Die gute strukturelle Verfassung der deutschen Wirtschaft und positive Signale aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld sprechen dafür, dass sich die konjunkturelle Entwicklung im laufenden Jahr deutlich belebt.
Die deutsche Wirtschaft ist im abgelaufenen Jahr 2012 weiter gewachsen [2]. Das schwierigere internationale Umfeld belastete aber spürbar die deutsche Konjunktur. Es bestand erhebliche Unsicherheit wegen der Schuldenkrise im Euroraum, aber auch über die künftige Fiskalpolitik der USA. Zusammen mit der Abschwächung der Nachfrage nach deutschen Exportgütern beeinträchtigte dies insbesondere die Bereitschaft zu Investitionen. Die Wachstumsdynamik nahm daher im Verlauf des vergangenen Jahres ab. Für das Jahresschlussquartal 2012 ist den Indikatoren zufolge von einem spürbaren Rückgang der Wirtschaftsleistung auszugehen.
Wenn die außenwirtschaftlichen Unsicherheiten und die Belastungen durch die Vertrauenskrise im Euroraum nachlassen, ist zu erwarten, dass sich die derzeitige Investitionszurückhaltung nach und nach lösen wird. Dann sollte sich zeigen, dass die Investitionen der Unternehmen nur aufgeschoben, jedoch nicht aufgehoben sind. Das wiederum sollte dazu beitragen, dass die Wirtschaft wieder Tritt fasst und die Wachstumsraten im Verlauf des Jahres zunehmen.
Insgesamt ist die deutsche Wirtschaft jedoch weiterhin hoch wettbewerbsfähig und in guter Verfassung. Auch hat sich das internationale Umfeld zuletzt etwas stabilisiert, und zwar sowohl auf den Finanzmärkten als auch in der Realwirtschaft. Daher spricht die leichte Aufhellung von Stimmungsindikatoren dafür, dass die deutsche Wirtschaft positiv in das neue Jahr startet und die vorübergehende Schwächephase zügig überwindet.
Im exportorientierten Verarbeitenden Gewerbe war die Abschwächung des außenwirtschaftlichen Umfelds besonders spürbar. So gingen die Umsätze in der Industrie seit September kontinuierlich zurück (Dreimonatsvergleich Stand November: -3,1 % [3]). Die starke allgemeine Verunsicherung führte zudem zur Zurückhaltung bei den Investitionen im Inland, sodass die Industrie-Umsätze im In- und Ausland gleichermaßen abnahmen. Die Unternehmen passten ihre Produktion an und schränkten diese seit August merklich ein. Im November konnte sich die Erzeugung dann stabilisieren (+0,4 %). Das Produktionsniveau im November blieb aber deutlich niedriger als im Durchschnitt des dritten Quartals. Allerdings hellte sich die Stimmung in der Industrie zum Jahresende hin bereits wieder etwas auf. Dies sind positive Signale für die Nachfrage nach Industriegütern. Die Auftragseingänge sind nach einem starken Anstieg im Oktober um 3,8 % im November zwar um 1,8 % zurückgegangen, sie dürften aber im Jahresschlussquartal insgesamt im Vergleich zum dritten Quartal zumindest stabilisiert haben.
Die Produktion im Bauhauptgewerbe zeigte sich im Vergleich zur Industrieproduktion bislang recht stabil. Sie erhöhte sich im November um 1,0 % und nimmt auch in der Tendenz leicht zu. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe entwickelten sich bei starken monatlichen Schwankungen nach einer Schwächephase im Sommer 2012 ebenfalls positiv. Gleichzeitig blieben wichtige Rahmenbedingungen wie etwa die niedrigen Zinsen oder die Witterung im bisherigen Winter günstig.
Die außenwirtschaftlichen Impulse haben infolge des geringeren weltwirtschaftlichen Wachstums abgenommen. Die rezessiven Tendenzen in der Eurozone setzen sich vorerst fort, auch wenn erste Fortschritte bei den notwendigen Anpassungsprozessen erkennbar sind. Vor allem wegen der schwächeren Nachfrage aus dem Euroraum verlor das Exportwachstum in der zweiten Jahreshälfte 2012 spürbar an Dynamik. Die Einfuhren blieben bei einem ebenfalls kräftigen Rückgang im November in der Tendenz stabil. Der abnehmende Exportüberschuss ist eine Ursache für die gedämpfte gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Winterhalbjahr. Aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld waren zuletzt wieder vermehrt positive Signale zu verzeichnen, die für eine allmähliche Belebung der Ausfuhren im Verlauf dieses Jahres sprechen.
Das Konsumklima hat sich zum Jahresende 2012 wegen der konjunkturellen Schwächephase etwas eingetrübt. Die Umsätze im Einzelhandel nahmen trotz des Anstiegs im November in der Tendenz ab. Die Einkommensdynamik dürfte aufgrund des konjunkturell bedingten Rückgangs der geleisteten Arbeitsstunden gemäßigter ausfallen. Die im dritten Quartal spürbaren Impulse des privaten Konsums dürften sich daher zum Jahresende 2012 hin vorübergehend abschwächen. Die Entlastungen bei der Einkommensteuer und die Senkung der gesetzlichen Rentenbeiträge zu Jahresbeginn 2013 geben demgegenüber positive Impulse für die Entwicklung der Nettoeinkommen. Das nach wie vor ruhige Preisklima leistet ebenfalls einen positiven Beitrag.
Der Arbeitsmarkt erweist sich weiterhin als robust. Der Beschäftigungsaufschwung ist zwar erst einmal zum Stillstand gekommen und die Arbeitslosigkeit nimmt seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres wieder leicht zu, im Dezember um saisonbereinigt 3.000 Personen. Die Frühindikatoren für den Arbeitsmarkt signalisieren aber weiterhin eine stabile Entwicklung.
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Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Februar-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich Ende der 4. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.
[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 10. Januar 2013 vorlagen.
[2] Die Schnellmeldung zur Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr 2012 wird vom Statistischen Bundesamt am 15. Januar 2013 veröffentlicht.
[3] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter, sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Angaben.