Etwa 7.000 Anleger haben im Jahr 2006 rund 186 Mio. € in den vom Hamburger Emissionshaus MPC aufgelegten Schiffsfonds MPC Offen Flotte "Santa-B Schiffe" investiert. Jetzt stehen die 14 Containerschiffe des Fonds vor der Insolvenz und sollen, wie den Anlegern jüngst mitgeteilt wurde, verkauft werden. Die Anlegergelder sind verloren.
Für zahlreiche vom Totalverlust des Fonds betroffene Anleger hat die Anlegerkanzlei Nittel in den letzten Wochen Ansprüche geltend gemacht und Schadenersatzklagen eingereicht. Betroffene Anspruchsgegner sind unter anderem die Postbank Finanzberatung sowie die Hamburger Sparkasse (Haspa). Auch gegen die Gründungsgesellschafter des Fonds, darunter die Hamburger Reederei Claus-Peter Offen KG, macht die Kanzlei für geschädigte Fondsanleger Schadenersatz geltend.
"Den Anlegern wurde eine hochspekulative Anlage als sicher angeboten", lautet zusammengefasst der Hauptvorwurf der Fondsgeschädigten, wie der Anlegeranwalt Mathias Nittel feststellt. Für den Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, dessen Kanzlei hunderte geschädigter Schiffsfonds-Anleger vertritt, ein schockierendes Verhalten der Berater und beratenden Banken: "Die vielfältigen Risiken der Beteiligung, wie beispielsweise die angesichts der Marktsituation höchst fragwürdigen Annahmen zur Entwicklung der Charterraten oder die mit der Kreditaufnahme in japanischen Yen verbundene Kreditspekulation, die für den Fonds absehbar existenzbedrohende Ausmaße annehmen konnte, lagen auf der Hand, waren aber in keinem der mir bekannten Fälle Gegenstand der Beratung der Anleger."
Rechtsanwalt Michael Minderjahn, der in der Kanzlei Nittel die zahlreichen Anleger des MPC-Fonds Offen Flotte MS "Santa-B Schiffe" betreut, verweist zudem darauf, dass der Prospekt zahlreiche Fehler und Ungereimtheiten auf, die in Teilen den Vorwurf der Täuschung nahelegten. So sei beispielsweise der Anteil der von den Anlegern investierten Gelder, die tatsächlich in die Schiffsinvestition fließen, nicht ausgewiesen worden, obwohl der Bundesgerichtshof dies ausdrücklich verlangt. Anwalt Minderjahn hat nachgerechnet: "Rund 33% des Kommanditkapitals flossen gar nicht in den Kauf der Schiffe, sondern wurden für so genannte Weichkosten verwendet." Auch die vollständigen Vertriebskosten, die sich auf mehr als 25% des Kommanditkapitals belaufen hätten, seien im Prospekt pflichtwidrig nicht offen ausgewiesen worden, so Minderjahn.
Heftige Kritik äußert der Anlegeranwalt gegenüber den im Vertrieb des Fonds beteiligten Banken: "Bei einer ordentlichen Prüfung des Beteiligungsangebots mit banküblicher Sorgfalt, wie sie die Rechtsprechung fordert, hätten sie erkennen müssen, dass es sich bei dem Fonds um eine hoch spekulative Anlage handelt, die grandiose Risiken in sich trägt." Dass der Fonds Rentnern, Pensionären und sogar Familienvätern angeboten wurde, sei nur erklärlich, wenn man wisse, dass an die in den Vertrieb eingebundenen Banken, Sparkassen und sonstigen Finanzberater bis zu 14% der Einlage an Vertriebsprovision gezahlt wurden. Verbraucheranwalt Nittel: "Die Gier nach Provisionen hat hier offenkundig jeden Skrupel verdrängt."
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