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Griechenland und kein Ende. Das Land ist pleite, war es schon vor einem Jahr, doch die Politik spielt nach wie vor auf Zeit. Griechenland droht langsam aber sicher der erste ungeordnete Bankrott in der Euro-Zone, die Kreditwürdigkeit des stark verschuldeten Mittelmeerstaates fällt ins Bodenlose.
Banken und Versicherungen haben den Südeuropäern im vergangenen Jahrzehnt gegen hohe Zinsen 300 Mrd. Euro geliehen, um seine Staatsdefizite auszugleichen. Die griechische Regierung garantierte die Rückzahlung der Gelder samt Zinsen. Doch diese Bürgschaft ist seit längerem nichts mehr wert: Der EU-Steuerzahler, allen voran der deutsche, sprang im Vorjahr ein und schmiedete ein Rettungspaket über 110 Mrd. Euro, damit Griechenland Jahr für Jahr Schulden und Zinsen zurückzahlen kann. Doch das Geld reicht nicht: Nun sollen nochmals 100 Mrd. Euro fließen - das Risiko von schätzungsweise 350 Mrd. Euro Schulden ist de facto auf den EU-Steuerzahler übergegangen. Zugleich fuhren die Banken ihr Engagement zurück: Seit 2008, also vor der Euro-Krise, halbierten europäische und amerikanische Banken ihre Griechenland-Kredite in ihren Büchern. Wie das? Seit Mai 2010 akzeptierte nämlich die Europäische Zentralbank (EZB) gegen einen Abschlag von 13,5% griechische Ramsch-Anleihen als Sicherheit, zur Freude der Geldhäuser. Inzwischen hält die EZB somit faule Griechenland-Papiere im Wert von rund 150 Mrd. Euro und damit ein riesiges Verlustrisiko.
Doch noch immer sollen Deutsche Banken zwischen 15 und 18 Mrd. Euro ausstehend haben: Spitzenreiter ist die Bad Bank der HRE (7 bis 8 Mrd.), gefolgt von der Commerzbank (Deutschland CBK / 803200): Die Nummer Zwei der hiesigen Bankenlandschaft, noch immer zu einem Viertel im Besitz des Bundes, hält griechische Anleihen im Volumen von 3 Mrd. Euro. In Summe hat die Commerzbank Staatsanleihen aus Irland, Italien, Portugal, Spanien und Griechenland im Wert von 24 Mrd. Euro in den Büchern. Das stimmt nachdenklich, denn während die Deutsche Bank (DBK / 514000) ihre Griechenland-Papiere bereits auf den Marktwert abgeschrieben hat und eine harte Umschuldung problemlos verkraften dürfte, sieht dies bei der Commerzbank ganz anders aus. Einer aktuellen Studie aus der Schweiz zufolge würde die Commerzbank eine neue Finanzkrise wohl nicht aus eigener Kraft überstehen. Ähnliches ist auch bei der italienischen Unicredit und irischen Banken zu befürchten, ermittelte das Wirtschaftsmagazin Focus-Money zusammen mit dem Schweizer Analysehaus Independent Credit View in einem verschärften Stresstest-Szenario. Demnach droht dem Institut im Fall der Fälle eine Eigenkapitallücke von 11,6 Mrd. Euro. Bei besagtem Krisenszenario wurde ein deutlicher Rückgang des BIP, einhergehend mit einem starken Anstieg der Kreditausfälle sowie der risikogewichteten Aktiva und gleichzeitig ein vollständiges Versiegen der Refinanzierungsquellen am Kapitalmarkt simuliert.
Wer also derzeit in der optisch günstigen Commerzbank-Aktie ein Schnäppchen sieht sollte das bedenken. Ob die Commerzbank ihre ambitionierten Gewinnziele tatsächlich erreichen kann, darf angesichts der schwelenden Krise bezweifelt werden. Im laufenden Jahr will man operativ deutlich mehr als 1,4 Mrd. Euro verdienen. 2012 wird dann sogar ein Ergebnis von 4 Mrd. Euro erwartet. Sicher ist: Auch im Fall einer Umschuldung der griechischen Schulden unter Beteiligung der privaten Gläubiger müssten deutsche Kreditinstitute mit Ausfällen rechnen. Und: Scheitern die innereuropäischen Verhandlungen zur sanften Rettung Griechenlands, kommt es also zu harten Sanierungen mit Schuldenschnitt, würde Irland laut Volkswirten sogleich selbigen Weg gehen. Hier sind deutsche Banken mit gut 80 Mrd. Euro involviert! Und dann gibt es ja noch Spanien, Portugal, Italien und Belgien … Rumänien, Ungarn, die Ukraine und die baltischen Staaten - sie alle beziehen EU-Gelder.
Mit besten Grüßen
Ihr Frank Szillat und die Redaktion von www.capital-manager.net
Wie wir die aktuelle Börsenlage einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Capital Manager. Neben unserem aktuellen Schwerpunkt Rohstoffaktien haben wir aussichtsreiche Solar-, Technologie- und Öl-Werte aber auch defensive Blue Chips auf unserem Radarschirm, mit denen unsere Leser in den vergangenen Wochen und Monaten ansehnliche Renditen einfahren konnten.
Themen der Ausgabe vom 20.06.2011:
- Marktgeschehen: Commerzbank-Aktie auf Tauchfahrt
- Gigaset (Deutschland: AQU / 515600): Telefon-Aktie auf Abwegen?
- Rückblick / Ausblick: Jinpan (USA: JST / 913287) & Steico (Deutschland: ST5 / A0LR93)
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