Ob jemand ein Morgenmensch oder ein Spättyp ist, liegt in den Genen. Dabei gibt es nicht nur die zwei Extreme der „Lerchen“ (Frühaufsteher) und „Eulen“ (Nachtaktive), sondern viele Zwischenformen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich der Chronotyp im Laufe des Lebens verändert. Während Kinder meist früh aufstehen, verschiebt sich der Schlafrhythmus in der Pubertät deutlich nach hinten. Erst mit zunehmendem Alter neigen Menschen wieder dazu, früher wach zu werden.
Ein Leben entgegen dem eigenen Rhythmus kann jedoch zu Problemen führen. Wer dauerhaft gegen seine innere Uhr arbeitet, riskiert Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und langfristig sogar ein erhöhtes Risiko für Krankheiten wie Diabetes oder Depressionen. „Es gibt Menschen, die dauerhaft in einem sozialen Jetlag leben, weil ihr Alltag nicht zu ihrem Biorhythmus passt“, so Kramer im Interview.
Ein Haartest als wissenschaftliche Methode zur Bestimmung des Chronotyps
Um den persönlichen Chronotyp besser zu verstehen, hat Prof. Achim Kramer einen innovativen Test entwickelt. Dabei wird eine Haarprobe entnommen und im Labor analysiert. Die Ergebnisse zeigen, zu welcher Tageszeit die biologische Uhr am aktivsten ist und wann der Körper auf Ruhe oder Leistung programmiert ist. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass diese Methode sehr präzise Aussagen über den individuellen Rhythmus eines Menschen liefern kann“, erläutert Kramer.
Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft helfen, individuelle Tagesabläufe besser zu planen – sei es für Schüler, Berufstätige oder sogar Patienten in der medizinischen Behandlung. So könnte es etwa sinnvoll sein, Medikamente genau dann zu verabreichen, wenn der Körper sie am besten aufnehmen kann.
Besser leben im Einklang mit der inneren Uhr
Wer sich mit seinem Chronotyp auseinandersetzt, kann gezielt Maßnahmen ergreifen, um gesünder und leistungsfähiger zu sein. Dazu gehören:
- Anpassung des Tagesablaufs: Wer es sich leisten kann, sollte seine Arbeitszeiten oder wichtige Aufgaben nach seinem Chronotyp ausrichten.
- Lichtmanagement: Tageslicht am Morgen hilft Frühaufstehern, ihren Rhythmus zu stabilisieren, während Spättypen am Abend auf künstliches Licht verzichten sollten.
- Schlafhygiene: Regelmäßige Schlafzeiten und eine ruhige Schlafumgebung fördern eine erholsame Nachtruhe.
- Ernährung und Bewegung: Auch Mahlzeiten und sportliche Aktivitäten sollten in die individuelle biologische Hochphase gelegt werden.
Der Alltag vieler Menschen ist stark fremdbestimmt, doch ein Bewusstsein für den eigenen Chronotyp kann helfen, die täglichen Routinen anzupassen und sich langfristig wohler und gesünder zu fühlen. Wissenschaftliche Fortschritte wie der Haartest von Prof. Kramer könnten in Zukunft neue Möglichkeiten eröffnen, um die innere Uhr besser zu verstehen und in Einklang mit ihr zu leben.