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DVE Deutscher Verband Ergotherapie e.V.

Institution

Kostenfreie Ausbildung: eine lohnende Investition


20. Februar 2018, 11:45
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Der materielle Schaden, der durch fehlende oder schlecht ausgebildete Fachkräfte im Gesundheitswesen entsteht, lässt sich schwer beziffern. Von den Folgen auf allen anderen Ebenen – für Betroffene, deren Umfeld und in Summe für die Gesellschaft – ganz zu schweigen. Was sich jedoch konkret errechnen lässt, sind die Kosten für eine qualitativ hochwertige Ausbildung, beispielsweise zum Ergotherapeuten, einem Beruf, der seit Jahren einen deutlich steigenden Bedarf verzeichnet. „Meist wird emotional über Themen wie Ausbildungskostenfreiheit diskutiert. Die Wahrnehmung der Menschen spielt dabei eine große Rolle. Zahlen und Hintergrundwissen sind für fundierte Entscheidungen aber ebenso wichtig.“, stellt die für Ausbildung zuständige Referentin des DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V.), Inga Junge, fest. Und zeigt auf, welche Veränderungen nötig sind, um die derzeitige Ausbildungssituation nachhaltig zu verbessern.

Kostenfreie Ausbildung: eine lohnende Investition

Das Thema ist präsent: Auf Bundesebene waren Schulgeld- und Ausbildungskostenfreiheit ein Punkt der Koalitionsverhandlungen. Auf Landesebene ist die Politik zum Teil schon weiter. Denn einige Landesregierungen befassen sich derzeit mit dem Thema „Schulgeldfreiheit“ beziehungsweise überprüfen grundsätzlich über das Schulgeld hinaus auch die Finanzierung der Schulen in den Gesundheitsfachberufen sowie der Hochschulen mit entsprechenden Studiengängen. Denn bleibt man beim Beispiel der Ergotherapeuten, ist es so, dass es kaum staatliche und kostenfreie Ausbildungseinrichtungen wie Schulen und Hochschulen gibt. Die hauptsächlich privaten Ausbildungsstätten überleben knapp mit staatlichen Zuschüssen und dem Schulgeld beziehungsweise den Studiengebühren, die sie den Schülern und Studierenden abverlangen. Die wiederum erwartet ein so geringes Gehalt, dass sie damit die in die Ausbildung investierten Gelder nicht erwirtschaften können. „Wir begrüßen die Auseinandersetzung mit einer für die Schüler und Studierenden kostenfreien, qualitativ hochwertigen und zukunftsorientierten Ausbildung. Und wünschen uns die Schulgeld- oder exakter ausgedrückt: Ausbildungskostenfreiheit. So, wie das für viele andere Berufe auch der Fall ist.“, fordert Inga Junge und bietet an: „Wir als Deutscher Verband der Ergotherapeuten stellen unsere Expertise bei diesem Thema gerne zur Verfügung und unterstützen alle entsprechenden Untersuchungen und Anfragen mit aktuellen Zahlen und Fakten.“ Der DVE hat in enger Abstimmung mit dem VDES (Verband Deutscher Ergotherapie-Schulen e. V.) eine detaillierte Kostenkalkulation ebenso wie ausführliche Erläuterungen der zugrunde gelegten Rahmenbedingungen ausgearbeitet.

Investitionsstau auflösen und Qualität der Ausbildung steigern
Nur die Entlastung der Schüler und Studierenden von Schulgeld oder Studiengebühren würde allerdings zu kurz greifen. Die Schulen und Hochschulen müssen seit Jahren mit kleinen Budgets und zu geringen oder ohne Zuschüsse zurechtkommen. „Vor dem Festlegen von Fördermitteln sollten Vertreter von Ausbildungsstätten involviert sein. Denn sie wissen, unter welch zum Teil prekären Bedingungen Lehrende sich für die Ausbildung zu Ergotherapeuten engagieren und Lehre gewährleisten.“, wünscht sich Hans-Jürgen Wöber, Vorsitzender des VDES. Verständlich, denn der Investitionsstau, den die Einrichtungen gezwungenermaßen vor sich herschieben, führt inzwischen zu nicht ausreichender Ausstattung oder anderen Mängeln und Wünschen, wie besser qualifizierte Lehrkräfte. Dazu der Geschäftsführer des VDES, Joachim Rottenecker: „Neben einem pädagogisch verantwortbaren Schüler-Lehrer-Schlüssel ist uns wichtig, festangestellte Lehrer mit einer über die rein fachlichen Kenntnisse hinausgehenden wissenschaftlich pädagogischen Qualifikation zu beschäftigen. Und sie auch entsprechend zu entlohnen.“ Keine überzogenen, sondern realistische und nachvollziehbare Ansprüche. Und dass die noch dazu bezahlbar sind, belegen die Zahlen des DVE. Der kommt auf einen Betrag von jährlich rund 13.000 Euro pro Schüler; vergleichbar mit den Kosten also, die zum Beispiel in der Physiotherapie anfallen. Und damit immer noch deutlich unter der Hälfte der Kosten in der Humanmedizin oder – vom Materialeinsatz ist dieses Studium ähnlich aufwändig – bei weniger als 70% der Kosten in der Veterinärmedizin liegen. Dazu Junge: „Die detaillierte Kostenkalkulation geben wir ebenso gerne weiter wie alle weiteren Informationen die nötig sind, um sich einen Einblick zu verschaffen. Denn da zeigt sich: Was bewirken welche Ausgaben.“.

