Nach umfangreichen Planungen beginnt damit die Umsetzungsphase dieses innovativen Projektes. Hierbei soll mittels der sogenannten PEM-Elektrolyse Windstrom in Wasserstoff umgewandelt und direkt ins Erdgasnetz eingespeist werden. Mit dieser Technologie werden zwei zentrale Herausforderungen der Energiewende angegangen: der Mangel an Speichern für regenerativ erzeugten Strom und die Kapazitätsengpässe in den Stromnetzen. Bauzeit der „Power to Gas“-Anlage beträgt voraussichtlich 1,5 Jahre. Der Regelbetrieb ist für 2014 geplant.
Die gesamte Investitionssumme für dieses Projekt beträgt über 13 Millionen Euro. Projektbeteiligte sind E.ON, die Hydrogenics GmbH, die SolviCore GmbH, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat eine Förderung über das „Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ (NIP) mit rund 6,5 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Koordiniert wird das NIP über die Nationale Organisation Wasserstoff und Brennstoffzelle (NOW) in Berlin.
„Hamburg nimmt bei der Energiewende eine Vorreiterrolle ein. Einen effizienten Beitrag dazu kann das Entwickeln und Erproben von Verfahren leisten, die auch weltmarktfähig sind“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz. „Die ´Power-to-Gas`-Technologie ist ein hervorragender Beweis dafür. Mit ihr wird Windstrom mittels Elektrolyse in Wasserstoff speicherbar – und damit rückt die Perspektive von, zum Beispiel, emissionsfreiem Straßenverkehr näher. Mit dieser Anlage wird ein weiteres Mal demonstriert, dass Klimaschutz und technologische Innovation zusammen gehören.“
„Deutschland ist bei der Entwicklung der Wasserstoff-Technologie weltweit führend“, so der Parlamentarische Staatssekretär Ferlemann heute in Hamburg. „Das Projekt ´Power-to-Gas` in der Hansestadt ist zukunftweisend. Der Umbau der Energieversorgung mit einem hohen Anteil fluktuierender Einspeisung aus Wind und Sonne erfordert neue Speichersysteme. Auch der Verkehrsbereich kann in Zukunft einen Beitrag zur Netzstabilität leisten. Durch ´Power-to-Gas` wird die Verknüpfung des Verkehrs-und Energiesektors weiter gestärkt. Die Bundesregierung wird ihre Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet von Energiespeichern in Deutschland weiter verstetigen und entsprechende Aktivitäten von Wissenschaft und Industrie unterstützen. Bei der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie sind wir in Deutschland bereits gut aufgestellt. Über das Förderprogramm NIP haben wir in enger Zusammenarbeit mit den Partnern aus Industrie und Wissenschaft die Markvorbereitung dieser innovativen Antriebstechnologie entscheidend vorangebracht. Insgesamt stellen Bund und Industrie rund 1,4 Milliarden Euro für das zunächst bis 2016 aufgelegte Programm zur Verfügung. Das Bundesverkehrsministerium übernimmt davon allein einen Anteil von 500 Millionen Euro.“
„Mit der innovativen ´Power-to-Gas`-Anlage bauen wir hier quasi ein Park & Ride-System für Strom“, sagte Matthias Boxberger, Vorstandsvorsitzender der E.ON Hanse AG. „Wenn das Stromnetz nicht ausreicht, um den erzeugbaren Windstrom zu übertragen, kann man auf eine andere Infrastruktur umsteigen: das Gasnetz. Nach Umwandlung des Windstroms in Wasserstoff wird dieser hier ins Gasnetz eingespeist. Dieses Gas kann dann wahlweise gespeichert oder für Wärme, Mobilität sowie Stromerzeugung genutzt werden.“
Das Vorhaben ist eines mehrerer Demonstrations-Projekte mit denen der Technologie und Innovationsbereich von E.ON die Machbarkeit der Energiespeicherung aufzeigt. „Dies ist unser Beitrag, um Erneuerbare Energien zu integrieren und damit die Energiewende sicherzustellen“, so Dr. Peter Röttgen, Leiter des E.ON Innovationszentrum Energiespeicherung.
Zeitgleich zum Spatenstich wurde auch das Besucherzentrum am Standort von E.ON Hanse in Reitbrook eröffnet. Hier können sich ab sofort interessierte Bürger über innovative Projekte der Energiewende informieren – von der Photovoltaik über die Gewinnung von Biomasse aus Mikrolagen bis hin zur Schlüsseltechnologie von Hamburgs Energiewende, „Power to Gas“.
Die E.ON Hanse AG im Kurzprofil
Die E.ON Hanse Gruppe ist einer der größten Energiedienstleister in Norddeutschland. Sie betreibt über ihre Netzgesellschaften Schleswig-Holstein Netz AG und Hamburg Netz GmbH Strom- und Gasnetze in Schleswig-Holstein, Hamburg und Nordniedersachsen – hinzu kommen Gasnetze in Mecklenburg-Vorpommern. Die E.ON Hanse AG verfügt über einen technischen Netzservice, zwei große Erdgasspeicher und hält verschiedene energiewirtschaftliche Beteiligungen. Die Tochtergesellschaft E.ON Hanse Wärme bietet außerdem Wärmelösungen an und gehört zu den größten Betreibern umweltschonender Blockheizkraftwerke in Norddeutschland. Anteilseigner an der E.ON Hanse AG sind die elf schleswig-holsteinischen Kreise sowie die E.ON Deutschland. An der Schleswig-Holstein Netz AG sind außerdem 200 Kommunen, an der Hamburg Netz GmbH ist die Freie und Hansestadt Hamburg als Anteilseigner beteiligt.
