Kai Voss ist 28 Jahre und wohnt in Leipzig. Wenn er einem entgegenkommt, dann vermutet man nicht, dass dieser jungen Mann einmal 126 Kilo auf die Wage gebracht hatte. Das war noch vor einem Jahr. Da hatte gerade seine Berufsfindung/Arbeitserprobung im Berufsförderungswerk Leipzig absolviert und startete mit einem Stabilisierungs- und Vorbereitungslehrgang für eine spätere Umschulung. Er war also bereits im BFW Leipzig angekommen und kannte die hiesigen Bedingungen. Dazu zählte auch das Sportangebot während der Qualifizierungen und danach in der Freizeit.
Gelernt hatte er bei der Stadt Leipzig und wollte ursprünglich Zierpflanzengärtner werden. Eine Depression warf seine Zukunftspläne um. Durch die lange Krankheit verstärkte sich der Frust bei dem jungen Mann. Die Antriebslosigkeit waren der Grund für mangelnde bis gar keine Bewegung und viel zu viel Essen, wie er selber von sich heute sagt. Ein schlechter Mix, um wieder einen Halt im Leben zu finden. Selbst Freunde gaben ihm die Rückmeldung, dass er zu dick wäre.
Im BFW Leipzig sollte er eine neue Chance bekommen, den Weg zurück in Arbeit zu finden. Aber, mit einem BMI von 37? Mit Adipositas?
Die Sporttherapeutin Isabell Wagner vom BFW Leipzig war es, die Kai Voss mit einem auf seine Verhältnisse zugeschnittenen Fitnessprogramm langsam an ein neues Denken heranführte. Das war Anfang 2017. „Ich habe mich damals nicht mehr in meiner Haut wohlgefühlt“, gibt er heute als wichtigen Auslöser für den Neubeginn an. „Und dann war da noch das kostenlose Fitnessangebot für uns Rehabilitanden. Bedingungen, die man sonst nirgendwo vorfindet.“
Langsam ging der Nachmittagssport in Fleisch und Blut über. Wenn andere um 16 Uhr nach Hause gingen, legte er in seiner Freizeit noch ein paar Trainingseinheiten an den Geräten nach.
Mit der Zeit verbesserte sich sein Blutdruck. Die Werte sanken. Und, die Pfunde, ja, Kilos purzelten. Der regelmäßige Sport war gleichzeitig ein guter Ausgleich: „Wenn ich mal frustriert war oder den Kopf voll hatte, dann fühlte ich mich abends nach dem Training immer besser.“ Es war ein schwerer Weg, doch Trainingspartner und die Sporttherapeuten des BFW ermutigten ihn, sahen die Fortschritte und sagten es ihm auch. „Abnehmen mit Sport ist eine psychische Höchstleistung“, weiß er mit einem Jahr Abstand und 36 Kilo leichter zu berichten.
Was mit kleinen Zielen anfing hat sich nun zu einem kleinen Ritual entwickelt. Vier- bis sechsmal die Woche geht’s ins Studio. Und dazu zweimal auf die Laufpiste. Je 10 Kilometer schafft Kai Voss jetzt. Es sind harte Ansprüche, die er sich selbst gesetzt hat. „Ich habe ein Idealbild von einem gut aussehenden Mann. In der Perspektive möchte ich den Sport und die Ernährung so umstellen, dass es in Richtung Muskelaufbau geht“.
Der Gewichtsverlust, die Freude und der Erfolg, was er durch die intensive Bewegung erlebte, steigerten sein Selbstwertgefühl. Das wird Kai Voss helfen, seine Umschulung als Mediengestalter zu meistern. Mit dem neuen Beruf gibt es eine Möglichkeit, einen stabilen Platz im Leben, in der Arbeitswelt einzunehmen. Dabei hat ihm das sporttherapeutische Angebot im BFW Leipzig geholfen. „Ich habe etwas gefunden, womit ich mich auf lange Zeit wohlfühle.“
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Erstellt: Michael Lindner/BFW Leipzig
Weitere Informationen zum Reha-Kolloquium:
http://www.bfw-leipzig.de/reha-kolloquium
Bildunterschrift: Kai Voss vor einem Jahr und heute © Kai Voss, privat/M. Lindner, BFW Leipzig