Sabine Leutenecker, Referatsleiterin in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe in Berlin, wies in ihrem Grußwort auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen, aber auch auf die Chancen für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen hin: „Viele Unternehmen haben bereits für sich die Notwendigkeit erkannt, verstärkt auf nachhaltige Aspekte in ihren Geschäftsmodellen zu achten. Dabei stellt sich für viele aber die Frage nach dem ersten Schritt: mit welchen Strategien, Produkten und Prozessen können sich Unternehmen nachhaltiger aufstellen und welche Unterstützungsangebote gibt es dabei. Mit nawi.berlin unterstützt die Senatsverwaltung für Wirtschaft deshalb ein Projekt, das niedrigschwellig erste Fragen beantwortet und Transparenz schafft. Die heute gestartete Veranstaltungsreihe ist dabei ein wichtiger Baustein.“
Mit 70 angemeldeten Teilnehmenden war die Veranstaltung im „Quartier Zukunft“ der Deutschen Bank gut besucht. Bei der Auftaktveranstaltung präsentierten zwei Berliner Unternehmen ihre Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im Betrieb: Florida Eis-Manufaktur und i+m Naturkosmetik Berlin. Das Resümee von Geschäftsführer Jörg Kruse zur Nachhaltigkeitstransformation bei i+m Naturkosmetik: „Investitionen in Nachhaltigkeit lohnen sich immer!“ Erträge seien manchmal nicht sofort sichtbar und das lasse viele Unternehmen zögern, die grüne Wende anzugehen. „Die Mehrkosten schlagen sofort zu Buche, wohingegen die positiven Gegeneffekte, wie zum Beispiel ein besseres Markenimage und zufriedenere Mitarbeiter, erst verzögert auftreten und nicht genau messbar sind.“ Dem unbenommen zahle sich das Investment seiner Erfahrung nach aus – sozial, ökologisch, aber auch ökonomisch.
Ähnlich optimistisch zeigte sich Olaf Höhn, Geschäftsführer von Florida Eis. „In dem Augenblick, in dem man sich nachhaltig verhält, gewinnt man ein neues Verhältnis zu vielen Dingen, die um einem herum sind. Doch noch wichtiger ist: Man gewinnt eine Zufriedenheit“, so der Unternehmer. Nachdem er den Entschluss gefasst habe, sein Unternehmen nachhaltig aufzustellen, sei ihm besonders wichtig geworden, mehr Unternehmen für Nachhaltigkeit zu gewinnen. Es beflügele, Nachhaltigkeit in Unternehmen zu leben – in mehrfacher Hinsicht. „Viele sehen in meinem Unternehmen, dass Arbeitsplätze sicherer werden.“ Zugleich steige die Nachfrage „mit einem verstärkten Interesse der Verbraucher, die vermehrt Wert darauf legen, dass ihr Geld nachhaltig angelegt ist.“
Diskutiert wurde auf dem Podium im Anschluss über Herausforderungen, Transformationsstrategien und Unterstützungsangebote in Berlin. „Unternehmen, die heute in ihre sozial-ökologische Wirkung investieren, werden morgen krisenfester aufgestellt sein“, betonte Dr. Diana Woelki, Managerin Service Nachhaltigkeit bei der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH. „Sie müssen neue Stellen schaffen, um die betriebliche Nachhaltigkeit glaubwürdig zu managen. Da die Aufgaben mit Blick auf die neuen Regelungen und Gesetze kaum nebenbei zu bewältigen sind, braucht es dringend Unterstützung, die Berlin Partner neben vielen weiteren Anlaufstellen in Berlin gerne leistet, um die Komplexität abzuschichten und konkrete Maßnahmen abzuleiten.“
Auch Marie-Theres Husken von Der Mittelstand. BVMW e.V. betonte die großen Potenziale nachhaltigen Wirtschaftens und ermutigte die Zuhörerschaft, die grüne Transformation anzugehen. Zahlreiche Unternehmen hätten die große Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens auch bereits erkannt, setzten Maßnahmen um. „Viele Unternehmen haben sich bereits auf den Weg gemacht“, so die Referentin. Einige jedoch bräuchten noch Anstoßhilfe, um Möglichkeiten auszuschöpfen. „Besonders da können Unterstützungsangebote helfen, die ersten Schritte zu mehr Nachhaltigkeit zu gehen, da gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen häufig die Ressourcen fehlen, eigenständig Nachhaltigkeitsstrategien zu erstellen.“
Beim „Markt der Möglichkeiten“ nutzten Unternehmen im Anschluss die Gelegenheit, die kostenlosen Beratungsangebote aus der Berliner Nachhaltigkeitsszene kennenzulernen – von Energiechecks und Beratung zur Umstellung auf Elektromobilität bis hin zur geschickten Nutzung von Regenwasser auf dem Betriebsgelände. Mit von der Partie: Die Berliner Regenwasseragentur, das SolarZentrum Berlin, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH mit der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, visitBerlin, die Investitionsbank Berlin (IBB), die Koordinierungsstelle für Energieeffizienz und Klimaschutz im Betrieb (KEK) und Projekt KliMaWirtschaft.
