Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal infolge der Corona-Krise um 10,1 Prozent geschrumpft. „Auch im kommenden Jahr werden wir noch massiv mit den Folgen der Krise beschäftigt sein“, erklärte Anton Börner, der designierte Präsident des Außenhandelsverbands BGA, der Deutschen Presse-Agentur. Eine Exportprognose für das laufende Jahr will der Verband deshalb auch nicht wagen. „Wir fahren auf Sicht“, fügte Börner hinzu.
Die deutschen Exporte waren im Juni allerdings weiter auf Erholungskurs. Die Ausfuhren lagen zwar immer noch 9,4 Prozent unter dem Vorjahreswert, legten gegenüber dem Vormonat aber bereits um 14,9 Prozent zu, rechnet das Statistische Bundesamt (Destatis) aus. Insgesamt sind die Exporte nach Destatis-Angaben im ersten Halbjahr um 13,4 Prozent gesunken. Und für das Gesamtjahr rechnen der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit einem Rückgang der Ausfuhren um 15 Prozent.
Protektionismus und Deglobalisierung
Zuletzt registrierten die deutschen Exporteure aber eine Wirtschaftserholung in vielen Ländern. „Die steigenden Auftragseingänge und ein sich stabilisierendes China-Geschäft machen Hoffnung, jedoch steht die in weiten Teilen der Welt weiter grassierende Pandemie einer schnellen Erholung im Weg“, ist BGA-Vizepräsidentin Ines Kitzing vorsichtig optimistisch. Gleichzeitig warnt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in der Studie „Die Globalisierung nach Corona“ vor zunehmender Deglobalisierung. Die globale Handelsoffenheit, also das Verhältnis von globalen Exporten zum Welt-BIP, schrumpft laut DIHK seit 2008. Das gelte vor allem für die USA und China. „Als Folge der America-First-Politik der USA entstehen neue unilaterale Hemmnisse sowie Vergeltungsmaßnahmen anderer Staaten, die globale Lieferketten stören“, schreibt der DIHK und fügt hinzu: „Der USA-China-Handelskonflikt trifft die Weltwirtschaft und damit nicht zuletzt auch deutsche Unternehmen“. In der Corona-Krise habe sich der Trend zu Protektionismus verstärkt und „es droht der Rückfall in die Kleinstaaterei und den ökonomischen Nationalismus.“
Einschränkungen für weitere 8,5 Monate
Gleichzeitig rechnet die deutsche Wirtschaft noch bis in den April 2021 mit einer virusbedingten Einschränkung des öffentlichen Lebens. Die Dienstleister erwarten 8,9 Monate, der Handel 8,6 Monate, der Bau 8,2 und die Industrie 7,8 Monate. Die längsten Einschränkungen befürchten laut der Ifo-Umfrage Firmen der Freizeitbranche: 13 Monate würden Dienstleister im Bereich Sport, Unterhaltung und Erholung von der Corona-Krise noch betroffen sein, so die befragten Unternehmen. Auch künstlerische Tätigkeiten und die Gastronomie erwarten mit 11,0 Monaten noch lange die Folgen der Pandemie zu spüren. Bei Erziehung und Unterricht werden durchschnittlich 10,0 Monate erwartet. In der Beherbergung rechnen die Unternehmen mit Einschränkungen von rund 9,3 Monaten, auch die Schifffahrt rechnet noch mit einem Dreivierteljahr (9,1 Monate). Die am kürzesten betroffenen Dienstleister sind demnach Post- und Kurierdienste (6,6 Monate). Beim verarbeitenden Gewerbe werden demnach die - stark reiseabhängigen - Hersteller von Lederwaren mit 11,2 Monaten besonders langfristig betroffen sein. Fast nur halb so lange - 6,4 Monate - rechnen die Getränkehersteller mit negativen Corona-Folgen. Die Hersteller von Bekleidung erwarten weitere 9,3 Monate und die Textilhersteller 9,0 Monate. Die Chemie erwartet 8,2 Monate und der Maschinenbau 7,9 Monate. Der Großhandel rechnet mit 8,4 Monaten, der Einzelhandel mit 8,8 Monaten.
Gerade deshalb erscheint es äußerst wichtig, dass sich Unternehmen gut aufstellen und diverse Prozesse auf den Prüfstand stellen. Daraus sollten dann die richtigen Schritte abgeleitet werden, um diverse Kosten einzusparen und somit gut durch die Zukunft zu kommen.
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