Die Kampagne „BE SMART! Hände ans Steuer - Augen auf die Straße“ ist ein gemeinsames Projekt des jungen Münchner Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V. und der TÜV SÜD AG und die erste bundesweite Initiative und Kampagne ihrer Art in Deutschland. Schirmherr der Kampagne ist Bundesminister für Verkehr und Digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt, der dieser Kampagne genauso viel Bedeutung zumisst wie wir. Weitere Unterstützer der Kampagne bisher sind: ESSO, die Mediengruppe RTL, der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA), Sortimo und Volkswagen.
Zum Hintergrund der Kampagne:
Fast jeder tut es: Das Smartphone am Steuer nutzen. Hand aufs Herz. Haben Sie es noch nicht getan? Irgendwie ist das ja auch nicht so wirklich gefährlich. Einmal schnell an der roten Ampel oder im Stop-and-Go-Verkehr, schnell noch eine WhatsApp-Nachricht versenden, eine SMS beantworten, den Newsfeed bei Facebook sichten oder kurz mal ohne Freisprecher telefonieren. Sie schütteln den Kopf?
Wir wollten es in den letzten Wochen genau wissen und haben eine Online-Umfrage unter Autofahrern gestartet. „Hand aufs Herz, wie nutzt Du Dein Smartphone am Steuer?“ hieß sie. Und da haben wir genau diese Antworten bekommen. Von über 2.000 Autofahrern.
Das Ergebnis: Fast 77,1% der Befragten geben zu, das Smartphone während der Fahrt zu nutzen, mehr als die Hälfte davon sehr oft, oft bzw. ab und zu. Beliebt ist vor allem WhatsApp mit 16,4%, Navigation mit 13,5%, Telefonieren mit 10,5%, SMS mit 9%, Facebook mit 8,7%, Entertainment mit 8,6% und Fotos/Selfies mit 7,7%. Daher ist es auch kein Wunder, dass 28,9 % der Befragten aufgrund von Ablenkung schon einmal in eine gefährliche Situation geraten sind. 71,1% finden daher auch, dass es deutlich mehr Aufklärungsarbeit geben sollte. Beunruhigende Zahlen.
Und nicht nur bei uns in Deutschland lockt der Blick auf das Handy auch hinterm Steuer. Eine aktuelle Umfrage von AT&T aus den letzten Wochen zeigt, dass es in den USA genauso aussieht. Auch hier wurden 2.000 Autofahrer befragt. Auch hier geben 70% zu, das Smartphone während der Fahrt zu nutzen. Besonders beliebt hier sind erstaunlicherweise Selfies und Eigenvideos während der Fahrt. AT&T wurde eigeninitiativ und hat einen erschütternden Spot samt viel Pressearbeit zum Thema abgeleistet.
Neben der Studie aus dem Jahr 2015 kommt eine Universitätsstudie aus Arizona aus dem Jahr 2014 zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier gaben ebenfalls viele Befragte an, das Handy während der Fahrt zu nutzen. Grund genug für einige Wissenschaftler auf dem Campus eine Aufklärungskampagne zu leisten. Sie hielten Vorträge, informierten, verteilten Broschüren und klebten Plakate. Nach dieser Kampagne gaben 77% der Befragten an, sich besser informiert zu fühlen. Die Zahl der Fahrer, die am Steuer texteten sank um die Hälfte. Die Kampagne war – regional betrachtet – ein voller Erfolg.
Aus den USA kommen auch wesentlich belastbarere Zahlen. Dort gab es 2012 rund 400.000 Verletzte und sogar 3.300 Tote im Jahr im Straßenverkehr durch Ablenkung am Steuer. Heruntergebrochen auf Deutschland (die beiden Nationen sind aufgrund der Lebensweise und der Fahrzeugzulassungen durchaus vergleichbar - die USA haben aber eben nur die vierfache Bevölkerung) wären das rund 100.000 Verletzte und sogar 750 Tote im Jahr aufgrund von Ablenkung am Steuer in Deutschland. Ablenkung bedeutet heutzutage in erster Linie Ablenkung durch das Smartphone, das erscheint als sicher zu gelten.
Die Deutschen haben heute eben zwei „liebste Kinder“. Zum einen das Auto, zum anderen aber jetzt auch das Smartphone. Mittlerweile besitzen 46 Millionen Deutsche ein Smartphone bei 45 Millionen zugelassenen PKWs. Die genaue Schnittmenge dabei ist unbekannt, aber auf jeden Fall riesig.
Welche Folgen hat so eine intensive Handynutzung während der Fahrt? Die Gefahren, die durch die Smartphonenutzung in Deutschland entstehen, sind bisher noch schwer bezifferbar. Wer „Glück“ hat und dabei im Stop-and-Go-Verkehr unterwegs ist, endet dann vielleicht nur bei einem Auffahrunfall mit Blechschaden. Auf Landstraßen mit hoher Geschwindigkeit und Gegenverkehr sieht das aber schon ganz anders aus. Eine SMS bedeutet mindestens 5 Sekunden totale Ablenkung. Das entspricht dem Fahrverhalten wie bei 0,8 Promille Alkohol im Blut und kann im schlimmsten Fall tödlich sein. Eine Gefahr, die eigentlich jeder kennt und sie trotzdem ignoriert.
Die Aufmerksamkeit gilt heute öfter dem Smartphone als der Straße. Stichwort „Digital Natives“, d.h. junge Menschen, die fast ausschließlich mit dem Smartphone kommunizieren. Beim Telefonieren ohne Freisprecher steigt das Unfallrisiko um das 7-fache, beim Texten sogar um das 23-fache.
