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Ganztagsschulen benachteiligen Kinder mit Förderbedarf


29. April 2010, 16:26
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Der BVL, Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie, erhält viele Beschwerden von Eltern, weil trotz Ganztagsschule oftmals kein Förderunterricht stattfindet. Die Ausweitung der Ganztagsschule sollte insbesondere den Kindern helfen, die sozial benachteiligt sind und deren Eltern sich nicht hinreichend um die schulischen Belange ihrer Kinder kümmern können. Nun zeigt sich in der Praxis, dass aufgrund der fehlenden Lehrerstunden nachmittags meist nur eine Hausaufgabenbetreuung angeboten wird. Für Kinder mit Teilleistungsstörungen, wie einer Legasthenie oder Dyskalkulie, reicht das nicht aus, um sie schulisch zu stützen.

„Jan ist in der 4. Klasse und hat nachmittags außerschulisch Legasthenieförderung erhalten. Jetzt mussten wir die außerschulische Förderung abbrechen, weil Jan, wenn er nach 16 Uhr aus der Schule kommt, nur noch seine Ruhe will“, beklagt seine Mutter. Jan wurde seit der 3. Klasse außerschulisch gefördert, weil es in der Schule wegen des vorherrschenden Lehrermangels keinen Legasthenieförderunterricht gab. Nun hatte seine Mutter die Hoffnung, dass Jan mit Einführung der Ganztagsschule schulisch gefördert würde. „Die Schulleiterin hat mir gesagt, dass sie gerne einen Förderunterricht einrichten würde, ihr pro Kind nach der Reform aber nur 22 Cent pro Schüler und Stunde zusätzlich zur Verfügung stehen. Ohne eine zusätzliche Finanzierung durch die Eltern sei ausschließlich eine Hausaufgabenbetreuung möglich“, berichtet uns Jans Mutter.

Der BVL sieht hier dringenden Handlungsbedarf, denn die Schule steht in der Verantwortung, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. In den Schulgesetzen wurde verankert, dass alle Kinder eine individuelle Förderung erhalten sollen. Schulen dürfen keine „Aufbewahrungsorte“ für Kinder werden, sondern müssen dafür Sorge tragen, dass Kinder begabungsgerecht qualifiziert werden. Die soziale Schere wird so nicht geschlossen, außer durch den fragwürdigen Effekt, dass nun auch Kinder, deren Eltern eine außerschulische Förderung finanzieren können, keine schulische Förderung erhalten. Der BVL fordert die Verantwortlichen auf, hier dringend Abhilfe zu schaffen und für eine qualifizierte schulische Förderung zu sorgen, um ihren Bildungsauftrag zu erfüllen.

Weitere Informationen zum Thema und zum Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind im Internet unter www.bvl-legasthenie.de abrufbar.

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Frau Annette Höinghaus

Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V.
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Fax: +49 (0) 4193 96 93 04
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Über den Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V.:

Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. besteht seit über 30 Jahren und ist eine Interessenvertretung von Betroffenen und deren Eltern sowie von Fachleuten (Pädagogen, Psychologen, Ärzten, Wissenschaftlern und im sozialen Bereich Tätigen), die sich in Theorie und Praxis mit der Legasthenie und Dyskalkulie auseinandersetzen. Er trägt dazu bei, dass gesetzliche Grundlagen und wissenschaftliche sowie praktische Möglichkeiten der Hilfe in allen Bundesländern geschaffen und verbessert werden. Durch persönliche Beratung, Informationsschriften und Hinweise auf geeignete Literatur sollen die Eltern die Schwierigkeiten ihrer betroffenen Kinder besser verstehen lernen.

Der BVL fördert durch wissenschaftliche Kongresse und Veröffentlichungen die Forschung und den wissenschaftlichen Dialog unter Fachleuten aller beteiligten Disziplinen. Durch Informationen und Zusammenarbeit mit den Medien macht der BVL die Probleme der Legastheniker und Dyskalkuliker bekannt.

Weitere Informationen zum Thema Legasthenie und über den Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. sind im Internet unter www.bvl-legasthenie.de abrufbar.

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