Wer an den malerischen Lago Maggiore fährt und mit wachem Blick durch seine Berglandschaft mit den schönen Ossola-Tälern wandert, dem mag die Vielzahl an größeren und kleineren Steinbrüchen auffallen – und das hat seinen Grund. Das Hinterland des Lago Maggiore hat die norditalienischen Städte seit vielen Jahrhunderten mit dem wohl wichtigsten Baumaterial versorgt – dem Stein. Die Gesteinsarten sind hier vielfältig und waren wegen ihrer Qualität und Färbung schon immer sehr beliebt. Und nicht nur für den kleinen Hausbau – selbst Marmor für den Mailänder Doms kam von hier, und bis auf den heutigen Tag sind einige Steinbrüche exklusiv für den Bedarf dieses Bauwerks reserviert.
Steine zu hauen und abzubauen war – und ist noch immer - ein wichtiger Broterwerb in dieser Bergwelt. So entstand die Idee zu einem Sommerfestival der ganz besonderen Art: Freiluftkonzerte in den Steinbruch zu bringen, in spektakulärer Kulisse. Das Festival wuchs rasch an und brachte bereits über 35.000 Zuschauer und 1000 Künstler in 10 verschiedene Steinbrüche. Dabei sind sämtliche Steinbrüche noch in Betrieb und verändern sich, was jede Aufführung in ihrer ganz eigenen Szenerie zu einem Unikat macht.
In der Cava la Beola di Monte erklingt vom 20. bis zum 28. Juli das XIII. Festivals Tones on the Stones, und zwar in jeder Hinsicht kolossal. Am 20. Juli wird unter Mitwirkung des Teatro Coccia in Novara eine große Inszenierung von Verdis „Aida“ gegeben: über 270°-Projektionen auf drei bis zu 30 Meter hohe Felswände geben den unvergesslichen Rahmen für über 200 Mitwirkende. Ca. 50 Meter lang wird die Bühne sein.
Gleich am 24. folgt die atemberaubende No Gravity Show „Als Leonardo auf dem Mond landete“: Anlässlich des 500. Jubiläums von Leonardo da Vinci und des 50. Jahrestages der ersten Mondlandung wird eine rasante Mischung aus Projektionen und „schwebenden“ Pianisten, Tänzern und Sängern die Ideen des Genius da Vinci mit allerfeinster Akustik unter den Nachthimmel dieser Bergwelt zaubern. Große, emotionale Shows, die sich auch vom 26. bis zum 28. in der Reihe Nextones fortsetzen. Diese Abende sind avantgardistischen Performances junger digitaler und elektronischer Musik vorbehalten. Die Cava la Beola di Monte bietet Platz für 1000 Zuschauer. Insgesamt werden über 4000 Besucher erwartet.
Doch auch die Veranstaltungsreihe La pietra racconta lässt den Besucher diese Steinlandschaft den ganzen Sommer intensiv erfahren. Die drei Museen Ecomuseo del Granito di Montofano, Civico Museo Archeologico Mergozzo und das Museo Granum in Baveno laden schon in ihren Dauerausstellungen dazu ein, sich von den Zusammenhängen zwischen Stein, Landschaft und dem Lebensrhythmus der Menschen verzaubern zu lassen und lohnen immer einen Besuch. Mit La pietra racconta, „Der Stein erzählt“, geht es auf zahlreichen geführten Exkursionen raus, ran an den Stein, wobei alle Wanderungen und Ausflüge auch auf Englisch angeboten werden. Unbedingt empfehlenswert ist eine Führung durch Mergozzo am 4.7.: hier kann man entdecken, wie sich frühere Steinmetzen die Zeit vertrieben, indem sie Spiele in den Stein ritzten, der später verbaut wurde. Noch heute kann man die Spuren davon an manchen Häusern sehen. Oder man macht sich am 13.7. oder 31.8. in Baveno auf eine Wanderung über den Picasass, den alten Arbeitsweg zum Steinbruch, über den auch der Granit abtransportiert wurde – herrlicher Seeblick inklusive. Wer noch tiefer in die Wildnis eintauchen möchte, der kann sich am 11. und 18.7. auf Wanderungen in den phantastischen Nationalpark Val Grande einlassen, ganz nah am Lago Maggiore und doch extrem wild und abgeschieden. Auch eine Minikreuzfahrt auf die Borromäischen Inseln, um in den dortigen Archiven Einblick über die historische Bedeutung des Steinabbaus zu gewinnen, ist für den 20.7. vorgesehen. Eine ganz besondere Art, um dem See näher zu kommen.
Die Veranstaltungen sind kostenfrei (nur für die Minikreuzfahrt werden 10 € erhoben). Außerdem bereichern zahlreiche Performances und Ausstellungen rund um den Stein die Veranstaltungskalender von Baveno und Mergozzo. Und wer die geführten Exkursionen verpasst, der kann sich jederzeit auf eigene Faust oder mit einem Führer auf die Spuren der Steine am Lago Maggiore begeben.