Im Rahmen der BIT in Mailand im März 2011 wird die Wanderroute offiziell präsentiert.
Mit diesem Projekt wird einigen lombardischen Landstrichen eine Aufmerksamkeit zuteil, die diese ansonsten eher weniger kennen. Auf insgesamt 15 Etappen kann sich der Wanderer mit den Besonderheiten der Region vertraut machen, so z.B. auf dem 10. Abschnitt – „Von Cividino bis Gussago“ – mit der Franciacorta. Die sich zwischen dem Lago d'Iseo und der Provinzhauptstadt Brescia erstreckende Weinbauregion ist in erster Linie natürlich für ihre edlen Tropfen bekannt: die Schaumweine tragen bereits seit einigen Jahren DOCG-Status (kontrollierte und geschützte Herkunftsbezeichnung). Neben unzähligen Weinkellereien gibt es hier so manch schönen Ort zu entdecken, darunter Gussago, Rodegno-Saiano, Cazzago San Martino, Palazzolo sull'Oglio u.v.m. Besucher können sich an alten Festungen und Abteien, Patriziervillen und vielen weiteren architektonisch-historischen Schmuckstücken erfreuen. Wer Natur pur erleben möchte, sollte einen Abstecher ins nahe gelegene „Torbiere del Sebino“ unternehmen. Das Feuchtraumbiotop nimmt eine Fläche von 360 ha ein und reicht bis an den Iseosee heran.
Sich von der Franciacorta aus in südöstliche Richtung orientierend und den Etappen 13 und 14 folgend – „Von Desenzano nach Cavriana“ und „Von Cavriana nach Goito“ – begibt sich der Wanderer in ein weiteres sehr abwechslungsreiches und interessantes Gebiet, für das die Moränenhügel von Mantova charakteristisch sind. Der Weg führt u.a. über Solferino, Austragungsort einer furchtbaren Schlacht im 19. Jh., die wiederum zur Gründung des Roten Kreuzes führte. Von der Pfarrkirche San Nicola aus bietet sich ein eindrucksvoller Blick über die sanfte Hügellandschaft. Auch hier wird Wein angebaut, ab und zu ragt ein Schloss heraus. Dreh- und Angelpunkt der Ortschaft Volta Mantovana sind die Überreste einer Burg aus dem 10. Jh. Besonders schön ist der angrenzende Park, der im 16. Jh. nach dem Vorbild eines italienischen Gartens angelegt wurde. Im großen, direkt vor der Haustür liegenden Parco del Mincio kann man dann noch mehr Grün genießen. Gerade der südliche Abschnitt des Gebiets zeichnet sich durch viele Wasserwege aus. Während einer Bootsfahrt lässt sich die Vielfältigkeit der Flora und Fauna auf besonders stimmungsvolle Weise wahrnehmen, und da wundert es dann auch gar nicht mehr, dass sich das Symbol der Lombardei, die keltische Rose, von einem grünem Hintergrund abhebt...