Grundsätzlich sind Deutschlands Bundes- und Landesparlamentarier gegenüber modernen Technologien sehr aufgeschlossen. Neun von zehn bewerten sich selbst als sehr digital ausgerichtet und nutzen die elektronischen Medien zumindest durchschnittlich. Dagegen liegt die Quote der Politiker, die Digitales nach Möglichkeit vermeiden wollen, lediglich bei zwei Prozent. Gleichzeitig leben sie in hohem Maß ohne das Medium Papier. So bevorzugen 60 Prozent von ihnen elektronische Informationen, während die Gruppe, die Papierdokumente präferiert, mit 7 Prozent hingegen klein ist.
Die d.velop-Erhebung zeigt jedoch, dass aus dem vorwiegend digital-orientierten Selbstbild der Bundestags- und Landtagsabgeordneten nicht zwangsläufig günstige Voraussetzungen für eine engagierte Digitalisierungspolitik abgeleitet werden können. Denn obwohl sie bevorzugt moderne Technologien nutzen, scheint in Sachen digitale Transformation auf der politischen Ebene noch wenig in Ordnung zu sein. Immerhin sehen hier zwei Drittel der Volksvertreter einen großen Handlungsbedarf seitens der Politik, engagierter als bisher entsprechende Rahmenbedingungen für den digitalen Fortschritt in Deutschland zu schaffen.
Nicht weniger kritisch gehen sie mit dem aktuellen Status der digitalen Bildung um. Sie reklamieren gegenüber den Aus- und Fortbildungseinrichtungen, dass sie sich in ihrem inhaltlichen Fokus gezielter dem technologischen Wandel widmen müssen. Sie sorgen sich darum, dass sowohl in der schulischen und universitären Ausbildung als auch in der betrieblichen Förderung der Mitarbeiter fachlich zu wenig geschieht, um sie für die gestiegenen technischen Anforderungen fit zu machen. Dem pflichtet auch d.velop-Vorstand Mario Dönnebrink grundsätzlich bei, er sieht den Nutzen aber nicht allein auf bessere Fertigkeiten im Umgang mit den neuen Technologien beschränkt. „Es geht auch darum, schon über die Bildungsinstitutionen eine digitale Kultur zu entwickeln, die dann in die Unternehmen getragen wird und dort die Digitalisierungsbereitschaft befruchtet.“
In dieser Hinsicht besteht seiner Ansicht nach quer über alle Branchen hinweg noch ein erhebliches Defizit, was auch 74 Prozent der befragten Politiker erkannt haben und der Wirtschaft große Schwächen bei ihrer Investitionsbereitschaft der Wirtschaft zuweisen. Lediglich die Technologiebranchen werden von dieser Kritik ausgenommen.
Dass die Vertreter des Bundestages und der Landesvertretungen ein höheres Engagement fordern, leitet sich aus ihren Sorgen um die Digitalisierungsentwicklung hierzulande und damit um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland ab. Ihr gegenwärtiger Status wird im internationalen Vergleich zwar von etwa 40 Prozent positiv beurteilt. Mehrheitlich geben sie ihr jedoch entweder nur mittelmäßige Noten (46 Prozent) oder bezeichnen sie sogar als zu zurückhaltend bzw. völlig unzureichend. „Deutschland könnte weiter sein“, ist sich denn auch Dönnebrink sicher. „Aber eine digitale Agenda allein reicht noch nicht, es müssten umfassendere Impulse durch die Politik kommen, die auch in den Unternehmen ihre Spuren hinterlassen“, fordert er.
An der Politikerbefragung hatten 512 Bundestags- und Landtagsabgeordnete und damit etwa ein Fünftel der insgesamt rund 2.500 Parlamentarier teilgenommen. Sie wurde im Auftrag der d.velop Gruppe durch das digital intelligence institute (dii) durchgeführt.