Ob römische Soldaten, mittelalterliche Edelleute oder Napoleon Bonaparte: die drei wichtigsten Karnevalsfeste im Aostatal erwecken seit vielen Jahren die Legenden und die Geschichte der Region auf besonders ausgelassene Weise zum Leben. Orte des Geschehens sind die beiden Gemeinden Pont-Saint-Martin und Verrès am Eingang der Valle d‘Aosta sowie das Tal des Großen Sankt Bernhard – wegen der eisigen Fallwinde, die hier beständig wehen, auch Coumba Freida genannt. Das Hauptprogramm spielt sich überwiegend zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch ab, in 2013 also zwischen dem 07. und dem 13. Februar.
Sankt Martin und sein Feind der Teufel, die Bachnymphe des Lys, das Urvolk der Salasser sowie ein römischer Konsul und sein Gefolge – das sind die Hauptfiguren des historischen Karnevals in Pont-Saint-Martin. Ihren Namen verdankt die kleine Ortschaft ihrer beeindruckenden Römerbrücke, die seit fast 2000 Jahren über die Lys führt. Der Legende nach ist diese Brücke Teufelswerk, weshalb Satan dort jedes Jahr als Puppe verbrannt wird. Die Nymphe des Lys hat das Dorf dagegen vor Zerstörung bewahrt, anstatt es durch ein Hochwasser zu vernichten. Es ist eine besondere Ehre für jede Frau, die ihre Rolle im Karneval übernimmt. Zuletzt die Römer, die an diesem strategischen Ort den Widerstand der Salasser gebrochen haben. An diese Epoche erinnert das Bigen-Rennen – der Wettstreit römischer Triumphwagen, der von verschiedenen Stadtvierteln ausgetragen wird. Weitere Highlights in Pont-Saint-Martin sind die fagiolata, ein öffentliches Bohnensuppen-Essen, das auf eine Speisung der Armen zurückgeht, und mehrere Karnevalsparaden mit sämtlichen närrischen Gestalten.
Einer der Hauptschauplätze für den Karneval in Verrès – keine 15 km von Pont-Saint-Martin entfernt – ist die eindrucksvolle Trutzburg aus dem Mittelalter hoch über der Stadt. Vom Karnevalssamstag bis zum Fastnachtsdienstag wird hier das Zeitalter der Gräfin Caterina di Challant mit rauschenden Faschingsbällen, einer Komödie in Versen und zwei Abendessen alla grande bis spät in die Nacht heraufbeschworen. 1450 soll die reiche Adlige ganz spontan und öffentlich am Tanz bürgerlicher junger Leute teilgenommen haben – zu den Klängen von Schalmei und Tamburin. Eine demokratische Geste, für die die Gräfin und ihr Gatte Pierre Sarriod, Signore d'Introd, noch heute von den Einwohnern gefeiert werden. Vive Introd et Madame de Challant hallt es dann immer wieder durch die Straßen der Stadt, die darüber hinaus am Tage von farbenprächtigen Umzügen mit musikalischer Begleitung belebt werden. Höhepunkt ist die alljährliche Präsentation der wunderbar kostümierten Karnevalsfiguren auf der Piazza Chanoux – allen voran die beiden Protagonisten Caterina und Pierre.
Bleiben die närrischen Tage in der Coumba Freida, die an den Durchzug Napoleons im Mai 1800 erinnern. Nur in Saint-Rhémy-en-Bosses – neben Saint-Oyen, Étroubles und Allein einer der Hauptorte für das bunte Treiben – kommt der Imperator auf dem Pferd geritten. Begleitet wird er von den landzette: Soldaten, die mit ihren Masken und ihren kostbaren, handgefertigten Phantasieuniformen überall unterwegs sind. Bunt und mit einem Glöckchen-Gürtel sowie Spiegeln geschmückt symbolisieren ihre Kostüme Stärke und wenden das Böse ab. Zuschauer erhalten den Narren-Segen, indem sie mit Pferdeschwänzen gestreichelt werden. Weitere Figuren sind der Bär, der den Frühling ankündigt, und das alte Paar, das seine Heirat nicht fein, sondern derb mit abgerissenen Kleidern begehen will. Während der Umzüge tanzen die Maskierten nicht nur im Freien, sondern sie machen auch viele Hausbesuche. Jede Familie bietet ihnen das Beste aus Küche und Keller, so dass am Karneval in der Coumba Freida wirklich alle im Tal beteiligt sind!
Neben den drei Hauptorten gibt es im Aostatal viele weitere Gemeinden, die mit ihren ganz eigenen Traditionen Karneval feiern. Selbst auf den Skipisten geht es an den tollen Tagen lustig zu! Das offizielle Portal www.lovevda.it bietet umfangreiche Informationen zu dem vielfältigen Angebot, zu den genauen Terminen, Orten, Geschichten und Legenden…