Wie für alle Branchen birgt auch für die fleischverarbeitende Industrie die heutige Wirtschaftslage zugleich Chancen und Risiken. Die Märkte werden größer und der Konkurrenzdruck stärker. Auch die Verbraucher werden zusehends mündiger und hinterfragen Lebensmittelprodukte genauer, bevor sie diese in den Einkaufswaagen legen. Dabei handelt es sich nicht mehr um eine kleine Elite, sondern um eine breite Käuferschicht. In diesem neuen wirtschaftlichen Umfeld gewährleistet erst der Einsatz von IT-Technologien die optimale Vermarktung von Produkten.
Im Zentrum des Augenmerks des 21. Jahrhunderts liegen intelligente Zusammenspiele von Hard- und Software, die meisten Technologiehersteller wandeln sich entsprechend von reinen Hardwareanbietern zu Anbietern von Systemlösungen. So auch das Unternehmen Bizerba aus Balingen. Bereits seit 1866 ist das Unternehmen dafür bekannt, qualitativ hochwertige Waagen für den Industrie- und Lebensmittelbereich zu produzieren. Seit neuestem können die Waagen dabei viel mehr als nur wiegen. Sie sind intelligente Kommunikationsplattformen, die im ständigen Dialog mit dem zentralen Vertrieb stehen. Und im Mittelpunkt stehen die Softwaremodule RetailImpact und RetailMall.
Ein wichtiger Schritt in die neue Retail Welt war für Bizerba die Zusammenarbeit mit Häfele, eine der innovativsten Metzgereien Deutschlands. Gemeinsam führten die Unternehmen mit der Software RetailImpact in den vergangenen 18 Monaten zahlreiche Tests und Pilotierungen durch. „Die Software steuert filialübergreifend im Vorfeld festgelegte Gruppen von Waagen einer oder mehrerer Filialen an. Informationstexte, Werbeinhalte, Bilder, Videos und Rezepte zu Produkten des Artikelsortiments erscheinen Sekunden später in der Filiale am Point of Information – auf den kunden- und verkäuferseitigen Displays der Waagen“, erklärt Matthias Harsch, Sprecher der Geschäftsführung bei Bizerba. Gleichzeitig könne die Zentrale sehen, welche Produkte sich im Markt besonders gut verkaufen und mit Preisaktionen auf die „Renner-und-Penner Statistiken“ reagieren. Ein Dialog in Echtzeit statt klassischer Einweg-Kommunikation.
Die Vorteile dieser Technologie sind mannigfaltig: Während des Verkaufens erhalten die Theken-Mitarbeiter genaue Produktinformationen, sie können daher ohne lange Einarbeitungszeit kompetent beraten. Der Service an den Frischetheken wird dadurch auf ein noch nie dagewesenes Niveau gebracht und somit der wachsenden Mündigkeit der Konsumenten gerecht.
Und zu Beginn war es spannend, denn niemand der am Projekt Beteiligten konnte mit Bestimmtheit sagen, ob sich auch Werbeangebote auf Waagenscreens in der Praxis tatsächlich bewähren. So auch Armin Häfele, Geschäftsführer bei Häfele: „Uns war es zunächst wichtig herauszufinden, ob und wie sich Preis- und Gewichtsinformationen direkt mit Werbeinhalten in Verbindung setzen lassen. Ebenso wichtig war es, mehr über die Kundenaufmerksamkeit zu erfahren. In Tests wurden die ersten Artikeldaten mit saisonalen Produkten verbunden. Wir waren erstaunt, als uns bewusst wurde, dass die Werbung über die Waagendisplays zu erheblichen Umsatzsteigerungen führt. Selbst Produkte, die bislang ein Schattendasein führten, konnten eine deutliche Absatzsteigerung erfahren. Für uns ein mehr als überzeugendes Ergebnis“.
Zurückzuführen ist dieses Phänomen auf den so genannten Impulskauf. Konsumenten bekommen durch das neue Marketinginstrument kompetente Unterstützung dort, wo sie ihre meisten Kaufentscheidungen treffen – direkt am Point of Sale. Dabei erleichtert die visuelle Präsentation der Produkte den Kaufentscheid. „Wir zeigen auf den Screens auch fertige Gerichte, beispielsweise appetitlich zubereitete Lammrippchen auf Kartoffelgemüse anstatt das bloße Stück Fleisch. Die Bilder sollen dem Kunden eine Vorfreude auf den Genuss vermitteln und zum Kochen anregen“, sagt Harsch.