Die Hydrogenics GmbH im Kurzprofil
Hydrogenics ist einer der weltweit führenden Hersteller von Wasserstofftechnik mit Schwerpunkt Brennstoffzellensysteme und Wasserstofferzeuger. 1995 gegründet, verfügt Hydrogenics heute neben dem Firmensitz in Toronto, Kanada über Produktionsstandorte in Deutschland und Belgien. Im Geschäftsbereich Wasserstofferzeugung liefert Hydrogenics komplette Elektrolyseanlagen zur Speicherung erneuerbarer Energien, als Prozessgaserzeuger, sowie komplette Wasserstofftankstellen. Der Geschäftsbereich Brennstoffzellensysteme beliefert Kunden mit Produkten und Lösungen für Netzersatzanlagen, unterbrechungsfreien Stromversorgungen, Systemen für Hybridfahrzeuge und Sonder-Brennstoffzellensystemen für Luft-, Raumfahrt und Militär.
Die SolviCore GmbH & Co. KG im Kurzprofil
SolviCore ist ein Joint Venture der Solvay und Umicore und wurde am 1. Juli 2006 gegründet. Das Unternehmen befindet sich in Hanau, Umicores wichtigstem Standort für Forschung und Entwicklung in Deutschland und beschäftigt mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Membran-Elektroden-Einheiten (MEA) für Brennstoffzellen- und Elektrolyse-Anwendungen.
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) im Kurzprofil
Das DLR ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt. Seine umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in Luftfahrt, Raumfahrt, Energie und Verkehr sind in nationale und internationale Kooperationen eingebunden. Über die eigene Forschung hinaus ist das DLR mit dem Raumfahrtmanagement als Agentur im Auftrag der Bundesregierung für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig. Die Forschungsthemen des Instituts für Technische Thermodynamik sind ausgerichtet auf die Entwicklung von effizienten und Ressourcen schonenden Energiewandlungstechnologien und auf die beschleunigte Einführung von erneuerbaren Energien im Kraftwerks- und Prozesswärmebereich und werden in Stuttgart, Köln, Hamburg und Ulm durch rund 150 Mitarbeiter/innen bearbeitet. Die Abteilung Elektrochemische Energietechnik (ca. 60 Mitarbeiter) ist seit ca. 25 Jahren im Bereich elektrochemischer Energiewandlung tätig, darunter Elektrolyse, Brennstoffzellen und seit 2009 Lithium-Batterien. Die Gesamtaktivitäten reichen von der Entwicklung von Elektroden, Zellen-Herstellung, Zellen-Charakterisierung, Zellen-, Stapel- und Systemtests, Modellierung und Simulation, Entwicklung diagnostischer Verfahren bis hin zur Systementwicklung. Die Abteilung hat Pionierarbeit im Bereich der Kopplung von Erneuerbaren Energien mit Elektrolyseuren im 300 kW-Bereich im HYSOLAR-Projekt geleistet. Ein Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten sind hocheffiziente und kostengünstige Polymer-Elektrolyseure.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) im Kurzprofil
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE ist mit seinen 1.200 Mitarbeitern das größte Solarforschungsinstitut Europas. Es schafft technische Voraussetzungen für eine effiziente und umweltfreundliche Energieversorgung, sowohl in Industrie- als auch in Schwellen- und Entwicklungsländern. Hierzu entwickelt das Institut Materialien, Komponenten, Systeme und Verfahren in insgesamt acht Geschäftsfeldern. Über die Grundlagenforschung hinaus beschäftigt sich das Institut mit der Entwicklung von Produktionstechniken und Prototypen sowie der Ausführung von Demonstrationsanlagen und dem Betrieb von Testzentren. Im Bereich Wasserstofftechnologie kann auf mehr als 20 Jahre Know-how in der Wasserstoffgewinnung durch PEM-Elektrolyse zurückgegriffen werden.
Die NOW GmbH im Kurzprofil
Die NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie wurde 2008 von der Bundesregierung, vertreten durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), gegründet. Die Kernaufgabe der NOW ist die Koordinierung und Steuerung zweier Förderprogramme des Bundes: das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) sowie die Ressortforschung Elektromobilität des BMVBS. In der Initiierung, Bewertung und Bündelung entsprechender Projekte liegt die wichtigste Funktion der NOW. Hinzu kommen Querschnittsthemen wie Produktionstechnologien, Aus- und Weiterbildung, Kommunikation an der Schnittstelle von Regierung und Industrie sowie eine aktive Öffentlichkeitsarbeit, um die Wahrnehmung für diese Technologien und ihre Produkte zu steigern.
Spatenstich für Innovations-Projekt mit Bürgermeister Scholz und Staatssekretär Ferlemann