Kiel/Hamburg, den 9. Oktober 2012: Das Präsidium der Leibniz-Gemeinschaft stellt für fünf Jahre den Forschungsverbund Science 2.0 auf. Sprecher des Forschungsverbundes ist Professor Klaus Tochtermann, Direktor der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und Lehrstuhlinhaber für Medieninformatik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Der neu ins Leben gerufene Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0 befasst sich mit neuen Arbeitsgewohnheiten und Technologieentwicklungen in heutigen und künftigen Forschungs- und Publikationsprozessen in der Wissenschaft.
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nutzen zunehmend Wikis, Blogs, soziale Netzwerke und andere kollaborative Webtechnologien, um Erkenntnisse, Datensets und Theorieentwürfe online zu teilen. Sind dies kurzlebige Seifenblasen oder nützliche Werkzeuge? Wie verändert das Internet mit seinen neuen Möglichkeiten, speziell dem Social Web und semantischen Technologien, überhaupt die Arbeitsgewohnheiten von Forschenden? Wie können die bestehenden und tradierten Forschungsprozesse durch Web 2.0-Anwendungen Unterstützung finden? Wie können soziale Medien heutige Forschungsprozesse innovieren?
Um diese gesellschaftlich hochaktuellen Fragenkomplexe umfassend und auf hohem Qualitätsniveau ergründen zu können, hat sich auf Initiative der ZBW ein Konsortium aus 15 Instituten der Leibniz-Gemeinschaft und neun Einrichtungen (Universitäten, Hochschulen, Wikimedia Deutschland e.V.) darauf verständigt, das Thema Science 2.0 mit einem interdisziplinären Ansatz in den kommenden Jahren gemeinsam und wissenschaftlich umfassend zu erschließen. Erste Anfragen zur Mitwirkung aus dem Ausland liegen zudem bereits vor.
Science 2.0 beschreibt eine Entwicklung der Wissenschaft hin zu einer völlig veränderten und primär digitalen Partizipation, Kommunikation, Kollaboration und Diskussion in Forschungs- und Publikationsprozessen. ZBW-Direktor Professor Tochtermann erläutert: „Der Einsatz von sozialen Medien wird für die Unternehmenswelt seit Jahren intensiv erforscht. In der Wissenschaft sind inzwischen zwar auch soziale Medien großflächig im Einsatz, erstaunlicherweise aber ohne dass eine systematische und disziplinenübergreifende Forschung zugrunde liegt oder begleitend durchgeführt wird. Dies wird sich mit dem multidisziplinären Forschungsverbund Science 2.0 ändern. Wir suchen den Schlüssel für eine komplett innovierte Forschungs- und Publikationsunterstützung, die durch soziale Medien überhaupt erst möglich wird.“
Organisatorisch ist der Forschungsverbund in der Leibniz-Gemeinschaft verankert und wird von Mitgliedsinstituten der Leibniz-Gemeinschaft maßgeblich vorangetrieben.
Über Leibniz-Forschungsverbünde:
Leibniz-Forschungsverbünde sind angelegt als fächergruppenübergreifende und für weitere Kooperationspartner offene, auf ein aktuelles Wissenschaftsproblem ausgerichtete, zeitlich befristete Zusammenschlüsse von Instituten. Die Leibniz-Forschungsverbünde sind damit das Instrument der Leibniz-Gemeinschaft, ihre Forschung strategisch weiter zu entwickeln und die Kompetenzen von Leibniz-Einrichtungen und weiteren Partnern zu bündeln. Leibniz-Forschungsverbünde sollen wissenschaftlich und gesellschaftlich aktuelle Aufgabenkomplexe aufgreifen und mit einem interdisziplinären Ansatz bearbeiten, der Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften mit Geistes- und Sozialwissenschaften verbindet.