Ein weiterer Knackpunkt des Feldtests war die Implementierung der Software in ein bereits bestehendes EDV-System. Im Hintergrund des Unternehmens Häfele lief bereits erfolgreich das Bizerba Warenwirtschaftssystem WinCWS zur zentralen Verwaltung, Auswertung und Pflege von Artikeldaten und Waagenverbundsystemen. „Genau wie Häfele“, so Harsch weiter, „nutzen sehr viele Metzger bereits das WinCWS, es ist ein integraler Bestandteil ihrer Warenwirtschaft. Entsprechend oft erhalten wir die Nachfrage, ob diese Informationsstruktur mit der Software RetailImpact und RetailMall kombiniert werden kann. Die Antwort ist ein klares Ja. Unsere Kunden brauchen keine neue Warenwirtschaft, und die Software kann als kompatibles Update verstanden werden. Die Schnittstelle RetailConnect kann die Artikeldaten aus WinCWS problemlos übernehmen“.
Die offene Programmierung der Software macht es also möglich, sie in bereits bestehende EDV-Infrastrukturen einzufügen. Dabei können sogar vorhandene PC-Waagen auch anderer Hersteller eingebunden werden. „Durch die Trennung von Hard- und Software haben wir einen Paradigmenwechsel eingeleitet. Diese Offenheit der Systeme ist ein wesentliches Argument für die Gesamtlösung. Jederzeit kann die aktuelle Lösung durch Dritt-Anbieter erweitert werden. Das alles sind sichtbare Vorteile, die auch schnell deutlich machen, warum Bizerba inzwischen einen erheblichen Teil seines Umsatzes mit Software erzielt“, erklärt Harsch.
Heute ist bei Häfele das Gesamtsortiment zwischen WinCWS und RetailImpact miteinander verknüpft und alle Produkte eng miteinander verzahnt. Dabei sind die Artikel mit Werbetexten, Informationen und Bildern aus dem eigenen Hause belegt. „Wir können uns völlig frei entscheiden, ob wir bereits vorgefertige Daten aus der RetailMall nutzen wollen oder diese nur als Organisationsinstrument für unsere eigenen Information und Werbetexte nutzen möchten“, erklärt Häfele.
Ein weiterer Vorteil des Retail Impact: Es hilft beim Aufbau ganzer Marketingstrukturen. So kann über die Software 360 Grad Marketing über mehrere Kanäle organisiert und synchronisiert werden. Harsch erklärt: „Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Es existieren mehrere so genannte Touch-Points, an denen der potentielle Kunde mit einem Produkt in Berührung kommt. Er kann beispielsweise die Zeitung aufschlagen und auf ein Sonderangebot für eine Schweinelende stoßen. Das ist klassische Offline-Werbung, und sie endet in dem Moment, in dem der Kunde die Zeitung zuschlägt. Um nun zu gewährleisten, dass dasselbe Angebot zeitgleich in Online-Medien erscheint, etwa auf den Screens der Waagen, kann das Unternehmen über das RetailImpact diese Kanäle miteinander synchronisieren. On- und Offline Medien werden also über nur eine Software ganzheitlich angegangen. Das reduziert den Verwaltungsaufwand und hilft, Fehler zu vermeiden.
Insgesamt war das Pilotprojekt bei Häfele für alle Beteiligten erfolgreich. Harsch abschließend: „Die Metzgerei Häfele war unser erster Pilotkunde für Retail Impact und Retail Mall und somit ein wichtiger Gradmesser für die Professionalität der Software. Wir sind dem Unternehmen sehr dankbar, denn sie waren ein wesentlicher Grund dafür, dass unsere Systemlösung in den letzten Monaten zum Fliegen gebracht werden konnte und wir für unsere Systemlösung sogar den Innovationspreis des Landesinnungsverbandes Baden-Württemberg des Fleischerhandwerkes erhalten haben.“
Die Metzgerei Häfele aus Winnenden gehört zu den innovativsten Metzgern in Deutschland. Seit 1954 vertrauen die Kunden auf Qualität, Frische und erstklassige Beratung. 98 Prozent der Produkte stammen dabei aus Eigenproduktion,in 14 Verkaufsstellen und fünf mobilen Verkaufsfahrzeugen werden diese vertrieben.
Über Bizerba:
Bizerba ist ein weltweit operierender, in vielen Bereichen marktführender Lösungsanbieter für professionelle Systemlösungen der Wäge-, Etikettier-, Informations- und Food-Servicetechnik in den Segmenten Retail, Food-Industrie, produzierendes Gewerbe und Logistik. Branchenspezifische Hard- und Software, leistungsstarke netzwerkfähige Managementsysteme sowie ein breites Angebot von Labels, Consumables und Business Services sorgen für die transparente Steuerung integrierter Geschäftsprozesse und die hohe Verfügbarkeit der Bizerba spezifischen Leistungsmerkmale.
Weltweit ist Bizerba in über 120 Ländern präsent – mit 41 Beteiligungen in 23 Ländern und 54 Landesvertretungen. Hauptsitz des Unternehmens, das rund 3.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist Balingen; weitere Fertigungsstätten befinden sich in Meßkirch, Bochum, Wien (Österreich), Pfäffikon (Schweiz), Mailand (Italien), Shanghai (China), Forest Hill (USA) und San Luis Potosi (Mexiko).
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