Gerichte und Polizei sind alarmiert. Es gibt viele ungeklärte Unfälle, bei denen Smartphonenutzung vermutet wird. Staatsanwälte ermitteln, die Polizei in Köln beispielsweise zieht seit einiger Zeit bei unklaren Unfallursachen die Handys ein. Ob das auf einer klaren Rechtsgrundlage geschieht, ist allerdings auch nicht sicher.
Sicher ist: Handys haben am Steuer nichts verloren. Das wissen auch Juristen und Politiker. Beim diesjährigen Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar haben sich viele „bedeutende“ Experten und Juristen mit genau diesem Thema beschäftigt. Wir Autofahrer aber wissen, wenn sich Juristen mit so etwas befassen, dann geht das in der Regel immer zu Lasten aller Autofahrer. Denn Smartphonenutzung am Steuer ist bereits verboten. Einen Punkt bei 60 EUR gibt’s. Maximal 8 Punkte darf man haben, insofern ist das eine deutliche Strafe.
Das Problem kann unseres Achtens nicht juristisch gelöst werden, sondern nur gesellschaftlich. Und das wird ein Prozess sein, der Staat, Wirtschaft und Gesellschaft betrifft. Es muss ein neues Bewusstsein geschaffen werden, es wird viel Aufklärungsarbeit geben müssen und Autofahrer wie Smartphonenutzer müssen abgeholt werden. Alleine Strafen lösen das Problem sicher nicht.
Deshalb gibt es diese erste bundesweite Kampagne, zu der erstmalig auch ein Bundesverkehrsminister die Schirmherrschaft übernimmt und zu der sich bisher schon zahlreiche Unternehmen bekennen, die mit Mobilität zu tun haben. Die Kampagne soll ein neues Bewusstsein schaffen, das Smartphone als Fahrer während der Fahrt eben nicht zu benutzen, sondern es beiseite zu legen oder nur mit den technisch vorgesehenen Einrichtungen zu nutzen, die eine Nutzung dann legal und vor allem sicher ermöglichen.
Wirtschaft und Industrie sind dabei, der Deutschen liebste Kinder soweit als möglich zu vernetzen. In den Fahrzeugen der neuesten Generation ist das schon gut möglich (full connected car / voll vernetztes Fahrzeug). Die meisten Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen können das aber noch nicht. Das heißt nicht, dass man sein Smartphone nicht nutzen dürfte, aber eben nur mittels bestimmter Lösungen. Generell gilt:
•Das Smartphone immer in einer fest eingebauten Halterung unterbringen
•Nur mit einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung telefonieren. Gibt’s für jedes Handy als Zubehör zum Nachrüsten
•Beim Neuwagenkauf: Auf „full connected“ Funktionen achten
•Geeignete Apps downloaden, die Online-Funktionen während der Fahrt deaktivieren
•Auf keinen Fall E-Mails, Whatsapp, Facebook oder ähnliche Funktionen während der Fahrt mit den Handy in der Hand nutzen
•Zur Not vom Beifahrer vorlesen lassen
•Das Smartphone ganz verbannen, wenn es nicht anders geht. In den Kofferraum oder in die Tasche auf dem Rücksitz.
„BE SMART! Hände ans Steuer - Augen auf die Straße“ ist eine Kampagne, die erst einmal auf 5 Jahre ausgelegt ist. Das kann kürzer sein, wenn sich hier schnell Erfolg einstellen sollte, das kann aber auch länger dauern. Wir wollen die Kampagne, die schon breit angelegt ist, noch viel weiter in die Gesellschaft tragen und für einen vernünftigen Umgang mit dem Smartphone werben. Das Smartphone ist bereits ständiger Begleiter der Menschen und wird es noch viel mehr werden. Die Zulassungen von Fahrzeugen steigen in Deutschland auch immer weiter an, also dürfte das Thema eher noch brisanter werden.
Besonders freut es uns natürlich, dass wir unseren Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt für die Kampagne gewinnen konnten, der spontan zugesagt hat: „Wir brauchen hier mehr Aufklärungsarbeit, insbesondere der Risikogruppen junge Fahrer, Vielfahrer und Berufsfahrer. Wer sich ablenken lässt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Die Kampagne „BE SMART! Hände ans Steuer - Augen auf die Straße“ leistet genau das: Über die Gefahren aufklären und an die Vernunft appellieren.“
Für die Zukunft sind einige bundesweite Aktivitäten geplant, um die Menschen in Deutschland zu erreichen und über die Gefahren der Smartphonenutzung am Steuer aufzuklären. Zum Start der Kampagne sind wir auf der bedeutendsten Automobilausstellung, der IAA in Frankfurt am Main mit einem Stand vertreten (Freigelände Ost/FA 160 neben Agora). Wie lernt man am schnellsten? Natürlich durch die Praxis. Mittels eines Fahrsimulators wird es jedem möglich sein, sich selbst zu testen. Daneben wird es Gewinnspiele und diverse Aktionen am Stand geben, um eine möglichst breite Masse für dieses Thema zu mobilisieren.
Und das ist erst der Anfang: In den kommenden Monaten sind Radiospots, Promo-Aktionen an Tankstellen und (Hoch-)Schulen, Veröffentlichungen von technischen Innovationen und Zahlen, Sonderbeilagen und weiteres geplant.
Los geht’s jetzt auch einmal mit einem TV-Spot, der bundesweit ausgestrahlt werden wird.
Gemeinsam mit tatkräftiger Unterstützung unserer Partner und unseres Schirmherrn möchten wir die Straßen in Deutschland sicherer machen!