Interview mit Gregor Witsch, Kreativunternehmer und KI-Experte und Kritiker aus Augsburg
Frage: Herr Witsch, Sie haben sich kürzlich mit einem viel diskutierten Beitrag zum Thema Künstliche Intelligenz geäußert. Was war der Auslöser?
Gregor Witsch:
Ich war einfach wütend. Ich sehe in meiner LinkedIn-Timeline, wie gefühlt jede zweite Firma sich jetzt dafür feiert, durch KI „Prozesse zu automatisieren“, Stellen zu sparen, Positionen zu streichen. Aber kaum jemand redet über die Grundlage, auf der diese KI überhaupt funktioniert. Sie wurde mit unserem Wissen trainiert – mit Texten, Bildern, Musik, Codes, die Kreative ins Netz gestellt haben. Ohne gefragt zu werden. Und jetzt verdienen Tech-Konzerne Milliarden damit. Sorry, aber das ist keine coole Transformation – das ist digitale Ausbeutung.
Frage: Aber ist das nicht einfach technischer Fortschritt?
Gregor Witsch:
Technik ist nie das Problem – sondern wie wir damit umgehen. Klar: Es gab immer Veränderungen. Aber KI ist ein Quantensprung. Sie skaliert Inspiration und Wissen auf ein Maß, das kein Mensch mehr kontrollieren kann. Und das geschieht gerade komplett ohne Transparenz, ohne gerechte Beteiligung. Das ist keine Zukunft – das ist ein Fehler mit Ansage.
Frage: Was schlagen Sie konkret vor?
Gregor Witsch:
Wir brauchen klare Regeln. Ja, Regulierung. Aber nicht wieder so ein System, das nur den Großen hilft – wie bei der GEMA oder YouTube. Wir brauchen eine faire, kreative Lösung. Zum Beispiel: Künstlerinnen und Urheber müssen entscheiden können, ob sie für Trainingsdaten freigegeben werden oder nicht. Und es muss ein transparentes, gerechtes Lizenzsystem geben, das nicht nur ab 100.000 Abos greift. Alles andere ist Augenwischerei.
Frage: Wie reagieren Ihre Kund:innen und Ihr Netzwerk darauf?
Gregor Witsch:
Viele haben gesagt: Endlich spricht’s mal jemand aus. Es geht nicht darum, KI zu verteufeln. Ich arbeite selbst damit. Aber ich will eine Debatte darüber, wer profitiert – und wer wieder nur zuschauen darf. Wir brauchen jetzt Verantwortung, Fairness und Mut zur Gestaltung.
Frage: Was fordern Sie von Politik und Gesellschaft?
Gregor Witsch:
Ehrlich gesagt: Weniger Hochglanz-Kampagnen und mehr Realitätssinn. Wir können nicht alles den amerikanischen oder chinesischen Plattformen überlassen. Europa muss handeln. Nicht in Panik – sondern mit Haltung. KI ist kein Tool wie Photoshop. Sie verändert Spielregeln. Und wer da nicht mitredet, wird irgendwann einfach nur ersetzt.
Kontakt:
Gregor Witsch
KRASSE VIDEOS
@email
https://krassevideos.de