Am morgigen Donnerstag, den 16. April 2015 stehen ab 6 Uhr morgens wieder mindestens 13.000 Polizisten an 7.000 Messstellen bereit, um "Rasern" auf deutschen Straßen den Garaus zu machen. Hier werden alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt: Mobile und feste Radarfallen, Verkehrskontrollen und Laserpistolen kommen mindestens 24 Stunden lang zum Einsatz. 2014 waren die Behörden "sehr zufrieden" mit den Ergebnissen: Über 3 Mio. Autofahrer wurden kontrolliert, 93.000 Temposünder zur Kasse gebeten und sorgten für millionenhohe Einnahmen - selbstverständlich nur als "positiver Nebeneffekt" des Blitzmarathons. Die meisten Verfehlungen gab es dabei prozentual in Sachsen, die wenigsten in Hamburg. Es geht laut Polizei und Politik ausschließlich um die Erhöhung der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und die Reduzierung von Autounfällen aufgrund überhöhter Geschwindigkeiten.
Aber tut es das wirklich? Eigentlich muss es das und so steht das auch die Straßenverkehrsordnung. Dort heißt es in §3 (2a): "Wer ein Fahrzeug führt, muss sich gegenüber Kindern, hilfsbedürftigen und älteren Menschen, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft, so verhalten, dass eine Gefährdung dieser Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist." Autofahrer sollen also besonders bei den "Schwächeren" der Gesellschaft Rücksicht nehmen und das sollte dann auch Schwerpunkt von Kontrollen sein.
Folglich sind Radarkontrollen wichtig und richtig. Sie gehören vor Kindergärten, vor Schulen, Krankenhäuser und Altenheime. Und dahin, wo es kracht und gefährlich ist. Ausschließlich und ohne Ausnahmen. Das fordern wir von Mobil in Deutschland e.V., Deutschlands jüngstem Automobilclub, seit vielen Jahren.
Die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus und wird auch beim Blitzmarathon ganz anders gehandhabt. In Wirklichkeit ging es die letzten Jahre fast nur um monetäre Aspekte, was sich vor allem in der Wahl der Kontrollpunkte widerspiegelte: Mobil in Deutschland e.V. beschäftigt sich als Automobilclub schon seit vielen Jahren mit dem Thema. Bei unserem letzten Blitzatlas 2012 haben wir tausende Hörer- und Online-Meldungen über Blitzer mit den TOP 10 Unfallstraßen der Polizei Berlin und Polizei München gegenübergestellt. Das Ergebnis war gleichsam erschreckend und beschämend. Eigentlich hätten wir ein 100%ige Überschneidung erwartet. Es gab aber nur wenig bis gar keine Überschneidung. Das heißt: Geblitzt wird vor allem dort, wo nichts passiert, und wo viel passiert, wird nicht geblitzt.
Tatsächlich können sich auch dieses Jahr wieder Bürger und Autofahrer an einer Abstimmung für die "Blitzörtlichkeiten" beteiligen. Zumindest in einigen Bundesländern. Inwieweit die Autofahrer wirklich völlig frei in der Auswahl sind und inwieweit das dann auch so umgesetzt wird, bleibt jedoch fraglich. Denn: In der Regel ist vor Schulen nichts zu holen. Eine "Mutti" ist zwar auch mal gerne ein wenig schneller, aber das hält sich doch im Rahmen. Somit würde man zwar das Richtige tun, aber die Statistik sähe nachher grauenvoll aus. Das nimmt man bestimmt nicht in Kauf. Daher wird letztlich doch wieder auf 2-spurigen Ein- und Ausfallstraßen geblitzt werden. Wie immer.
"Eine sinnlose Show wird jetzt grenzenlos. Es ist eine Inszenierung, bei der Polizisten an anderer Stelle fehlen, wo sie viel dringender gebraucht werden, als diese Abzocke am deutschen Autofahrer zu betreiben", so Dr. Michael Haberland, Präsident von Mobil in Deutschland e.V.
Ähnlich sehen das übrigens auch die deutschen Autofahrer. In unserer Online-Verkehrsumfrage, bei der über 4.000 Personen teilgenommen haben, glauben 97% der Befragten, dass es bei Radarkontrollen nicht nur um Sicherheit geht, und 94% der Befragten wollen Radarkontrollen unterbinden, wenn es offensichtlich nur darum geht, Geld zu verdienen. Eindeutige Zahlen, die zeigen, dass Autofahrer sehr genau differenzieren, aber durch Aktionen wie dem Blitzmarathon nach und nach das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen in die Verkehrspolizei verlieren.