Direkt zum Inhalt
Mobil in Deutschland e.V.

Unternehmen

Der 5. STÄDTE-STAU-CHECK von Mobil in Deutschland e.V.: Helene Fischer legte Stuttgart lahm


23. März 2016, 10:56
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Donnerstag, der 18. Juni 2015, war mit Abstand der schlimmste Stautag in Stuttgart. Ursache dafür war das kalte, regnerische Wetter und – man möchte es kaum glauben – ein Helene Fischer Konzert, bei deren An- und Abreise der Besucher der Verkehr der Stadt kollabierte.

Der 5. STÄDTE-STAU-CHECK von Mobil in Deutschland e.V.: Helene Fischer legte Stuttgart lahm

Deutschlands Straßen werden immer voller. Besonders spürbar ist dieses Phänomen in den großen Städten. Steigende Zulassungszahlen und damit immer mehr Verkehrsteilnehmer kollidieren mit reduziertem Straßenraum und unzureichender Infrastruktur. Kein Wunder, dass der Verkehr dort immer langsamer fließt. Das belegen jetzt auch die neuesten Zahlen des TomTom Traffic Index für das Jahr 2015.

Zum fünften Mal werten wir nun den TomTom Traffic Index aus und bewerten ihn für die Verkehrspolitik der Städte. Grundlage dieses Vergleichs ist das umfangreiche Datenmaterial des Navigationsgeräteherstellers TomTom, der heute veröffentlicht wurde. Den vollständigen Index finden Sie unter www.tomtom.com/de_de/trafficindex.

Insgesamt wurde die Verkehrsbelastung in 295 Städten weltweit gemessen. Acht davon haben wir für unseren Städte-Stau-Check verwendet und ausgewertet: Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart.

Wir haben uns gefragt, welche Städte Autofahrern besonders viel zumuten? Wo schafft man leistungsfähige Infrastruktur und fördert den Verkehrsfluss? Und wo betreibt man autofeindliche Politik mit schikanöser Mängelverwaltung und lässt Autofahrer im Stau stehen?

Die Ergebnisse

Einsamer Spitzenreiter ist erneut Stuttgart. Die Hauptstadt des Ländle konnte sich bereits in den letzten Jahren erfolgreich als „Staustadt Deutschlands“ durchsetzen und hat 2015 nochmals um 1 Prozentpunkt zugelegt. Hamburg darf hingegen die „rote Laterne“ abgeben, verbessert sich um ganze 2 Prozentpunkte und ist damit einer der „Gewinner“ dieses Vergleichs.

Platz 2 teilen sich somit Hamburg und Köln. Dicht gefolgt von München, das sich um ganze 2 Prozentpunkte verschlechtert und damit zu den Verlierern des 5. Städte-Stau-Checks zählt.

Im Detail wurden folgende Ergebnisse in den deutschen Städten erzielt:

Die deutschen Top STAU-STÄDTE 2015:

1. Stuttgart 33% NOTE 6 (2014: 32% Platz 1) *
2. Hamburg 30% NOTE 5 (2014: 32% Platz 1) ▼
2. Köln 30% NOTE 5 (2014: 29% Platz 3) ▲
4. München 29% NOTE 5 (2014: 27% Platz 5) ▲
5. Berlin 28% NOTE 5 (2014: 28% Platz 4) ▼
6. Frankfurt a.M. 26% NOTE 4 (2014: 27% Platz 5) ▼
7. Düsseldorf 23% NOTE 3 (2014: 21% Platz 7) *
8. Bremen 19% NOTE 2 (2014: 20% Platz 8) *

Dieses Ranking basiert auf dem TomTom Traffic-Index, der ausdrückt, wie sich die Fahrtzeit in einer Stadt aufgrund von Stau und Verkehr im Schnitt bei einer Fahrtdauer von 60 Minuten verändert.

Zur Wertung haben wir klassische Schulnoten verteilt: Die Note 1 hätte es bei einem Stau-Level von max. 18% gegeben. Bremen verpasst daher nur knapp die Top-Benotung. Note 2 gab es bis 21%, Note 3 bis 24%, Note 4 bis 27% und Note 5 bis 30%. Note 6 wurde bei einem Verkehrs-Index von 31% und größer vergeben.

Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die Ergebnisse der einzelnen Städte:

STUTTGART 33%: Stuttgart sichert sich erneut die „rote Laterne“ als mit Abstand schlimmste Staustadt der Republik. Stuttgart belegt damit wiederum den 1. Platz im Stau-Ranking und hat im Vergleich zum Vorjahr in Bezug auf den Zeitverlust aufgrund von Stau und Verkehr noch einmal zugelegt.

