Regenstauf, der 24. Juli 2015. Die Röntgengeräte der Krankenhäuser verstaubt, die Reagenzröhrchen in den Laboren verwaist. Wo bisher reges Treiben herrschte, wird es zunehmend stiller: Die traurige Zukunft ganzer Abteilungen in Krankenhäusern, Pharmaunternehmen oder Forschungseinrichtungen. Ein Fachkräftemangel von dem keiner spricht: Es fehlt an Medizinisch-technischen Assistenten (MTAs).
Heute Bedarf – Morgen ein Mangel
Wo heute Krankenhäuser mit 35 MTAs eigentlich 70 beschäftigen würden, wird die Situation die nächsten Jahre noch schlimmer - durch den demografischen Wandel. Viele gehen in Rente, kaum Nachwuchs vorhanden: Die ohnehin wenig besetzten Stellen, bleiben leer. „Jetzt sprechen wir noch von einem Bedarf – in ein bis zwei Jahren wird daraus ein ausgewachsener Mangel entstehen“, weiß Inge Voss, stellvertretende MTA-Schulleiterin der Eckert Schulen. Seit circa 25 Jahren werden dort Ausbildungen und Umschulungen als medizinisch-technische Radiologieassistenen (MTRA) und medizinisch-technische Laboratoriumsassistenen (MTLA) angeboten. Und auch dort brechen die Schüler weg. „Das Berufsbild ist mit seinen Aufstiegsmöglichkeiten noch zu unbekannt.“ Voss sieht nun vor allem die Politik in der Pflicht.
Denn die Tätigkeitsfelder sind vielfältig und hängen stark vom Berufsfeld ab. MTLAs untersuchen verschiedene Proben - von Blut über Bakterien bis Pilzen. Dabei arbeiten sie hauptsächlich in Laboren von Kliniken, Universitäten aber auch in Betrieben der freien Wirtschaft.
MTRAs arbeiten wiederum mit Strahlen: Radiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin oder Medizin-Physik sind die Fachgebiete. Krankenhäuser, Praxen aber auch Industriebetriebe haben größten Bedarf an solchen Fachkräften.
Vom Metzger über MTA hin zum Gehirnchirurg
Allein eine Namensänderung könnte viel bewirken. „Assistent“ verzerrt das Berufsbild. Viele MTAs leiten eigene Projekte oder ganze Abteilungen. Auch die Aufstiegsmöglichkeiten sind vielfältig: Von einer Weiterbildung bis hin zum Studium. Voss erinnert sich dabei gerne an einen ehemaligen Schüler, der mit einem Hauptschulabschluss und einer Metzgerlehre an ihre Schule kam: „Nach seiner MTA-Ausbildung fing er an zu arbeiten und schließlich zu studieren. Jetzt ist er Gehirnchirurg!“
Trotz Erfolgsgeschichten wie dieser, trotz der großen Potentiale der MTA-Ausbildung: Schon jetzt kann jede fünfte Klinik offene MTA-Stellen nicht besetzen, laut dem Deutschen Krankenhausinstitut. Röntgenaufnahmen bei Knochenbrüchen, Blutuntersuchungen bei Allergien: Heute noch selbstverständlich – Alltag. In ein paar Jahren vielleicht ein rares Luxusgut, wobei monatelange Wartezeiten in Kauf zu nehmen wären.
Kooperationen gegen den Wandel
Um dem entgegenzuwirken, arbeiten die Eckert Schulen intensiv daran, die MTA-Ausbildung in ihrem Haus attraktiver zu gestalten. Kooperationen mit verschiedenen Kliniken ermöglichen den Schülern nicht nur modernste Lehrmittel und praxisorientiertes Lernen, sondern auch eine attraktive Praktikumsvergütung: Das Uniklinikum Regensburg und das Krankenhaus Barmherzige Brüder aus Regensburg sind schon an Bord. „Erst diesen Juli sind die Asklepios-Kliniken aus Burglengenfeld als Kooperationspartner dazugekommen. Auch dort ist der Bedarf enorm!“ beklagt Inge Voss. Weitere Kooperationspartner werden folgen, um diesen vergessenen Fachkräftemangel weiter die Stirn zu bieten.