Frauenbeauftragte als Schlüssel zum Gewaltschutz
Seit 1. Januar 2017 müssen in jeder Werkstatt Frauenbeauftragte und Stellvertreterinnen gewählt werden. Heute sind es bundesweit etwa 1.500 Frauen mit Beeinträchtigung, die sich für Gleichstellung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Gewaltschutz einsetzen. Seit September 2019 arbeiten Frauenbeauftragte im Bundesnetzwerk zusammen, das seit Februar 2023 als eigenständiger Verein "Bundes-Netzwerk der Frauen-Beauftragten in Einrichtungen – Starke.Frauen.Machen. e.V." organisiert ist.
Handlungsbedarf in der Praxis
Die Umsetzung in der Praxis stellt viele Werkstätten und Wohneinrichtungen jedoch vor Herausforderungen. Wie dringend notwendig Veränderungen sind, zeigt die bundesweite Studie von Starke.Frauen.Machen. e.V. gemeinsam mit der HAWK Hochschule Holzminden: 30 Prozent der Frauen kennen das Gewaltschutzkonzept ihrer Einrichtung nicht, nur 27 Prozent waren an dessen Entwicklung beteiligt. Diese Ergebnisse verdeutlichen den Handlungsbedarf bei der systematischen Einbindung der Akteurinnen vor Ort. Parallel dazu liefert die im Juli 2024 veröffentlichte Studie des Instituts für empirische Soziologie (IfeS) im Auftrag von BMFSFJ und BMAS erstmals belastbare Zahlen zur Gewaltsituation in Werkstätten.
Nicole Burek, Vorstandsvorsitzende von Starke.Frauen.Machen. e.V., erläutert den Ansatz der Online-Fachtagung:
"Gewaltschutzkonzepte sind ein wichtiger rechtlicher Rahmen. Entscheidend ist aber, dass sie in der Praxis gelebt werden. Dafür braucht es den Austausch zwischen allen Beteiligten – und Frauen-Beauftragte, die die notwendigen Ressourcen für ihre Arbeit haben."
Programm: Fachwissen trifft Praxis
Grußbotschaften von Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen, und Karin Prien (Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen, Jugend) unterstreichen die politische Relevanz des Themas. Auch Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen, teilhabepolitische Sprecherin) und Kathrin Gebel (Die Linke, frauenpolitische Sprecherin) würdigen die Arbeit der Frauenbeauftragten in ihren Beiträgen.
Das Programm verbindet Fachwissen mit Praxiserfahrung: Dr. Gabriele Feulner (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) stellt den Wegweiser Gewaltschutz vor, der Orientierung für die Konzeptentwicklung bietet. Ricarda Kluge (bff Suse – Gewaltschutz in Einrichtungen) erläutert die Mindest-Standards für wirksame Gewaltschutzkonzepte. Maya Goltermann (Gewaltschutz bei Behinderung – Mädchen sicher inklusiv) beleuchtet die Rolle von Supervision als Instrument der Qualitätssicherung, während Magdalene Sadura (Frauennotruf Bielefeld e.V.) Einblicke in die Arbeit von Hilfesystemen gibt.
Die Online-Fachtagung ist kostenfrei und barrierearm gestaltet: Deutsche Gebärdensprache, Einfache Sprache und technischer Support ermöglichen eine breite Teilnahme. Das Online-Format ermöglicht die Teilnahme für Menschen aus ganz Deutschland.
Zum Abschluss der Fachtagung wird eine digitale Mitmach-Aktion angeboten, die das Thema Gewaltschutz weiter in die Öffentlichkeit tragen wird. Die Inhalte der Veranstaltung fließen in die weitere Arbeit des Bundes-Netzwerks der Frauen-Beauftragten in Einrichtungen – Starke.Frauen.Machen. e.V. ein – bei regionalen und bundesweiten Treffen, Schulungen und Gesprächen mit der Politik.
Informationen zur Veranstaltung
Titel: Gewalt hat viele Gesichter – und keine Ausrede
Datum: Montag, 25. November 2025
Zeit: 09:30 – 14:30 Uhr
Format: Online-Fachtagung, barrierearm
Teilnahme: Kostenfrei
Anmeldung: https://starke-frauen-machen-gegen-gewalt.de
Kontakt: @email