Ein Pendler, der am Tag einen 60-minütigen Arbeitsweg hat, braucht hier während der Rush-Hour 35 Minuten länger als bei fließendem Verkehr. Das sind aufs Jahr gerechnet rund 133 Stunden, also mehr als 3 Arbeitswochen. Die „Stuttgartisierung“, das heißt der Verkehrskollaps der Schwabenmetropole, schreitet voran.

Die schlimmsten Stauzeiten sind in Stuttgart der Dienstagmorgen und Donnerstagabend. Besonders zu den Stoßzeiten am Abend meist zwischen 17:00 und 18:00 Uhr müssen Autofahrer in Stuttgart Nerven beweisen.

Top-Stautag 2015 war Donnerstag, der 18. Juni. Das Konzert von Helene Fischer bei gleichzeitigem kaltem, regnerischem Wetter hat hier die Stadt lahm gelegt.

HAMBURG 30%: Immer noch auf niedrigem Niveau, aber dafür mit deutlichen Verbesserungen schafft es die Hansestadt dieses Mal auf den 2. Platz. Um 2 Prozentpunkte verbessert sich das Tor zum Norden auf ein Stau-Level von 30%. Ein Pendler, der täglich etwa 60 Minuten unterwegs ist, verliert im Mittel 29 Minuten und damit knapp 3 Wochen im ganzen Jahr. Immer noch „mangelhaft“, aber mit Licht am Ende des Tunnels.

Hauptstauzeiten sind Montag in der Früh zwischen 08:00 und 09:00 Uhr und Donnerstagabend zwischen 17:00 und 18:00 Uhr.

Schlimmster Stautag war der 16. Oktober 2015, der bei starkem Regen den Beginn der Herbstferien in Hamburg markierte.

KÖLN 30%: Im Vergleich zum Vorjahr verliert man im Schnitt in Köln mehr Zeit auf den Straßen. Dies gilt aber nur für die Autobahnen in und um Köln, im Innenstadtbereich konnten sich die Rheinländer sogar verbessern. „Mangelhaft“ ist aber trotzdem kein Prädikat, auf das man wirklich stolz sein könnte.

Die Haupt-Stauphasen sind hier der Montagmorgen und Donnerstagabend. Am Montagabend und Freitagmorgen dagegen fließt der Verkehr. 31 Minuten muss ein Pendler bei insgesamt 60 Minuten Fahrzeit während der Rush-Hour durchschnittlich am Tag einbüßen. 119 Stunden Verzögerung fallen damit pro Jahr für einen Berufspendler an.

Am Mittwoch, den 4. Februar 2015 legte eine Sperrung der A3 nach einem LKW-Unfall und Minustemperaturen und Schnee den Verkehr in Köln lahm und wurde somit Top-Stautag.

MÜNCHEN 29%: Die bayerische Landeshauptstadt verlangsamt sich zunehmend und verliert ganze 2 Prozentpunkte beim Staulevel. Mittlerweile bekommt München sogar nur noch die Note 5, also „mangelhaft“. Das war schon deutlich besser. Natürlich sind auch hier die Ursachen vielfältig.

Besonders kritisch ist die Verkehrslage in den Morgenstunden. Höchstes Verkehrsaufkommen ist am Montagmorgen, doch auch am Dienstag-, Mittwoch- und Donnerstagmorgen werden Spitzenwerte im bundesweiten Vergleich erreicht. Die verkehrsreichsten Abendstunden werden am Donnerstag gemessen. Ist man während der Rush Hour 60 Minuten unterwegs, verliert man 31 Minuten täglich. Aufs Jahr gerechnet muss ein Berufspendler daher mit 119 Stunden Verzögerung rechnen.

Eine Stammstreckensperrung der S-Bahn und Starkregen führte in München am 7. Oktober zum Stautag Nr. 1 in 2015.

BERLIN 28%: Kaum Veränderungen in Berlin. Berlin tritt wie immer auf der Stelle. Das gleichbleibende Staulevel befördert die Hauptstadt runter auf Platz 5 und lässt damit München in Hinblick auf Stau und Verkehr hinter sich. Am Donnerstagabend und Montagmorgen staut es sich hier weiterhin am meisten. Am Freitagmorgen sind die Straßen dagegen relativ frei.

Zur Rush-Hour verliert ein Pendler durchschnittlich 27 Minuten täglich bei einer Stunde Fahrzeit und steht damit etwa 105 Stunden im Jahr im Stau. Auffällig sind hier die Stoßzeiten, die sich morgens von 08:00 bis 09:00 Uhr und abends bereits von 16:00 bis 17:00 Uhr bzw. freitags von 15:00 bis 16:00 Uhr ankündigen. So kurz „arbeitet“ keine andere Stadt in unserem Vergleich.

