Auch am Lago Maggiore herrscht gerade unfreiwilliger Stillstand, aber ein wenig Bewegung gibt es eben doch. Der vielleicht älteste Wirtschaftszweig des oberitalienischen Sees wird noch ausgeübt – die Fischer werfen immer noch ihre Netze aus. Manch ein Tourist wird sie vielleicht nie wahrgenommen haben, denn so viele sind es nicht mehr, die den alten Beruf des Fischers ausüben, und ihre kleinen Boote sind während der Saison zwischen Fähr- und Sportschiffen leicht zu übersehen. Noch dazu fahren die Fischer auch am Lago Maggiore sehr früh hinaus und bleiben so von urlaubsreifen Langschläfern meist unentdeckt.
Dabei tragen die Fischer am Lago Maggiore dazu bei, dass schmackhafte, traditionelle Gerichte auf den Tisch kommen können. Im See ist eine reiche Vielfalt von Fischen zu finden: Forelle, Zander, Schwarzbarsch, Hecht, Agone – und eben auch der Felchen, bekannt auch als Renke oder Maräne, italienisch Coregone. Nahrhaft und delikat hat der Felchen seinen festen Platz in der traditionellen Küche am Lago Maggiore, und da Essen auch die Seele tröstet, wird er zurzeit von vielen Einheimischen besonders gerne verzehrt. Der schlanke, lang gestreckte Felchen hat einen kegelförmigen Kopf, einen grünlichen Rücken sowie weißlich silberfarbene Seiten und erreicht eine Länge von 30 bis 50 cm.
Für den wohlschmeckenden, grätenarmen Fisch gibt es unzählige Zubereitungsarten. Auf der Isola dei Pescatori, der Fischerinsel, wird traditionell ein sehr einfaches Rezept bevorzugt, das den liebevollen Namen Coregone alla Zia Lisa trägt, Felchen nach Art von Tante Lisa, in einer herrlichen Butter-Salbei-Soße. Ein Rezept, das sich unbedingt auszuprobieren lohnt, und ergänzt durch einen typischen Zitronenkuchen, der Torta al limone dell’isola dei Pescatori, hat man im Handumdrehen ein verführerisches Menü gezaubert.
Von der Isola dei Pescatori, die malerisch zwischen Stresa und Verbania im Lago Maggiore liegt, wie auch von anderen Orten am See brechen immer noch Fischer auf, um ihrem uralten Beruf nachzugehen. Für den Felchenfang werden sogenannte reti volanti verwendet, Pelagialnetze, hier mit Maschen von 34 mm, die von der Strömung im mittleren Wasserbereich gehalten werden, ohne also den Boden zu berühren. Auf der Wasseroberfläche wird die Lage der Netze durch Laternen und Fähnchen signalisiert, die auch die Lizenzen der Fischer dokumentieren, denn natürlich ist der Fischfang streng reglementiert. Dabei müssen die Fischer wendig sein, denn der Lago Maggiore ist über 64 km lang, und da der Felchen sich vom umherschwimmenden Plankton ernährt, das witterungs- und strömungsbedingt mal im Norden, mal im Süden des Sees reichhaltiger ist, legt auch der begehrte Fisch oft weite Entfernungen zurück. Die Fischer müssen folgen, meist zu Zeiten, da die meisten noch schlafen.
Wer übrigens selbst als Tourist am Lago Maggiore fischen möchte, der kann dies nach Aufhebung der gegenwärtigen Bewegungsbeschränkungen wieder jederzeit tun. Eine Sportfischerlaubnis ist unproblematisch bei den Gemeindeverwaltungen gegen geringe Gebühr erhältlich, und – im kinderfreundlichen Italien fast schon eine Selbstverständlichkeit – für Kinder unter 13 Jahren kostenfrei.
Weitere Informationen sind zu finden unter www.derlagomaggiore.de und www.distrettolaghi.it/de.