Anforderungen und Ausbildung modernisieren und zukunftsweisend gestalten
Als Grundlage für alle weiteren Schritte hat der Verband letzten Sommer eine an den aktuellen Gegebenheiten und für die Zukunft zu erwartenden Anforderungen angepasste Überarbeitung des Berufsgesetzes für Ergotherapeuten an das zuständige Bundesministerium weitergeleitet. Denn eine Novellierung des über 40 Jahre alten Berufsgesetzes durch die regierenden Parteien ist nötig. Und ist erforderlich, um die Länder in die Pflicht zu nehmen. Bundesweit und einheitlich. Die Inhalte des überarbeiteten Berufsgesetzes dienen als Basis für die Kostenberechnungen. Die Ergotherapeuten haben ihr Berufsbild und ihre Tätigkeitsfelder wie kein anderer Beruf im Gesundheitswesen kontinuierlich weiterentwickelt und sie tun es in einem fort. Umso wichtiger ist es, diesen attraktiven Beruf für möglichst viele Schüler und Studierende zusätzlich durch Ausbildungskostenfreiheit interessant zu machen. Denn ein weiteres Dilemma sind die aufgrund der materiellen Aspekte seit längerem stagnierenden Schülerzahlen sowie die weiterhin geringe Akademisierungsquote in der Erstausbildung. Ein Beruf, und sei er auch noch so vielseitig und zukunftsorientiert, muss den Ausübenden das Leben und nicht nur das Überleben sichern.

Großer Bedarf an Ergotherapeuten: Auszubildendenzahlen müssen wieder steigen
Dass künftig mehr Ergotherapeuten benötigt werden, ist unzweifelhaft. Die Heilmittelberichte der Krankenkassen untermauern diesen Bedarf jedes Jahr aufs Neue. Das wundert nicht, denn der Fokus in diesem Gesundheitsberuf liegt auf dem Empowerment, also der Befähigung derjenigen, die körperliche, geistige oder seelische Problemen zu bewältigen haben oder in einer Lebenskrise stecken. Eine ergotherapeutische Intervention ermöglicht diesen Menschen, ihren Alltag (wieder) selbstständig zu gestalten und zu bewältigen; sie erlangen ihre Handlungsfähigkeit zurück. Warum ist das so wichtig? Die Zahlen derer, die ihren Lebensunterhalt nicht oder nicht mehr aktiv selbst verdienen können, sprechen für sich. Beispielsweise die immer häufiger auftretenden Fälle von Frühverrentungen aufgrund psychischer Erkrankungen. Es ist im Firmeninteresse und kostengünstiger, eingearbeitete Mitarbeiter zu behalten. Ergotherapeuten sind immer häufiger in Unternehmen tätig. Sie sind dort als Coaches eingesetzt, die neben ergonomischen Aspekten beispielsweise Arbeitsabläufe und Arbeitsbelastungen einschätzen und Prozesse verändern. Allparteilich und mit der Beteiligung aller Involvierten. Oder als Job-Coaches: Für eine bestimmte Zeit kommen sie in Unternehmen, um Schwierigkeiten mit Schwerbehinderten systemisch zu beheben. Auch die vielfältigen Auswirkungen der demografischen Entwicklung lassen sich dank dem Einsatz von Ergotherapeuten oft besser lösen. Mit ihrer auf die Ressourcen und Kompetenzen fokussierten Vorgehensweise gelingt es Ergotherapeuten beispielsweise immer wieder, auch älteren und alten Menschen den Verbleib in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Und dadurch einen Aufenthalt im Heim zu verzögern oder sogar zu verhindern. Eine klare Kostenersparnis. Die sich auf zahlreiche andere Arbeitsbereiche von Ergotherapeuten übertragen lässt.

Ansprechperson für Fragen rund um die Ausbildung zu Ergotherapeuten ist Inga Junge, @email, Tel. 077248 9181-19. Weitere Hintergrundinformationen zur Ergotherapie gibt es auf der Homepage des Verbandes https://dve.info/service/presse
Vorschläge Bildunterschriften:
Bild 1 Ein nicht einzuschätzender Kostenfaktor: die demografische Entwicklung. Ergotherapeuten gelingt es häufig, der älteren Generation die Selbstständigkeit zu erhalten, das Pflegeheim zu verzögern oder sogar den dauerhaften Verbleib im eigenen Zuhause zu ermöglichen. (© DVE/ J. Metzger)
Bild 2 Verstärkt in Unternehmen anzutreffen: Ergotherapeuten kümmern sich um ergonomische Aspekte in Büro, Produktion, Lager und Handel. Optimieren Arbeitsabläufe und sorgen dafür dass es nicht zu dauerhaften Überforderungen kommt und vieles mehr. © DVE/ Janine Metzger)
Bild 3 Hans-Jürgen Wöber ist Vorsitzender des VDES (Verband Deutscher Ergotherapie-Schulen e.V.). Sein Wunsch an die Politik: Schulverbände an der Erarbeitung des Finanzkonzeptes für die Schulen im Gesundheitswesen zu beteiligen und deren Expertise zu nutzen. (© DVE)
Bild 4 Der Geschäftsführer des VDES, Joachim Rottenecker, macht sich für eine bessere Ausbildungsqualität an den Schulen für Gesundheitsberufe stark, um Schüler und Studierende insbesondere für künftige Anforderungen zu qualifizieren. (© DVE)
Bild 5 Für Inga Junge, Referentin für Aus- und Weiterbildung beim DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.), ist das Thema „Ausbildungskostenfreiheit“ eine Herzensangelegenheit – untermauert mit fundierten Zahlen und Begründungen. (© DVE)

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