In vielen Bereichen der Medizin sind in den letzten Jahren krankheitsorientierte interdisziplinäre Kompetenzzentren gebildet worden. Die Motive zur Zentrumsbildung sind dabei vielfältig und reichen von der Verbesserung der Qualität durch fachübergreifende Patientenversorgung, stärkerer Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung, bis hin zur besseren Positionierung in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Gesundheitssystem. Seit 2003 bietet die Deutsche Gesellschaft für Gefässchirurgie und Gefäßmedizin die Möglichkeit an, Gefäßzentren zu zertifizieren. Zur Gewährleistung der mit dem Begriff „Gefäßzentrum DGG“ verbundenen Qualität, ist es notwendig, personelle, apparative und therapeutische Standards zu erfüllen. Für die Zertifizierung muss ein schriftlicher Antrag gestellt werden. Nach schriftlichem Antrag und Sichtung der Antragsunterlagen erfolgt eine Überprüfung durch einen Vertreter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin bzw. der Kommission für Zertifizierung.
Erfolgreiche Prüfung
Das Gefäßzentrum Olpe stellte sich jetzt erfolgreich dieser Prüfung und wurde wiederholt für weitere drei Jahre zertifiziert. Bereits 2003 wurde die Zusammenarbeit der Fachbereiche Chirurgie, Innere Medizin und Radiologie mit der Bezeichnung Gefäßzentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie zertifiziert. 2006 erreichte das Gefäßzentrum Olpe als eine der ersten Kliniken bundesweit die Re-Zertifizierung. „Die Voraussetzung zur Bildung eines Gefäßzentrums ist die Zusammenarbeit zwischen der Gefäßchirurgie, der Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie und der Angiologie. Die weiteren Spezialgebiete Kardiologie, Nephrologie, Diabetologie und Onkologie sind innerhalb unseres Hauses vertreten. Zusätzlich erfolgt eine intensive Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kardiologen, Phlebologen, Nephrologen und Neurologen“, erläutert Chefarzt Dr. Everard V. Braganza die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des Gefäßzentrums.
Rund 150 Operationen an Halsschlagadern im Jahr
Der Kernbereich der Gefäßchirurgie ist die notwendig gewordene Entfernung von Gefäßverkalkungen oder deren Umgehung durch Bypasschirurgie. Rund 150 Operationen an den Halsschlagadern sowie 300 Eingriffe zur Verbesserung der Durchblutung der Beine werden jährlich durchgeführt. Einen besonderen Stellenwert hat die Ausschaltung von Hauptschlagaderaufweitungen, so genannten Bauchaorta-Aneurysmen. Darüber hinaus werden Krampfadern, größtenteils ambulant, aber bei ausgedehnten oder beidseitigen Befunden auch stationär, operativ behandelt. Hierbei erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit niedergelassenen Phlebologen in Drolshagen, Plettenberg, Kreuztal und Siegen. Auch seltenere Krankheitsbilder wie die Verengung von Arm- und Beinarterien, bedingt durch eine zusätzliche Halsrippe oder ungewöhnlich verlaufende Muskeln in der Kniekehle, werden operativ versorgt. Seit Eröffnung des Dialysezentrums in Olpe vor 36 Jahren, werden Gefäßzugänge für Dialysepatienten geschaffen. Diese langjährige Zusammenarbeit hat dem Gefäßzentrum Olpe einen Erfahrungsvorsprung ermöglicht, so dass inzwischen jährlich mehr als 550 Patienten aus einem überregionalen Versorgungsgebiet behandelt werden.
„Dieser enorme Arbeitsaufwand kann nur mit einer motivierten Mannschaft innerhalb der Gefäßchirurgie bewältigt werden“, betont Dr. Braganza. Die Radiologie, vertreten durch den Chefarzt Dr med. Dieter Schopp und weitere, speziell ausgebildete Radiologen (so wie auch die Gefäßchirurgie) sind 24 Stunden an 7 Tagen die Woche zu erreichen, um eine optimale Versorgung auch von Notfallpatienten zu gewährleisten. Die Angiologie wird durch die angiologische Fachpraxis Dres. med Overhoff und Kramer in Siegen vertreten.