Das nahtlose Zusammenspiel von Fernsehen und Internet hat jetzt eine Gruppe von internationalen Medienexperten aus acht Ländern ermöglicht, deren Arbeit von Wien aus wissenschaftlich koordiniert wurde. Mit der Applikation LinkedNews zeigen sie erstmals das volle Potenzial eines optimal aufeinander abgestimmten Zusammenspiels von TV und Internet. Eine maßgeschneiderte Applikation für mobile Endgeräte bietet dabei perfekt ausgewählte Zusatzinformationen und Hintergrundberichte zu knapp zusammengefassten TV-News. Der deutsche Regionalsender RBB beteiligte sich bereits an der Entwicklung der Applikation und zeigt das große Interesse etablierter TV-Stationen. Denen stellt das mit EU-Mitteln unterstützte Team nicht "nur" fertige Applikationen zur Verfügung sondern auch umfangreiche Technologien zur Entwicklung eigener Formate zur inhaltlichen Integration von TV und Internet.
Der TV-User des 21. Jahrhunderts sitzt nicht passiv auf dem Sofa, sondern hat sein mobiles Endgerät immer in Reichweite. Langweilige Fernseh-Passagen oder Werbeblöcke werden genutzt, um Mails zu checken, soziale Netzwerke zu besuchen oder eine Pizza zu bestellen – und der Zuschauer ist für die TV-Station nicht mehr "auf Sendung". Dieses geistige Abwandern durch smarte Nutzung des Online-Universums zu verhindern, ist den Fernsehsendern bis heute nicht gelungen. Ein europaweites Team hat nun unter der wissenschaftlichen Koordination des Medientechnologie-Experten Dr. Lyndon Nixon genau das geschafft.
Aktiv statt Passiv
Mit der Entwicklung von LinkedNews ist es der Gruppe gelungen, TV-Zuschauern ein umfassendes Angebot an Informationen auf einem mobilen Endgerät zu bieten, durch die TV-News nahtlos ergänzt werden. So werden aus passiven Zuschauern aktive Nachrichten-User. Diese können nun Hintergründe zu Personen oder Orten aufrufen, die in der knappen TV-Berichterstattung nicht geboten werden: "Wer ist die Person neben Kanzlerin Merkel?" oder "Wann und wo war das letzte Treffen der EU-Finanzminister?" – Ein Klick genügt zukünftig und die Info erscheint auf dem Tablet oder Smartphone. Doch tatsächlich ist diese gemeinsam mit dem deutschen Regionalsender Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) entstandene Applikation "nur" das Front-End einer umfangreichen Technologieentwicklung. Diese erfolgte seit dem Jahr 2011 über knapp vier Jahre in dem EU-Projekt "LinkedTV", in dem zwölf Experten aus acht europäischen Ländern zusammenarbeiteten.
Koordiniert wurden die wissenschaftlichen Teile der Entwicklungsarbeit von Dr. Nixon vom Institut für Neue Medientechnologie an der MODUL University Vienna. Dieser meint zu den Ergebnissen des Projekts: "Eine Applikation wie LinkedNews ist zunächst ein erstes Anwendungsbeispiel. Unser Ziel war es aber vor allem TV-Sendern die Möglichkeit zu geben, solche Formate selber zu entwickeln, und zwar individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Deswegen haben wir im Rahmen des Projekts LinkedTV alle notwendigen Vorausetzungen entwickelt, damit TV-Sender dies tun können. LinkedNews demonstriert, wie es geht und welches Potenzial da schlummert."
So konnte das Team um Dr. Nixon tatsächlich ein umfangreiches Paket von sechs aufeinander aufbauenden Technologien entwickeln, das TV-Stationen in die Lage versetzt, Programme völlig selbstständig durch nutzerfreundliche Applikationen zu ergänzen. Die Grundlage bildet dabei ein Satz an Algorithmen, die es erlauben, multimediale Darstellungen inhaltlich zu erfassen und die für Zuseher relevanten Aspekte für die weitere Nutzung zu kategorisieren. Darauf aufbauend wurde eine Technologie entwickelt, die es ermöglicht die zuvor erfassten und kategorisierten Inhalte automatisch mit Informationen aus dem Internet zu vernetzen. Wichtig war dem Team dabei, den TV-Sendern vollkommene Autorität über die dazu herangezogenen Quellen zu geben. Daher werden nur Quellen aus einer vom Anwender definierten Liste (Whitelist) verwendet. Die Entwicklung eines eigenen Editors ermöglicht es den Programmerstellern, dann auch die automatisch ausgewählten Informations-Ergänzungen zu individualisieren.
