Nach einem Bericht aus August 2011 schätzt die Deutsche Energieagentur, dass die hocheffizienten energetischen Gebäudesanierungen in Deutschland um mehr als die Hälfte zurückgegangen sind. Wesentliche Gründe dazu sollen in fehlenden steuerlichen Anreizen und fehlenden Förderprogrammen liegen. Helmut König, der sich um die Vermarktung von Energieeffizienzmaßnahmen kümmert, hält diesen Ansatz grundsätzlich für falsch.
Eine Verwirklichung aller wirtschaftlichen Maßnahmen, die in Deutschland im Rahmen von Energieeinsparmaßnahmen durchgeführt werden könnten, könnte höchstwahrscheinlich die Menge Energie einsparen, die alle Atomkraftwerke zusammen produziert haben. Wenn die Energieeffizienzziele in Europa, die bei 20% Einsparung bis 2020 liegen, verwirklicht würden, könnten wir 50% mehr Energie einsparen, als alle Atomkraftwerke Europas zusammen produzieren. Wohlgemerkt, dies alles mit Maßnahmen, die wirtschaftlich sind. Es handelt sich hier also um ein politisch wie gesellschaftlich, wie wirtschaftlich erstrebenswertes Ziel.
Warum werden aber zu wenige Maßnahmen in diesem so wichtigen Zukunftsmarkt verwirklicht? Drei Bereiche stechen aus der Vielzahl der Argumentationen hervor.
Glaubwürdigkeit: Maßnahmen, die zum einen wirtschaftlich sind und zum anderen mit Geld und steuerlichen Anreizen unterstützt werden, sind nicht glaubwürdig. Dazu Helmut König:“ Stellen Sie sich vor, vor Ihnen auf der Straße liegt ein 500 Euro Schein mit einem Zettel dran – zu verschenken. Das Verschenken wird dadurch gefördert, dass neben dem Schein eine Person steht und Sie fragt, ob sie für Sie den Schein aufheben darf. Gleichzeitig erhalten Sie eine Information, dass das Aufheben von 500 Euro Scheinen mit steuerlichen Anreizen gefördert wird. Ihre erste Stellungnahme wird sein: - Wo ist der Haken – Stellen Sie sich weiter vor, Sie gehen zu einer Bank, um eine Geldanlage zu besprechen - der Bankangestellte verspricht Ihnen eine Verzinsung von 50, 100, 200% - Ihre erste Frage wird sein, wo ist der Haken“. Es gibt sehr viele Möglichkeiten im Bereich der Energieeinsparung, wo Energie mit 0 Euro Investition gespart werden kann oder das eingesetzte Kapital durch die eingesparte Energie nach 6, 12 oder 24 Monaten wieder zurückgeflossen ist. Wenn für solche Investitionen Fördermittel und steuerliche Anreize angeboten werden, kommt die bekannte Frage – Wo ist der Haken – sicher wieder auf. Besonders Unternehmen, die gewohnt sind wirtschaftlich zu denken, kommen an dieser Fragestellung nicht vorbei. Wenn wir darüber hinaus von politischen oder gesellschaftlich erstrebenswerten Zielen hören, sind wir gewohnt, dass dies mit Kosten für uns verbunden ist. Im Zusammenhang mit Energieeinsparung ergeben sich so weitere Abstriche an die Glaubwürdigkeit.
Kooperation: Energieeinsparung kann in vielen Fällen nicht von einer Person, nicht von einem Unternehmen realisiert werden, die fachlich übergreifende Kompetenz ist nicht darstellbar. So wie ein Bäcker bei einer Lebensmittelberatung mehr über Brot als über Fleischwaren spricht – weil das Thema im vertrauter ist, spricht ein Heizungsbauer mehr über Heizungen als über Fassadendämmung oder im Produktionsbetrieb über Drucklufttechnik. Das führt aber zu Misstrauen beim Kunden - nach dem Motto: Der will ja nur sein eigenes Zeug verkaufen. Noch extremer ist es bei Energieeffizienzmaßnahmen in Unternehmen, wo eine Palette von Spezialisten jeweils das eigene Gebiet, nicht aber den gesamten Überblick kennt.
