2014 ist das Jahr der Windenergie-Rekorde. Nicht nur die Stromproduktion erreichte neue Spitzenwerte, auch beim Aus- und Umbau konnte mit 142 neuen Anlagen sowie durch den Ersatz alter Windräder durch neue, leistungsstärkere mit insgesamt etwa 3350 Megawatt ein neuer Ausbaurekord verzeichnet werden. Ende des Jahres wurde so die Schwelle von einem Gigawatt Gesamtleistung geknackt. Auch im kommenden Jahr ist mit einem starken Anlagenausbau zu rechnen.
Rekord-Ausbau durch Beschleunigungseffekte
Mit derzeit 258 Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee, die eine Gesamtleistung von etwa 1050 Gigwatt erbringen, rückt Deutschland in europäischen Vergleich hinter Großbritannien und Dänemark auf Platz drei der Offshore-Produzenten vor. Der Branchenverband hat vier Ursachen für das momentan starke Wachstum identifiziert: Der seit dem Reaktorunfall in Fukushima beschleunigte Planungsprozess werde nun sichtbar und die Entwicklung neuer Windkraftanlagen mit besonders großem Motor mache Windenergie auch an Schwachwindstandorten im Binnenland attraktiv. Ebenso würden Vorzieheffekte durch das EEG und die neuen Abstandsregelungen in Bayern das Ausbautempo erhöhen. Die verschärften Regelungen beim Erneuerbare-Energien-Gesetz sowie die durch den Bayerischen Landtag beschlossenen Mindestabstandsvorgaben von Wohnsiedlungen hätten für eine schnellere Umsetzung geplanter Projekte gesorgt.
Übers Ziel hinaus
Ein Ende des Ausbaubooms ist derzeit nicht in Sicht. 285 Turbinen stehen bereits einsatzbereit im Wasser und warten nur noch auf den Netzanschluss. Weitere 220 Fundamente wurden bereits auf dem Meeresboden installiert. „Die Ausbauziele der Bundesregierung für 2020 werden wir Ende diesen Jahres bereits zur Hälfte erreicht haben“, frohlockt der Vorstandsvorsitzende der Windenergie-Agentur (WAB). Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen laut Zielvorgaben vom Bund insgesamt 6500 Megawatt Offshore-Windkraft installiert sein. Ende 2015 könnten bereits 3250 Megawatt ans Netz angeschlossen sein und ungefähr für drei Millionen Haushalte versorgen; das entspricht etwa der Leistung von zwei Atomkraftwerken. Der beschleunigte Ausbau ist auch darauf zurückzuführen, dass die Branche ihre Kinderkrankheiten überwunden hat. Verzögerungen beim Netzanschluss großer Windparks, Konstruktionsprobleme in Wassertiefen von bis zu 50 Metern sowie technische Probleme hatten in den vergangenen zehn Jahren viele Offshore-Projekte in Deutschland ausgebremst.
Solar- und Windenergie auf dem Land schwächeln
Unerwünschte Negativmeldungen könnten nun noch durch ein Senken der EEG-Umlage aufgrund des schnellen Ausbaus resultieren. Nach dem eingeführten Prinzip des „atmenden Deckels“ steigt oder fällt die Einspeisevergütung, wenn zu viele oder zu wenig Windkraftanlagen errichtet werden, um zu starke Schwankungen beim Ausbautempo zu verhindern. Der Zielkorridor für Windenergieanlagen liegt bei 22400 bis 2600 Megawatt pro Jahr und lag laut Informationen der WELT im Jahr 2014 um mehr als ein Drittel über den Zielwerten. Dies werde jedoch durch den Negativtrend beim Ausbau von Photovoltaik und Windenergie an Land aufgefangen. Insbesondere Photovoltaik-Anlagen haben mit einem reduzierten Ausbautempo um gut 40 Prozent im vergangenen Jahr den Ausbaukorridor von ebenfalls 2400 bis 2600 Megawatt deutlich verfehlt. Dennoch bleiben Wind an Land und Solarenergie mit einer Gesamtleistung von je 35 und 40 Gigawatt für die deutsche Energiewende von größerer Bedeutung als Offshore-Energie. Allerdings kann Windkraft auf hoher See mit mehr als 4000 Volllaststunden pro Jahr wesentlich stabiler Strom produzieren und ist leichter in das Versorgungssystem zu integrieren.
Quelle:
WELT (online)
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