Dudelsackklänge auf der Piazza, Schottenröcke und lange Kniestrümpfe an Männerbeinen. Wer ahnungslos in das 250-Seelen-Bergdorf Gurro nahe der italienisch-schweizerischen Grenze kommt, wird seinen Augen und Ohren nicht trauen. Vor allem sonntags, wenn viele der männlichen Dorfbewohner, Senioren ebenso wie kleine Jungs, im Schotten-Look durch die Gassen ihres malerischen Dörfchens ziehen. Fangen die Highlands gleich hinter dem Lago Maggiore an?
Die Liebe zu allem Schottischen hat historische Wurzeln. Die reichen bis ins frühe 16. Jahrhundert zurück. Bis in die Zeit, als Frankreich und Spanien um die Vorherrschaft im Stiefelland kämpften. Im Februar 1525 ging die Schlacht von Pavia verheerend für die Franzosen aus. König Franz I. musste sich dem Spanier Karl V. geschlagen geben. Das französische Heer, in dem auch schottische Söldner dienten, zerstreute sich in alle Himmelsrichtungen. Wer fliehen konnte, wollte schleunigst in die Heimat zurück. Für die Schotten aber stellten die winterlichen Alpen ein kaum überwindbares Hindernis dar. Wohl darum ließen sich die geschlagenen Kämpfer in der Valle Cannobina nieder. Das Bergdorf Gurro, so vermuten Historiker, wurde ihr Refugium – für mehr oder weniger lange Zeit.
Feiern mit dem „verlorenen Clan“
Dokumente, welche die Zuwanderung der Schotten beweisen, gibt es nicht. Im 19. Jahrhundert aber wurden Sprachforscher hellhörig. Hunderte Wörter des in Gurro gesprochenen Dialekts weisen verblüffende Nähe zur gälischen Sprache auf. In den 1970er Jahren trat dann ein schottischer Anthropologe auf den Plan. Robert Gayre of Gayre and Nigg stattete Gurro einen Besuch ab. Beeindruckt von schottischen Andreaskreuzen im Gebälk mancher Häuser und anderen Hinweisen auf schottischen Präsenz „adoptierte“ der Baron aus den Highlands seinen „verlorenen Clan“. Seither dürfen die Bewohner von Gurro ganz offiziell den Tartan des Gayre-Clans tragen. Besonders schottisch geht es in dem bilderbuchschönen Gurro am zweiten Sonntag im Juli in Gurro zu. Dann feiert der „verlorene Clan“ ein Dorffest mit Dudelsack, Whiskey und Kilt.
Willkommen im Dorf der Katzen
Westlich des Lago Maggiore liegt der kleinere Ortasee – und an seinem Westufer das 350-Einwohner-Dorf Brolo, das sich als „paese dei gatti“, als Dorf der Katzen, einen Namen gemacht hat. Den Samtpfötchen begegnet man auf Schritt und Tritt. Sie huschen durch Gassen, dösen in Gärten. Vor allem aber posieren sie an Hauswänden. Hier grüßt eine Katzen-Mona-Lisa, daneben prangt ein Katzenporträt im Stil Vincent van Goghs an der Wand. Für Katzen-Kunst i Brolo hat sich ein Künstler von berühmten Gemälden inspirieren lassen. Selbst „der Schrei“ von Edward Munch kann in einer Katzenversion bewundert werden.
Die Katzen-Liebe der Dorfbewohner geht, zumindest der Legende nach, auf einen Streit mit der größeren Nachbargemeinde Nonio zurück. Im 18. Jahrhundert hatten die Bewohner Brolos den Bischof ersucht, auch ihre kleine Gemeinde mit einer Pfarrkirche auszustatten. Daraufhin ernteten sie den Spott der Nachbarn in Nonio, die längst eine eigene Kirche und einen eigenen Pfarrer hatten. Gurro eine eigene Pfarrkirche zu geben, sei so, als würde man Mäuse mit einem Mantel bekleiden. Dass in ihrem kleinen Ort keineswegs Mäuse, sondern Katzen zuhause sind, haben Brolos Bewohner ihren einst so arroganten Nachbarn mit Fantasie und einer Prise Ironie gezeigt.
Menschen gingen, Bilder kamen
Künstlerisch gestaltete Fassaden sind auch das Markenzeichen von Arcumeggia. „Il paese dipinto“, das gemalte Dorf, wird die kleine Gemeinde auf der zur Lombardei gehörenden Ostseite des Lago Maggiore genannt. Bekannte italienische Künstler haben Arcumeggia im Laufe der Jahre in ein beachtliches Freilichtmuseum verwandelt. Angefangen hat alles Mitte der 1950er Jahre, als der Tourismusverband die geniale Idee hatte, im Sommer Künstler in das von Abwanderung gezeichnete Bergdorf einzuladen. Die Kreativen kamen in großer Zahl und revanchierten sich mit hauswandfüllenden Werken.
Das Konzept ist aufgegangen. Der Ort, den seine Bewohner Jahrzehnte zuvor verlassen hatten, um in den boomenden Industriestädten Arbeit zu suchen, hat eine neue Bestimmung. Als „Malerort“ ist Arcumeggia eine Attraktion und hat etliche Nachahmer gefunden – wie das wenige Kilometer nordöstlich gelegene Marchirolo und Dumenza nahe der Grenze zur Schweiz.
Für weitere Informationen:
Consorzio Maggiore: https://www.visit-lakemaggiore.com/de/
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