Wer einen Schlaganfall erleidet, wird in aller Regel schnell und erstklassig versorgt. Medizinisch und therapeutisch. Unter anderem findet ein- bis zweimal die Woche Ergotherapie statt – das ist die Regel. „Wie schnell und nachhaltig sich Patient:innen nach einem Schlaganfall erholen und wieder mehr Lebensqualität verspüren, hängt auch davon ab, ob und wie intensiv sie zwischen den Interventionseinheiten üben“, unterstreicht Wiebke Dierkes die Bedeutung von Compliance. Vor diesem Hintergrund entstand das Programm „Strokecoach“, das die Sport- und Kommunikationswissenschaftlerin und der Neurowissenschaftler Björn Crüts gemeinsam mit ihrem Team entwickelt haben. Das Programm, das an der Akademie des DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.) geschulte Ergotherapeut:innen anbieten, besteht aus den Bausteinen Training, Coaching, Monitoring und ist eine Kombination aus (Ergo-)Therapie in der Praxis sowie täglichem Training zuhause.
Jeder, der Therapieerfahrung hat, kennt das: Die ‚Hausaufgaben‘, sprich Übungen, die Physio- oder Ergotherapeut:innen ihren Patient:innen mitgeben, fallen zuhause schwer, es gibt Erinnerungslücken, oder der Zettel mit den Schaubildern liegt unbeachtet irgendwo oder im Auto – manchmal bis zum nächsten Termin. „Der gewünschte Trainingseffekt und die gerade bei Schlaganfall benötigten Fortschritte bleiben aus“, erläutert Wiebke Dierkes, um welche Überlegungen und Erkenntnisse es den Machern des Strokecoach Programms im Vorfeld und bei der Entwicklung dieses Ansatzes unter anderem ging. Das Strokecoach Programm inklusive der begleitenden App bedient verschiedene Aspekte, die die Neuroplastizität im Gehirn fördern – eine wichtige Voraussetzung, um durch den Schlaganfall verlorengegangene Fähigkeiten in gesunden Arealen des Gehirns neu zu verorten. Das Konzept ist alltagstauglich, zielgerichtet und nachhaltig, was unter anderem auf den Einfluss von Luana Gamerschlag, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V.), zurückzuführen ist. „Zudem geht es darum, eine dauerhafte Bindung der Patient:innen mit Schlaganfall über die sonst übliche Dauer hinaus zu gewährleisten und die Lücke zwischen Therapie und zuhause zu füllen, damit niemand ‚verloren‘ geht oder sich alleine gelassen fühlt“, betont Dierkes.