Winzerinnen gewinnen an Bedeutung
Ein typisches Freitagabendszenario: Eine Gruppe junger Menschen sitzt in einer Bar, eine Flasche Rotwein steht auf dem Tisch, man trinkt und unterhält sich angeregt.
Auf der Flasche das Etikett der Pfälzer Winzerin Tina Pfaffmann. Keiner achtet darauf von welchem Geschlecht der Wein produziert wurde
Doch noch vor wenigen Jahrzehnten war das ganz anders. Frauen und Wein, diese Kombination rief da ganz andere Assoziationen hervor. Da dachte man wohl eher an eine adrette junge Frau, gehüllt in ein elegantes rotes Kleid, auf dem Kopf die Krone der Weinkönigin. Oder auch an die Winzerfrau, die zurückhaltend an der Seite ihres Gatten agiert. Der Winzer-Job sei zu schwer für Frauen, hieß es damals. Doch heute geht eine neue Generation tougher junger Frauen, eigenständige progressive Winzerinnen, mutig voran und beweist das Gegenteil.
Die Zahl der Frauen, die Önologie studieren, steigt rapide an. Noch in der Generation der Väter waren Frauen in diesem Studiengang eine Seltenheit. Heute ist das Verhältnis der Geschlechter unter den Studierenden jedoch beinahe ausgeglichen.
Wein von Frauen versus Wein von Männern
Ist Wein von Frauen anders als Wein von Männern? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister.
Der deutsche Regisseur Christoph Koch ist mitverantwortlich für den Film “Weinweiblich”. Der Kinostreifen setzt den Fokus auf Frauen im Weingeschäft. In einem Experiment sollen vier erfolgreiche Winzerinnen, ein weltbekannter Weinkritiker und ein Nachwuchstalent einen neuen Riesling kreieren. Filmemacher Koch kommt für sich zu der Schlussfolgerung: „Weiblicher Wein ist intuitiver, mehr vom Gefühl und der inneren Stimme geleitet, weniger technisch und rational“. Doch viele Winzerinnen sehen das anders. Sie wollen nicht, dass ihr Geschlecht in Verbindung mit ihrem Wein gebracht wird - egal ob nun positiv oder negativ. „Vielleicht sind wir in diesem Beruf in der Minderheit, aber wir haben nie das Gefühl gehabt, nicht ernst genommen zu werden. Wir denken, es geht hier hauptsächlich um fachliche Kompetenz und das Produkt, das wir erzeugen, nicht um das Geschlecht der Menschen, die dahinter stehen.”, sagen die Schwestern Meike und Dörte Näkel vom Weingut Meyer-Näkel. Auch wenn Studien zeigen, dass Frauen einen ausgeprägteren Geschmacks- und Geruchssinn haben als Männer, zählt am Ende doch primär die fachliche Kompetenz und das Talent.
Herausforderungen für Winzerinnen
Der Tradition nach übernehmen in der Regel die männlichen Nachfahren die Weingüter der
Eltern. Auch bei Heidi Fischer vom Weingut Pfaffl schien die Erbfolge geklärt, erinnert sie sich: “Ich hatte ursprünglich nicht den Plan, den Familienbetrieb zu übernehmen. Es war ja ein Bub da und es war unausgesprochen immer klar, dass Roman den Betrieb übernehmen wird”. Doch sie ist dem Wein verfallen und hat die Herausforderung der Unternehmensnachfolge mit Bravour gemeistert.
Mittlerweile sind zunehmend mehr Frauen im Weinanbau tätig. Doch egal, ob Frau oder Mann - der Winzerberuf ist kein einfacher. Immer wieder stehen die Talente vor neuen Herausforderungen. So erzählt die Pfälzerin Tina Pfaffmann auch von schwierigen Zeiten: “Es gab Momente, gesundheitlich und auch privat, wo ich mich alleine mit einer Flasche Wein und meinem Hund auf die Terrasse gesetzt habe und mich selbst gefragt habe, ob ich den gleichen Weg noch einmal einschlagen würde. Ich kam immer zum gleichen Ergebnis und das mit einem Lachen im Gesicht. In diesem Leben kann ich mir keinen anderen Beruf vorstellen und ich würde es, mit ein paar kleinen Änderungen, wieder machen.”
Die Leidenschaft der Winzer*innen fließt stets in den Wein mit ein und bestimmt dessen Charakter. Guter Wein ist nicht abhängig vom Geschlecht. Das haben die begabten Winzerinnen bewiesen und das will BELViNi in der Winzerinnen-Woche präsentieren.