Die Stadt München ist stolz auf ihren Flughafen. Erst im Frühjahr 2015 wurde dieser zum ersten 5-Sterne-Flughafen Europas gekürt und kann auch weiterhin stetig steigende Passagierzahlen aufweisen. Auch Lufthansa als größte deutsche Airline hat daran einen erheblichen Anteil. Was der Standort München für Lufthansa bedeutet und wie der Flughafen auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt, erläutert Thomas Winkelmann, Lufthansa-München Vorstand, im Interview mit Mobil in Deutschland. Der Automobilclub versteht sich neben seinen Leistungen im Not- und Pannenfall auch als Mobilitätsverein und Anwalt für zukünftige Infrastruktur. Dazu gehört in München auch ein leistungsstarker und wettbewerbsfähiger Flughafen, der zugleich Motor der Stadt ist.
Die Fragen an Thomas Winkelmann stellten Nadine Nierzwicki, Presse Mobil in Deutschland e.V., und Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs.
1. Wie wichtig ist für Lufthansa der Standort München?
„München ist für uns das Drehkreuz im Süden Deutschlands und zugleich der einzige Standort, an dem wir ein Terminal betreiben, das vom Institut Skytrax als erstes in ganz Europa mit fünf Sternen ausgezeichnet wurde. Terminal 2 und der kürzlich in Betrieb genommene Satellit sind außerdem etwas ganz Besonderes, weil wir hier zusammen mit dem Flughafen München ein Joint Venture betreiben. Hier stimmt alles: Qualität, Pünktlichkeit, Preis. Damit der Flughafen München (MUC) im internationalen Vergleich auch zukünftig wettbewerbsfähig bleibt und nicht ins Hintertreffen gerät, muss der Airport wachsen können.
Rund 60 Prozent der Lufthansa-Passagiere in München nutzen den Flughafen München einzig als Drehkreuz für Flüge von und nach Europa. Sie verlassen den Flughafen nicht, sondern steigen von einem Flug zum nächsten um. Erst durch diese Fluggäste sind wir in der Lage, heute Nonstop-Flugverbindungen direkt ab München zu rund 140 Zielen in 46 Ländern anzubieten, darunter etwa 110 Ziele in Deutschland und Europa. Im Sommerflugplan 2016 haben wir am Standort München insgesamt rund 120 Flugzeuge beheimatet, davon 27 Langstreckenflugzeuge und 92 Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge. Von dieser Auswahl profitieren unsere umsteigenden Gäste wie unsere Zusteiger aus der Region gleichermaßen.“
2. Wie hat sich Lufthansa hier am Standort entwickelt und wie viele Arbeitsplätze hat das Unternehmen hier bisher geschaffen?
„Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung am Standort München. 2015 betreute Lufthansa in München mehr als 27 Millionen Gäste im Terminal 2. Lufthansa ist die führende Airline und der größte Arbeitgeber am Flughafen München. Die Lufthansa Group beschäftigt am Standort München rund 11.000 Mitarbeiter in den Geschäftsfeldern Lufthansa Airlines, Lufthansa Cargo, LSG Group, Lufthansa Technik und Lufthansa Flight Training. Und wir wachsen weiter, aktuell suchen wir mehr als 750 neue Mitarbeiter in München!“
3. Wie wichtig ist die 3. Startbahn für den Standort und Lufthansa?
„Die 3. Startbahn ist für München absolut unverzichtbar und wird wegweisend für die weitere Entwicklung des Münchner Flughafens sein. Hier wird sich entscheiden, ob der Flughafen München ebenso wie der FC Bayern zukünftig in der Champions League der europäischen Flughäfen spielen wird oder doch eher in der Europa League. Sollte die 3. Bahn kommen, wird der Flughafen München ein eigener Hub sein, der von anderen Flughäfen gefüttert wird, vergleichbar mit Wettbewerbern wie Istanbul, Dubai, Abu Dhabi oder Doha. Falls die 3. Bahn nicht realisiert wird, wird München Passagiere an andere Drehkreuze verlieren und insbesondere noch den touristischen Verkehr bedienen, mit nur wenigen interkontinentalen Verbindungen. Der Flughafen wird international an Bedeutung verlieren, was sehr traurig wäre, sich aber nicht vermeiden ließe. Das dichte Angebot aus Nonstop-Verbindungen wäre für uns auf Dauer nicht mehr zu halten.“
4. Ändert sich etwas in der Haltung von Lufthansa zum Standort München, wenn die 3. Startbahn nicht realisiert wird?
„Das werden wir beurteilen, wenn es soweit ist. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die 3. Startbahn kommen wird. Sie ist langfristig unverzichtbar.“
5. Wann sehen wir die ersten Eurowings Maschinen ab München nach Europa abfliegen und wie sieht die generelle Eurowings Strategie für den Standort München aus?
„Die Lufthansa Group wird mit allen Marken am Flughafen München präsent sein. Das Premiumprodukt werden Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines abbilden. Eurowings wird sicherlich gute Ideen haben, welche Ziele sie künftig bedienen möchten. Voraussetzung hierfür sind selbstverständlich kompatible Systeme. Für weitere Details ist es noch zu früh.“
6. Wie reagiert Lufthansa/Eurowings auf den neuen Mitbewerber Transavia in München?
„Wettbewerb ist wichtig für jeden Markt. Aber wir stellen uns auch dem Wettbewerb und sind überzeugt, dass unser hochwertiges Angebot, Europas einziges fünf-Sterne-Terminal und attraktive Preise für die Münchner nach wie vor sehr interessant sind.“
7. Welche Ziele werden mit der neuen A350 ab München angeboten und wie sieht die Vorbereitung dazu aus?
„Es ist geplant, den ersten nagelneuen Airbus A350 kommenden Winter ab München einzusetzen. Die A350 setzt neue Maßstäbe in Punkto Kundenkomfort, Treibstoffeffizienz und Schallschutz für die Region, da sie deutlich leiser sein wird als vergleichbare Flugzeuge ihrer Größe und Reichweite. Zu den ersten Zielen werden dann Delhi und Boston zählen.“
8. Was können Sie aus Ihrer Zeit als Geschäftsführer bei Germanwings, der günstigen Airline im LH Konzern, bei Lufthansa miteinbringen?
„Generell die Tatsache, dass wir dort alle Kundengruppen bedient haben, den Schnäppchenjäger wie den Urlauber, aber auch den Geschäftsreisenden. Für jede Kundengruppe gab es das passende Angebot. Wir möchten als Lufthansa Group unser Angebot künftig auch im touristischen Bereich ab München weiter erhöhen. Ich sehe meine Aufgabe auch darin, die beiden Systeme Lufthansa und Eurowings parallel erfolgreich am Münchner Flughafen zu etablieren und wirtschaftlich zu betreiben.“