„Wir erleben gerade, dass Nachhaltigkeitsreporting zu einer modernen Business-Disziplin wird“, kommentierte Dr. Katharina Reuter (BNW) die Anforderungen, mit denen sich Unternehmen aktuell konfrontiert sehen. Zunehmend steige sowohl der politische, als auch der gesellschaftliche Druck, Produktionsstrukturen offenzulegen und nachhaltige Prozesse nachzuweisen. „Damit aber Nachhaltigkeitsberichte kein Greenwashing sind, braucht es eine echte strategische Verankerung in den Betrieben und Unternehmen.“ Kompetente Beratung sei ein unverzichtbarer Baustein des Erfolgs, könne Unternehmen viel Zeit und Geld sparen. So ließe sich der Prozess der grünen Transformation in der deutschen Wirtschaft effizient gestalten, wenn Unternehmen von Good-Practice-Beispielen lernten, sich mit anderen vernetzten und über Strategien austauschten. „Bei den ersten Schritten und weiterführenden Angeboten hilft nawi.berlin“, so die Geschäftsführerin vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V.
Die zweite Ausgabe von „WeitblickWirtschaft“ wird im Frühjahr 2024 stattfinden. Hier werden Unternehmen, Beratungseinrichtungen und Vertreter:innen aus der Politik über Nachhaltigkeitsstrategien in Berliner Betrieben sprechen, Lösungen präsentieren und praxisnah illustrieren, wie die nachhaltige Transformation der Berliner Wirtschaft gelingen kann. Interessierte können sich zum nawi-berlin-Newsletter anmelden und so Neuigkeiten zur „WeitblickWirtschaft“-Reihe, weiteren Veranstaltungen, Schwerpunktthemen und Projektpartnern erfahren.
Informationen zur Veranstaltungsreihe & zu den Partnern
Organisiert wird „WeitblickWirtschaft“ vom Der Mittelstand. BVMW e.V. und nawi.berlin, der Navigation für nachhaltiges Wirtschaften in Berlin. Ziel ist es, Unternehmen auf dem Weg in die Nachhaltigkeit zu stärken, die Sichtbarkeit nachhaltigen Wirtschaftens in Berlin zu erhöhen und Kooperationen für eine gemeinsame Gestaltung der Wirtschaft von morgen zu fördern.
Über Der Mittelstand. BVMW e.V.
Der BVMW vertritt seit der Verbandsgründung 1975 gegenüber der Politik die Interessen des Mittelstandes mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken und damit die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstandes zu sichern. Der BVMW vernetzt branchenübergreifend Unternehmen und bündelt damit u.a. in der Kommission Energie und nachhaltiges Wirtschaften die inhaltlichen Stärken seiner Mitglieder. Im Zentrum der Verbandsarbeit steht der fachliche Austausch zwischen den Mitgliedern, so auch im Expertenkreis Nachhaltigkeit.
Über nawi.berlin
nawi.berlin, die Navigation für nachhaltiges Wirtschaften in Berlin, ist ein Verbundprojekt vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) e.V., dem Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) e.V. und dem Impact Hub Berlin. Die zentrale Anlaufstelle für Unternehmen der Hauptstadt bündelt Wissen um nachhaltiges Wirtschaften und macht es durch gute Beispiele aus der Praxis erfahrbar. Dafür hat der Verbund ein Online-Portal sowie Informationsstellen in Berlin-Mitte beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft und im Impact Hub Berlin in Neukölln eingerichtet. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe fördert das Projekt mit rund 1,8 Millionen Euro.
Pressekontakt
nawi.berlin, Franziska Lienert (Verbundprojektleitung)
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