In hiesigen Börsenkreisen sorgte die österreichische A-TEC Industries AG zuletzt 2007/08 mit ihrem Werben um die Norddeutsche Affinerie für Schlagzeilen. Letztlich verhinderten jedoch Kartellwächter die Übernahme. Schon in den Jahren zuvor expandierte der Mischkonzern des österreichischen Investors Mirko Kovats agressiv: Grundstein der heutigen Holding war 1997 der Werkzeugmaschinenbauer EMCO. 2002 folgte die heute wichtigste Sparte: der Anlagenbau mit dem Leitbetrieb Austrian Energy & Environment (AE&E), der im Vorjahr 65% der A-Tec-Umsätze ausmachte und 68% zum Betriebsgewinn (EBIT) von 143,1 Mio. Euro beitrug. Zweitwichtigstes Standbein ist die Kupfersparte mit der Montanwerke Brixlegg AG (MWB). Hinzu kommt die ATB Austria Antriebstechnik AG.
Bilanz enttäuscht, Ausblick nicht
A-TEC ist nunmehr mit diversen Töchtern ein weltweit vertretenes Konglomerat mit rund 30 Standorten in 21 Ländern. Von einstigen Glanzzeiten die A-TEC -Aktie büßte seit den Höchstkursen aus dem Jahr 2007 nahezu 90% ihres Wertes ein ist aktuell aber nur wenig zu sehen. Das hat seine Gründe, die Investoren in der jüngsten Bilanz zum ersten Halbjahr offenbar wurden: Der Gewinn brach in besagtem Zeitraum um 76,3% auf 5,8 Mio. Euro ein, das Betriebsergebnis (EBIT) um 54 Prozent auf 32,1 Mio. Euro. Zugleich schrumpfte der Umsatz um 2,5% auf 1,43 Mrd. Euro. Die Konzernspitze sieht A-TEC dennoch auf
Kurs: Mehrheitseigentümer und Konzernchef Kovats hält an seinen bisherigen Prognosen für das Gesamtjahr fest. Den Umsatz erwartet er nach wie vor bei 2,7 Mrd. Euro und das EBIT bei rund 81 Mio. Euro.
Wohl zu recht, denn in den beiden frühzyklischen Geschäftsfeldern Werkzeugmaschinen und Standardmotoren war jüngst bereits eine nachhaltige Nachfrage-Erholung zu bemerken. Unter dem Strich eröffnet diese Konstellation antizyklischen Anlegern große Chancen, da Börsianer in Sachen A-TEC derzeit viel Schatten und wenig Licht ausmachen. Das wiederum ist nötiger Spielraum für positive Überraschungen, die wir noch in diesem Herbst erwarten.
Anlagenbau: Besserung in Sicht
Größtes Sorgenkind ist das wichtige AE&E-Geschäft: Hier verhagelten
Zeit- und damit Kosten-Überschreitungen bei einem großen Kraftwerksprojekt in Australien die Q2-Bilanz. A-TEC kostete dieser Ausrutscher 17,3 Mio. Euro, wobei derzeit versucht wird die Schadenssumme in Verhandlungen mit dem Aufraggeber zu drücken. Was Analysten mit Blick auf AE&E aber vor allem stört, ist die Auftragslage für Müllverbrennungsanlagen und Kraftwerke: Tatsächlich füllte sich das AE&E-Orderbuch im ersten Halbjahr nur um weitere 220 Mio. Euro, nach einem Zuwachs von 385 Mio. Euro ein Jahr zuvor.
Aber:
Das Umweltgeschäft gilt als extrem spätzyklisch, so dass wir hier mit einem baldigen Turnaround und anziehenden Geschäften rechnen. Passend dazu hören wir von unternehmensnahen Kreisen, dass A-TEC vor drei Großabschlüssen steht. In diese Richtung deuten auch jüngste Äußerungen der Konzernlenker: Sie zeigten sich zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres Aufträge im Wert von je 50 bis 200 Mio. Euro aus den USA, Indien, Türkei und Großbritannien vorliegen. Dies sowie eine prall gefüllte Projektpipeline in 2011 dürften das AE&E-Geschäft deutlich beleben und das Sentiment für die A-TEC -Aktie spürbar aufhellen.