Top-Stautag war Donnerstag, der 8. Oktober 2015. Aufbauarbeiten für die TTIP-Demo und starker Regen waren die Ursache.

FRANKFURT AM MAIN 26%: Der Verkehr in der Bankenmetropole fließt etwas besser, sowohl im innerstädtischen Bereich als auch auf den Autobahnen. Im Vergleich zum Vorjahr verbessert sich Frankfurt sogar um einen Prozentpunkt.

Die schlimmsten Stautage sind hier Dienstagmorgen und Donnerstagabend. Die besten Fahrzeiten dagegen sind freitags. Ein Pendler, der täglich etwa 60 Minuten zu den Stoßzeiten unterwegs ist, verliert im Mittel 29 Minuten und muss rund 111 Stunden Verzögerung pro Jahr miteinplanen. Nach einem Bombenfund beim Radrennen und dem anstehenden langen Wochenende vorm 1. Mai wurde der Pendlertag Donnerstag, 30. April 2015 zum Top-Stautag.

DÜSSELDORF 23%: Düsseldorf erkämpft sich mit 23% und der Note „Befriedigend“ immerhin wieder einmal den 2. Platz unseres Städte-Rankings. Dennoch ist auch Düsseldorf leicht abgefallen und verliert um 2 Prozent gegenüber 2014.

Die meiste Geduld braucht man hier im Allgemeinen am Montagmorgen und Donnerstagabend. Am besten geht’s dagegen am Freitagmorgen und Montagabend vorwärts. 25 Minuten verliert ein Berufspendler durchschnittlich täglich im Berufsverkehr bei einstündiger Fahrt und kommt damit pro Jahr auf 95 Stunden Verzögerung.

Schneechaos und die Dügida-Demo legten am 2. Februar 2015 den Verkehr in Düsseldorf lahm und sorgten damit für den Top-Stautag 2015.

BREMEN 19%: Bremen ist weiterhin die stauärmste Stadt Deutschlands. Die Hanseaten ruhen sich aber nicht auf Ihrem 1. Platz aus, sondern verbessern sich sogar nochmals um einen Prozentpunkt auf ein Staulevel von 19%. Grund dafür ist der deutlich besser fließende Verkehr in der Innenstadt. Gut gemacht, Bremen!

Montagmorgen und Freitagabend sind hier die Straßen am häufigsten verstopft. Im Vergleich zu den restlichen Städten des Vergleich, aber auf relativ niedrigem Niveau. 20 Minuten müssen Berufspendler täglich bei 60 Minuten Fahrzeit während der Rush-Hour einbüßen und vergeuden pro Jahr insgesamt 75 Stunden im Stau.

Top-Stautag 2015 war Donnerstag, der 8. Mai. Ursachen hierfür könnte das Zusammenspiel von Kita- und GDL-Streik, dem Großbrand in der Innenstadt und gleichzeitigem Regen mit Windboen gewesen sein.

Unser Fazit

Bremen ist erneut stauärmste Stadt im Test. Berücksichtigen muss man hier aber auch die geringe Einwohnerzahl. Auch Düsseldorf hält sich mit einer Note 3 noch ganz gut, dennoch mit negativem Trend. Frankfurt am Main liegt im Mittelfeld auf allerdings recht niedrigem Niveau. Bei Berlin, München, Köln und Hamburg herrscht allerdings bereits jetzt schon starker Handlungsbedarf.

Schlusslicht unseres 5. Städte-Stau-Checks ist und bleibt aber Stuttgart und kann sich damit weiterhin den Titel als „Staustadt der Republik“ sichern.

Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V. erklärt sich die Zahlen so: „Mobilität ist kein Selbstläufer. Dafür muss man etwas tun. Vor allem auch in Sachen Infrastruktur. Stuttgart hat das am wenigsten verstanden. Dort weiß man immer noch nicht, dass man Verkehrs- und Stauprobleme nicht mit Blitzern und restriktiven Umweltzonen lösen kann. Die exzessive Förderung des Fahrradverkehrs wird den fehlenden Autobahnring um die Stadt nicht ersetzen können. Die „Stuttgartisierung“ schreitet ungebremst voran und die Autofahrer müssen es wieder einmal ausbaden, wo doch jeder weiß, dass Stau nicht nur Zeit und Geld kostet, sondern auch äußerst umweltfeindlich ist und für schlechte Luft sorgt. Leider wird sich hier wohl mittelfristig auch unter einer grün/schwarzen Regierung nichts ändern.“

Kontakt