Tele-visionäre Applikationen
Auch ein Toolkit wurde entwickelt, das die TV-Sender in die Lage versetzt, relativ einfach eine Applikation zu kreieren, die diese Informations-Ergänzungen ganz individuell auf das jeweilige Programm abgestimmt anbietet. Dabei kann dieses Zusatzangebot für ein externes mobiles Endgerät entwickelt werden oder aber auch bei entsprechender Geräteausstattung als Smart-TV App voll in das TV-Programm integriert werden – Links zu weiterführenden Infos erscheinen dann auf dem TV-Gerät selber und nach Einführung der nächsten Generation von SmartTVs auch voll synchronisiert auf einem Second Screen wie dem Pad. Weitere Neuerungen des LinkedTV-Teams erlauben die Personalisierung der angebotenen Informations-Ergänzungen und die komplette Kontrolle des gesamten Workflows von der Idee bis zur Applikation.
Die praktische Anwendbarkeit all dieser Technologien wurde dabei im Rahmen von LinkedTV nicht allein in Zusammenarbeit mit RBB und LinkedNews demonstriert. Auch die holländische Sender-Vereinigung AVROTROS nutzte bereits die umfassenden Möglichkeiten zur Vernetzung von TV und Internet, um eine beliebte Kultursendung weiter aufzuwerten. Die Applikation LinkedCulture, die so entstand, bietet Zuschauern umfangreiche Zusatzinformationen zu Kunstgegenständen, die innerhalb der Sendung eine Rolle spielen. Über die gewünschte Informationstiefe entscheidet so der Nutzer – das Fernsehen des digitalen 21. Jahrhunderts teilt damit die Kontrolle über die präsentierten Informationen mit den Nutzern.
Weiterführende Informationen und Präsentationen unter: http://showcase.linkedtv.eu
Über LinkedTV
LinkedTV ist ein Projekt des 7. Rahmenprogramms der EU (Projektnummer FP7-ICT-287911) das von Oktober 2011 bis März 2015 lief. Das beteiligte Konsortium besteht aus dem RBB Rundfunk Berlin-Brandenburg (Deutschland), The Netherlands Institute for Sound and Vision (Niederlande), Université de Mons (Belgien), CONDAT (Deutschland), Noterik (Niederlande), Fraunhofer IAIS (Deutschland), CERTH-ITI (Griechenland), EURECOM (Frankreich), Vysoká ?kola ekonomická v Praze (Tschechische Republik), CWI (Niederlande), Universität St. Gallen (Schweiz) und der MODUL University Vienna (Österreich).
Über die MODUL University Vienna (Stand Mai 2015)
Die MODUL University Vienna, die internationale Privatuniversität der Wirtschaftskammer Wien, bietet Studienprogramme (BBA, BSc, MSc, MBA und PhD Programme) aus den Bereichen Internationale Wirtschaft und Management, Neue Medientechnologie, öffentliche Steuerung & Verwaltung und nachhaltige Entwicklung sowie Tourismus und Hospitality Management an. Die Studienprogramme erfüllen strenge Akkreditierungsrichtlinien und werden aufgrund der internationalen Ausrichtung in Englisch abgehalten. Der Campus der Universität befindet sich am Kahlenberg im 19. Wiener Gemeindebezirk. Das Forschungsprogramm des Instituts für Neue Medientechnologie beschäftigt sich mit der Auswirkung von Online-Medien und sozialen Netzwerkplattformen auf Stakeholder-Kommunikation und öffentliche Meinungsbildungsprozesse und wie mittels semantischer Technologien solche Prozesse erfasst, analysiert und visualisiert werden können.
Kontakt MODUL University Vienna:
Dr. Lyndon Nixon
MODUL University Vienna
Institut für Neue Medientechnologie
Am Kahlenberg 1
1190 Wien
T +43 / 1 / 320 3555 - 533
E @email
W www.modul.ac.at/nmt
Redaktion & Aussendung:
PR&D – Public Relations für Forschung & Bildung
Mariannengasse 8
1090 Wien
T +43 / 1 / 505 70 44
E @email
W http://www.prd.at