Kupfergeschäft brummt
Wesentlich runder läuft derzeit das Geschäft der Kupfersparte, auch dank stabiler Rohstoffpreise. Der nach Aurubis (ehemals Norddeutsche Affinerie AG) zweitgrößte Kupfer-Recycler Europas arbeitet unter voller Auslastung. Zuletzt legte die A-TEC-Sparte eine Rekordmonatsproduktion von 10.000 Tonnen hin. Mit Werken in Frankreich, Österreich und Tschechien ist MWB aktuell wichtigster Gewinnbringer und glänzt mit vollen Auftragsbüchern: In Q2 zogen die Ordereingänge bpsw. wiederum um gut 53% an! Interessant könnte es dann 2011 werden: Marktgerüchten zufolge arbeitet A-TEC nämlich an einer Abspaltung dieser Sparte. Dies wäre ein durchaus sinnvoller Schritt, auch mit Blick in Richtung einer Entschuldung des Gesamtkonzerns. Bond-Lösung (k)eine Frage der Zeit Zunächst gilt es jedoch ein dringliches Problem zu lösen: A-TEC muss einen im November auslaufenden 91-Mio.-Euro-Bond refinanzieren. Die Emission einer hierfür vorgesehenen Anleihe, die sich überwiegend an private Anleger gerichtet hatte, musste A-TEC mangels Interesse abblasen.
Nun drängt freilich die Zeit: Wie werden im Herbst über eine Neuauflage der Emission entscheiden, sagte A-TEC-Lenker noch bei Vorlage der Halbjahreszahlen. Wir rechnen in Bälde mit einer positiven Lösung der Refinanzierungsfrage, etwa mit einer Anleihen-Emission, die sich an Institutionelle richtet. Alles andere als ein Erfolg in dieser Frage würde uns angesichts der vorhandenen Substanz sowie des weltweiten Anlagenotstandes überraschen. Und: Eine solche Bond-Lösung dürfte die A-TEC-Aktie freilich schlagartig aufwerten.
Unser Fazit:
Die jüngsten A-TEC -Zahlen lagen weit unter den Erwartungen der Analysten. Vor allem der Auftragseingang im Anlagenbau war sehr schwach und erholt sich nur langsam. Aber die Projektpipeline explodiert, was signifikante Besserung für 2011 verspricht. Außerdem läuft der Aufschwung bei den weiteren Töchtern bereits planmäßig. Dennoch werden die Österreicher aufgrund der anstehenden Umschuldung als Pleitekandidat gehandelt, wobei die beschriebene Holdingstruktur eine objektive Bewertung durch Investoren erschwert. Nun preist der Markt ein Worst-Case-Szenario ein, weshalb die Aktie nahezu auf Finanzkrisenniveau notiert. Wir sehen aktuell mehr Chancen als Risiken und halten A-TEC für eine ideale Turnaround-Spekulation. Immerhin steht dem aktuellen Börsenwert von nur noch 155 Mio. Euro ein vielfach höherer Jahresumsatz gegenüber. Unter dem Strich rechnen wir 2010 mit etwa 15 Mio. Euro Gewinn, was 57 Cent Gewinn pro Aktie entsprechen würde. Auf dieser Basis wäre das Papier aktuell mit einem Gewinnmultiple von rund 10 bewertet. Weicht (erwartungsgemäß) das Damoklesschwert der Bondfrage über dem Titel, sind Multiple von 15 bis 20 gerechtfertigt. Demzufolge stünde die A-TEC-Aktie vor einer raschen Erholung in Richtung 8 Euro und später 10 Euro. Hier warten auch die ersten charttechnischen Hürden.
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