Petri Luukkainen sitzt nackt in seinem leeren Apartment – so beginnt sein Film „My Stuff“. Keine Möbel, keine anderen Gegenstände nehmen den Raum in der Wohnung ein. So wirkt sie größer, aber auch sehr unpersönlich. „All unsere Dinge umgeben uns und wir sehen sie tagtäglich. Und wenn du sie nicht mehr jeden Tag vor Augen hast, wirst du sie auch nicht mehr so sehr brauchen“, beschreibt Luukkainen im Interview die Emotionen, die wir oft mit unseren Besitztümern verbinden. Das Problem, zu viele Dinge auf zu wenig Raum zu besitzen, ist ein gesellschaftliches Phänomen und vor allem in den Großstädten aktuell. Auf dem „Platzprofessor“, einer Initiative der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Lagerraumanbieter MyPlace-Selfstorage, beschäftigen sich Wissenschaftler und Nicht-Wissenschaftler aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Umgang mit Dingen und der Frage, was wir davon wirklich brauchen, um glücklich zu sein.
Vor allem in Ballungsräumen ist Platzmangel ein Problem, das sich weiter zuspitzt. Die Pro-Kopf- Wohnfläche, die den Deutschen laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich zur Verfügung steht, ist in den Stadtstaaten am geringsten. Bei einem derzeitigen Durchschnitt von etwa 45 m², stehen jedem Einwohner in Berlin, Hamburg und Bremen durchschnittlich nur 40 m² zur Verfügung. Viele Menschen auf begrenztem Raum – das treibt die Mieten in die Höhe. „Urbane Dichte“ nennt Sebastian Sohl die Problematik in seiner Bachelorarbeit „Das Recht auf Stauraum“, die auf dem Platzprofessor abrufbar ist. Er führt den Boom der Selfstorage-Branche darauf zurück und beschreibt ihn als urbanes Phänomen. Ist die Wohnung zu klein, um alle Habseligkeiten unterzubringen, bietet das Anmieten externer Lagerabteile eine einfache Lösung, um wieder Platz in den eigenen vier Wänden zu schaffen. „Für manche ist das Lagerabteil eine Lösung, um Dinge nicht gleich gänzlich aus dem Leben ausschließen zu müssen“, erklärt Kulturwissenschaftlerin Annelie Knust in ihrer Magisterarbeit „Zum Wegwerfen zu schade?“, die in Auszügen auf dem Platzprofessor-Blog veröffentlicht wurde.
Begrenzte Energie für die Beschäftigung mit den Dingen
Doch nicht nur der begrenzte Raum, der zur Verfügung steht, ist für Luukkainen ein Problem. Aufräumen und Aussortieren schaffen nicht nur Platz in den eigenen vier Wänden, sondern bringen auch Ordnung in das Gefühlsleben – eine Tatsache, die neue Berufssparten entstehen lässt: Aufräumcoaches helfen ihren Kunden beim Entrümpeln und Ordnen ihrer Wohnung. Eine von ihnen ist Rita Schilke. Sie berichtet auf dem „Platzprofessor“ über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen, dass „Menschen sehr viele Dinge um sich herum ansammeln, die ihnen zuweilen […] die Luft zum Atmen nehmen.“ Und auch Luukkainen machte während seines Experiments ähnliche Erfahrungen: „Ich vergleiche alle meine Habseligkeiten gerne mit menschlichen Beziehungen. Man kann nur eine bestimmte Anzahl an guten Freunden haben. Und genauso ist es mit materiellen Dingen. Je mehr Dinge du besitzt, je mehr Beziehungen du pflegst, umso mehr Energie musst du investieren.“
Platzprofessor
Das Blogprojekt Platzprofessor entstand 2011 aus einer Kooperation des Instituts für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Lagerraumanbieter MyPlace-Selfstorage und dient interessierten (Nachwuchs-) WissenschaftlerInnen und Nicht-WissenschaftlerInnen als Forum für eine qualifizierte interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Thema „Platz“ und „Raum“. Auch Studierenden, Absolventen oder Lehrstühlen anderer Universitäten bietet MyPlace-
Selfstorage Unterstützung an, wenn Seminar- oder Abschlussarbeiten zum Thema „Raum“ und „Platz“ geplant werden.
Weitere Informationen finden Sie auf: http://platzprofessor.myplace.eu und www.myplace.de
Den Trailer zum Film „My Stuff“ finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=yepYdrm9Z7k
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