Eine gute Lösung bieten Kooperationen, in denen Betriebe gemeinsam an Energieeffizienzprojekten arbeiten. Kooperationen können nach der besten Lösung für den Kunden suchen und durch Unternehmen aus der Kooperation durchgeführt werden. Die beste Lösung führt zu einem sicheren Gefühl des Kunden, einer großen Zufriedenheit bei der Wahl der Maßnahme und zu Empfehlungen im Hinblick auf die Tätigkeit der Kooperation, was dieser hilft, sich weiter zu entwickeln. Zusätzlich bestehen im Bereich der Kapitalbeschaffung mit den sich überall entwickelnden Energiegenossenschaften gute Möglichkeiten, Kooperationen z.B. zum Bau von Energieerzeugungsanlagen ins Leben zu rufen.
Bekanntheit: Tu Gutes und rede darüber ist ein Satz der zu wenig beherzigt wird. Viele Unternehmen glauben, dass allein die Tatsache, dass sie in der Lage sind Energieeffizienzmaßnahmen auszuführen reicht, damit sich Kunden bei ihnen melden. Aber Unternehmen und Hausbesitzer kennen in der Regel nur allgemeine übergreifende Informationen zu diesem Thema. Sie wissen darüber hinaus auch nicht, welche Architekten, welche Handwerker sich mit diesem Themen beschäftigen und die Angst, Fehler zu machen, überteuerte Rechnungen zu bekommen oder abgewiesen zu werden, ist immer vorhanden. Wenn wir zu einem Bäcker gehen, sind wir relativ sicher, was wir möchten, das ist bei einem Energieeffizienzunternehmen oder einem Projektplaner häufig nicht der Fall. Wenn wir dann noch den eher zuvorkommenden Bäcker und den eher kommunikationsungeübten technischen Spezialisten vergleichen, wird die Scheu des Kunden vor solchen Projekten deutlich. Unternehmen müssen permanent daran arbeiten, ihr Angebot bekannt zu machen und Vertrauen zu den relevanten Kundengruppen aufzubauen. Außerdem sollten Mitarbeiter Grundlagen im Bereich der Kommunikation beherrschen, um Beratungsgespräche gut führen zu können. Schließlich sollten Unternehmen verinnerlicht haben, dass die beste Lösung für den Kunden auch immer die beste für‘s eigene Unternehmen ist – auch, wenn es nicht immer direkt in einen Auftrag mündet.
Was darüber hinaus viel zu wenig im Focus der Energieeffizienz steht, ist die Möglichkeit der Zukunftsplanung. Geringe Energiekosten im eigenen Heim oder zusätzliche Mittel durch den Verkauf von selbst erzeugtem Strom helfen die Rentenlücke zu schließen. Da Energie bestimmt nicht billiger wird, helfen sie auch, Teuerungsraten auszugleichen. Zuwenig Kapitalanbieter arbeiten an diesen Themen, all die Riesters, Rürups, Bauspar- oder Kapitallebensversicherungen sollten viel stärker auf solche Themen ausgerichtet sein. Vorsorge fürs Alter durch Investition in Energieeinsparung ist erheblich stabiler als auf irgendwelche positive Entwicklung im Kapital- oder Aktienmarkt zu hoffen. Vorsorge ins eigene Unternehmen zur Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit ist gleichermaßen von hohem Interesse für die europäische Unternehmenskultur.
Profil Autor Helmut König
Helmut König arbeitet als Unternehmensberater mit Schwerpunkt Vertriebskonzepte im Markt der energetischen Sanierung. Er moderiert ein Netzwerk von über 3.500 Energieeffizienzberatern und schreibt Fachartikel zum Thema Management und Energieeinsparung.
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