Schauplatz der Tage des Passivhauses ist bereits am Samstag, 12. November, von 11 bis 16 Uhr zum einen das vhs-Schulungszentrum an der Bruckmühler Straße im Bruckmühler Ortsteil Heufeld. Der Geschäftsführer des Passivhauskreises, Franz Freundorfer aus Oberaudorf, erläutert ab 14 Uhr, wie ein Passivhaus funktioniert; ab 15 referiert Martin Schaub darüber, wie Altbauten auf Passivhausstandard gebracht werden können. Kostenlose Energieberatungen gibt’s im vhs-Schulungszentrum parallel zu den Führungen durch den Korbinianpark in Heufeld, die von 11 bis 16 Uhr angeboten werden. Interessenten können sich ihren Beratungstermin per Fax unter 08033/304543 oder per Mail an @email unter dem Stichwort „Passivhaustage 2011“ reservieren.
Auch in Traunstein steht das Passivhaus bereits am Samstag, 12. November, von 13 bis 17 Uhr im Casino des Landratsamts in Traunstein am Papst-Benedikt-XVI.-Platz im Fokus: Sonnenkreis-Koordinatorin Dr. Birgit Seeholzer wird gemeinsam mit der Architektin Petra Zechel kostenlos Energieberatungen anbieten. Die Architekten Thomas Ditz, Lutz Schubert und Karlheinz Wallner sowie Zimmerermeister Manfred Gruber informieren ab 13.30 Uhr darüber, wie ein Passivhaus entsteht. Parallel dazu werden in einer Ausstellung Passivhauskomponenten und gebaute Beispiele bei Kaffee und Kuchen gezeigt. Ab 15 Uhr stehen Passivhausbewohner und -Planer unter dem Motto „Passivhaus-Dialog“ Rede und Antwort.
Wolfgang Feist, Pionier des Passivhauses und Mitinitiator der Tage der offenen Tür, sieht in dieser Veranstaltung eine einzigartige Gelegenheit, sich mit dem Baustandard vertraut zu machen. „Denn erst wer den Komfort eines Passivhauses live gespürt hat, wird davon überzeugt sein, dass es nicht nur Energie spart, sondern auch ein Plus an Behaglichkeit bringt. Typische Fragen wie ‚Wird es im Winter auch wirklich warm?’ oder ‚Kann ich die Fenster öffnen?’ sind im direkten Gespräch mit den Bewohnern überzeugend zu klären“, so der Physiker, der selbst mit seiner eigenen und drei weiteren Familien seit Herbst 1991 das erste Passivhaus Deutschlands bewohnt.
Passivhäuser unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum von anderen Häusern. Aber: Es bietet erhöhten Wohnkomfort bei geringstem Heizwärmebedarf. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Wohngebäude braucht ein Passivhaus durchschnittlich nur ein Zehntel der Heizenergie, nämlich 15 kWh pro Quadratmeter und Jahr oder umgerechnet rund 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Entscheidende Vorteile hat das Passivhaus nach Angaben des Passivhauskreises bei Wohnkomfort und Behaglichkeit. Die Versorgungssicherheit sei hoch, die Raumluft ganzjährig frisch und zugfrei bei warmen Oberflächen. Die Umwelt werde enorm entlastet – und das bei bauphysikalisch einwandfreier Konstruktion, die die Häuser feuchte- und schimmelfrei halte.
Bis Mitte dieses Jahres wurden europaweit mehr als 32.000 Wohneinheiten im Passivhaus-Standard errichtet, die meisten davon in Österreich und Deutschland. Die höheren Kosten eines Passivhauses können allein durch die Energieeinsparung bei Nutzung der KfW-Förderung finanziert werden. Passivhäuser werden in den Förderprogrammen „Energieeffizient Bauen“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) seit 1. Juli auch bei der bestmöglichen Förderung berücksichtigt. Wie bisher kann das Passivhaus Projektierungs-Paket (PHPP) als Nachweisverfahren genutzt werden.
Die Einstufung des Passivhauses in das Förderprogramm Effizienzhaus 55 oder Effizienzhaus 40 ist abhängig vom Primärenergiebedarf. Damit werden insbesondere Passivhäuser, die zu einem ausreichenden Anteil aus erneuerbaren Energiequellen versorgt werden, in die beste Förderstufe „Effizienzhaus 40“ aufgenommen. Passivhäuser bekommen somit nicht nur die gewohnte Zinsvergünstigung, sondern werden zusätzlich mit einem Tilgungszuschuss bis zu zehn Prozent belohnt.
„Der Passivhaus-Standard ist aber nicht nur bei Neubauten ein interessantes Thema“, so der Geschäftsführer des Passivhauskreises, Franz Freundorfer aus Oberaudorf. „Die Altbaumodernisierung und –Sanierung mit Passivhauskomponenten bringt eine Heizenergieeinsparung von bis zu 90 Prozent.“ Die Prinzipien seien dieselben wie beim Neubau: Die sehr gute Wärmedämmung von Außenwand, Kellerdecke und Dach, die Passivhausfenster, die Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung, die sehr gute Luftdichtigkeit und die Reduzierung von Wärmebrücken. Die Modernisierung mit Passivhaus-Komponenten löse typische Altbau-Probleme wie Zug oder Kondenswasser- und Schimmelbildung in kritischen Bereichen. Selbst die Sanierung von denkmalgeschützten Häusern stellt laut Passivhauskreis keine sonderliche Schwierigkeit dar: „Bei erhaltenswerten Altbaufassaden ist zwar oft keine Außendämmung möglich. Aber dann kann mit einer Innendämmung und den übrigen Passivhauskomponenten immer noch eine Reduzierung des Heizenergiebedarfs um bis zu 75 Prozent erreicht werden.“
23 Objekte aus dem Bereich des Passivhauskreises können am 13. November besichtigt werden. Im Landkreis Rosenheim sind das Einfamilienhäuser in Rosenheim, in Happing sowie der Korbinianpark in Bruckmühl; im Landkreis Traunstein können sich Interessenten in einem Niedrigenergiehaus mit Passivhauskomponenten in Massivbauweise in Axdorf bei Traunstein informieren lassen. Außerdem werden der Neubau eines Passivhauses in Mischbauweise in Traunstorf, Einfamilienhäuser in Chieming und eines in Bergen, der Neubau eines Passivhauses in Massivbauweise und ein Einfamilienhaus in Altenmarkt, ein weiteres in Surberg sowie ein Neubau in Kirchanschöring besichtigt. Im Landkreis Altötting steht ein Einfamilienhaus in Burgkirchen offen, im Berchtesgadener Land ein Einfamilienhaus in Leobendorf; im Landkreis Erding sind Passivhäuser in St. Wolfgang und in Erding geöffnet; im Landkreis München können Einfamilienhäuser in Oberbiberg, Deisenhofen und Unterschleißheim besucht werden, im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen eine Doppelhaushälfte in Geretsried, im Landkreis Landsberg am Lech ein Einfamilienhaus in Geltendorf sowie eine Doppelhaushälfte in Allershausen im Landkreis Freising. Adressen und Besichtigungszeiten sind unter www.passivhauskreis.de und auf dem Faltblatt der Veranstalter zu finden.