Im Jahr 2002 haben sich 12 Laender fuer die Einfuehrung des Euro entschieden und Griechenland war eines dieser 12 Laender. Zum damaligen Zeitpunkten haben die Eurozonen-Mitglieder das Design der neuen Banknoten und Muenzen gemeinsam bezahlt und hatten die Moeglichkeit ihr nationalen Banknoten und Muenzen landesspezifisch zu individualisieren. Die Sicherheitsmechanismen fuer die neue Euro-Waehrung ist ebenfalls gemeinsam erarbeitet und umgesetzt worden. Auch dies hat Kosten gespart, weil alle beteiligt waren.
Die grenzuebergreifende Waerhrungsumrechnung in der IT-Verarbeitung fuer die 12 unterschiedlichen Landeswaehrungen fiel weg. Das hat nicht nur die Buchungsvorgaenge vereinfacht und beschleunigt, sondern auch Kosten gespart. Das Zentralbankenreporting mit seinen Kontrollmechnismen und Waehrungskontrolle wurde einfacher, weil die teilnehmenden Laender die Vorteile einer Gemeinsamenwaehrung erkannt und gelebt haben.
An diese Zeit der Mehrwaehrungsbuchfuehrung und –abrechnung haben nur noch wenige Europaer Erinnerungen und schon gar nicht die Politiker, die zum damaligen Zeitpunkt noch zur Schule oder zur Universitaet gegangen sind. Den IT-Projektleitern, die seinerzeit verantwortlich waren fuer die Euroeinfuehrung in die Bankensysteme und die zentralen Buchungssysteme, sind die Herausforderungen und Risiken noch lebhaft in Gedaechtnis. Diese technische Umstellung hat damals Jahre gedauert.
Im Falle des Austritts Griechenlands aus der Eurozone werden all diese Kosten und Aktivitaeten auf Griechenland zu kommen. Diese Kosten wird Griechenland allein tragen muessen, weil es ist der Austritt eines Landes. Die Kosten fuer diese Austrittsmassnahmen sind zusaetzlich zu dem bereits bestehenden Schulden und wird nicht innerhalb von Tagen oder Monaten zu erfuellen sein. Der Austritt aus den Eurozone wird den Griechen keinen Geldbrunnen bescheren, sondern lediglich weitere Kosten fuer die Einfuehrung ihre neuen Waehrung.
Ist Griechenland bereit diese Belastung zu tragen?
Mit dem Austritt wird die Regierung von Griechenland mit den folgenden Aktivitaeten beginnen muessen und jeder einzelne Schritt wird teuer und schmerzvoll fuer die Griechen werden, denn jeder einzeln Grieche wird seinen Kostenbeitrag zahlen muessen, bevor er die neue Waehrung in der Hand haelt.
•Der Austritt aus der Eurozone beschafft keine neues Geld. Die Kassen werden nach wie vor leer sein und die neue Waehrung inklusive der Banknoten und Muenzen ist noch nicht da.
•Die neuen Banknoten und Muenzen muessen designed, entwickelt, mit entsprechenden Sicherheitsmerkmalen versehen werden und anschliessend gedruckt werden. Bei diesem Prozess handelt es sich nicht um den Ersatz von abgenutzten oder beschaedigten Banknoten, sondern um den Komplettaustausch des gesamten Banknoten und Muenzbestandes des Landes. Dieser Vorgang ist nicht nur zeitaufwendig sondern auch kostenintensive.
•Saemtliche Geldautomaten und Verkaufsautomaten, die Muenz- und Banknotenzahlung akzeptieren muessen an die neuen Waehrung angepasst werden, anderenfalls werden die Automaten nicht mehr funktionieren.
•Mit dem Austritt aus der Eurozone wird der Euro wertlos und die neue Waehrung - Drachme (?) – uebernimmt die Aufgabe als Zahlungsmittel. Damit dieses Zahlungsmittel einen Wert hat, muss dieser Wert in der neuen Waehrung zunaechst bestimmt werden. Der Wert eine Waehrung wird ermittelt durch die Wirtschaftskraft eines Landes.
•Wenn der Wert der neuen Waehrung festgelegt ist, ist es notwendig diese neue Waehrung in die internationalen Finanzmaerkte einzufuehren. In diesen Maerkten wird die neue Waehrung floaten im Verhaeltnis mit allen anderen Waehrungen. Das heisst, die Umrechnung der neuen Waehrung zum weiterhin bestehenden Euro, Pfund oder dem US-Dollar wird taeglich neu festgelegt. Bei der Einfuehrung des Euro war dieses Floating einer der wichtigsten Gruende fuer eine gemeinsame Waehrung.
•Mit dem Floating-Wechselkurs werden die griechischen Business und Servicesanbieter taeglich der Ungewissheit ausgesetzt sein, wieviel Gewinn am Ende eines Geschaefts unter dem Strich fuer sie uebrig bleibt. Die Wirtschaft in Griechenland wird wieder mit Waehrungsumrechnungsgewinnen und Verlusten auseinander setzen muessen. Die Wettbewerbsfaehigkeit von Griechenland wird darunter leiden. Das gilt ganz besonders fuer den Tourismus, die Haupteinnahmequelle des Landes.
•Um die Wirtschaftsentwicklung ausserhalb der Eurozone im Griff zu behalten, wird gleichfalls die Anpassung der IT-Systeme notwendig sein, weil die Bankensysteme von einer Waehrung – Euro – zu einer Mehrwaehrung wechseln muss. Buchungssysteme und Ablaeufe, die seinerzeit mehrere Waehrung abwickeln konnten, muessen wieder reaktiviert werden, um diese neuen Waehrungsanforderungen zu erfuellen.
Dies ist nur die Spitze des Eisbergs und ist sicherlich nicht vollstaendig.
Um am kommenden Sonntag eine kluge Entscheidung zu treffen, sollte den griechischen Buergern diese kostspieligen Details nicht vorenthalten werden. Jeder einzelne von ihnen wird seinen finanziellen Teil dazu beitragen muessen.
Bisher wird die Entscheidung – Ja oder Nein zur Eurozone – zu einfach dargestellt und erfolgt mit emotionalem Blickwinkel. Die finanziellen Herausforderungen der Entscheidung werden von den Verantwortlichen – den Politikern – nicht angesprochen oder gar erklaert. Es ist daher sehr schwer fuer die griechische Bevoelkerung die Auswirkung ihrer Entscheidung am Sonntag einzuschaetzen.