Die Protagonisten der meisten Piemontreisen sind hervorragende Delikatessen aus Küche und Keller. Angesichts edler Weine wie dem Barolo und erlesener Gaumenfreuden wie dem Trüffel ist gegen diese Schwerpunktsetzung auch gar nichts einzuwenden. Dennoch ist die norditalienische Region sehr viel facettenreicher und hält beispielsweise mit ihren prachtvollen Königsresidenzen, die 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, und ihren weitläufigen Parks Sehenswürdigkeiten bereit, die zu entdecken sich lohnen.
Über einen langen Zeitraum hinweg war das Schicksal der Region an das Königshaus der Savoyer gekoppelt. Piemontesische Städte und kleinere Ortschaften, Parks und Jagdreviere beherbergen noch heute architektonische Prachtstücke aus dieser Epoche. Die königlichen Paläste, Burgen, Palazzi und Villen, in denen mittlerweile Museen untergebracht sind sowie Ausstellungen oder groß angelegte Events veranstaltet werden, vermitteln einen anregenden Einblick in die Geschichte und in den Lebensstil einer privilegierten Schicht.
Nahezu obligatorisch ist die Besichtigung der Palastanlage Reggia di Venaria Reale, ca. 12 km nordwestlich vom Turiner Zentrum gelegen. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wurde das einstige Jagd- und Lustschloss vor wenigen Jahren wieder für das Publikum eröffnet. Neben dem Palast gehören Gärten, eine altes Dorf und Stallungen zu dem Komplex, der sich als ein landschaftlich-architektonisches Unikum von außergewöhnlichem Reiz entpuppt. Besucher werden in dieser weitläufigen Anlage voller kultureller Attraktionen von einer beinahe magischen Atmosphäre umgeben.
In der Regionalhauptstadt selbst ziehen Gebäude wie der Palazzo Reale, der Palazzo Madama und das Castello del Valentino Aufmerksamkeit auf sich. Der Palazzo Reale – das ehemalige, zwischen 1643 und 1733 erbaute Königsschloss – erhebt sich ebenso wie der Palazzo Madama, in dem heute das städtische Museum für antike Kunst untergebracht ist, an Turins zentraler Piazza Castello. Das Castello del Valentino steht dagegen am Ufer des Flusses Po. Inzwischen hat die Architekturfakultät der Universität ihren Sitz in dem einstigen Lustschloss.
Abermals außerhalb des Turiner Zentrums sollte man auf jeden Fall einen Abstecher zu der Basilica di Superga mit dem Mausoleum der Savoyer einplanen. Die enorme Barockanlage thront auf einem Hügel über der Stadt und gilt – neben dem Jagdschloss von Stupinigi (ca. 10 km südwestlich von Turin) – als das Hauptwerk des Architekten Filippo Juvarra. Das Castello Reale di Racconigi (südlich von Turin) sowie das Castello Ducale di Agliè (nördlich von Turin) wissen ihre Besucher schließlich gleichermaßen mit ihrem wertvollen Interieur und ihrer besonderen Struktur zu begeistern.
Neben dieser Prägung in kulturell-architektonischer Hinsicht sollte auch das „natürliche Erbe“ erwähnt werden, das die Savoyer in diesem Landstrich hinterlassen haben. Große Teile piemontesischer Grünflächen und Naturparks waren einst königlicher Privatbesitz, so z. B. der heutige Nationalpark Gran Paradiso, der sich auf der Grenze zwischen der Valle d’Aosta und dem Piemonte erstreckt. 1856 wurde er von Vittorio Emanuele II. zum königlichen Jagdrevier erklärt, Ziel war der Schutz der Steinböcke. Der nordwestlich von Turin gelegene Mandria-Park war dagegen einst eine von Vittorio Amedeo II. gegründete Stätte der Pferdezucht. Inzwischen zählt der waldreiche Park zu den wichtigsten Naturschätzen im Nordwesten Italiens. Auf Parkspaziergängen und Trekkingtouren erhalten Besucher einen sehr guten Einblick in die enge Verbindung zwischen Natur, Kultur und Geschichte. Zahlreiche für das Jahr 2011 geplante Veranstaltungen werden diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit schenken.