Mahatma Gandhi sagte einmal: „Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“ Mehr als sechs Millionen Juden wurden von Deutschen während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes ermordet. Seit Ende 2014 findet die von Rechtsradikalen unterwanderte Pegida-Bewegung (Pegida: kurz für Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) immer mehr Anhänger.
Was haben die Nazi-Zeit und die Pegida-Bewegung gemeinsam? Die Autorin Iris Krumbiegel versucht auf diese Frage eine Antwort zu finden, indem sie die Ereignisse durch die eindringliche Schilderung des Schicksals zweier Menschen, der Jüdin Elsa und ihrem Enkel Martin, beleuchtet. Die gelernte Altenpflegerin hat während ihrer Recherche zu ihrem Roman „Tintentränen“ mit vielen Zeitzeugen gesprochen, von denen es allerdings immer weniger gebe. „Die Zeit der Nazidiktatur war schrecklich“, sagt Iris Krumbiegel, „und ich finde, dass die Erinnerung darin lebendig bleiben muss. Gerade jetzt, seit man in Deutschland wieder beginnt, Menschen aufgrund ihrer Religion, ihres Aussehens oder politischen Meinung anzufeinden.“
Die Geschichte der beiden Protagonisten entwickelt die 1971 in Bad Salzungen geborene Schriftstellerin auf zwei Zeitebenen. Im Jahr 1933 wächst Elsa Rosenthal in einem behüteten Elternhaus in Dachau bei München auf. Sie wird von ihren Eltern Esther und Leo, der Inhaber einer Privatbank ist, musikalisch sehr gefördert und als sie eine Einladung von Reichskanzler Adolf Hitler erhält, ihm am Klavier etwas vorzuspielen, ist die gesamte jüdische Familie zunächst unendlich stolz. Elsa hat nämlich das Ziel, „die erfolgreichste Pianistin aller Zeiten zu werden.“ Doch schon bald ändert sich die Situation, und die Familie muss erste Repressalien erleiden, insbesondere der Vater fühlt sich von dem wachsenden Hass bedroht. Allerdings ist er zunächst optimistisch, und er gibt seiner Tochter einen wichtigen Satz mit auf dem Weg:
„Solange es deine Musik gibt, solange wird es uns Juden geben.“
Die zweite Geschichte spielt in der Gegenwart, im Jahr 2015, zu Beginn der Pegida-Bewegung in Dresden. Die Jüdin Elsa, die den Holocaust auch dank ihres musikalischen Könnens überlebt hat, ist an Alzheimer erkrankt und wird von ihrem Enkel Martin, der als Krankenpfleger arbeitet, versorgt. Als sich seine Freundin von ihm trennt, weil er so wenig Zeit für sie habe, beginnt für Martin einer schwere Zeit. Es gelingt ihm immer weniger, seinen Job und die Pflege seiner Oma, die er über alles liebt, unter einen Hut zu bringen. In seiner Not versucht er über Facebook, Hilfe zu erlangen und fragt in einem Chat, ob ihm jemand Tipps zur Pflege von Alzheimererkrankten geben könne. Es meldet sich ein Frank, der ihn in eine Kneipe einlädt.
Schon bald erkennt Martin, dass Frank ein aktives Mitglied der Pegida-Bewegung ist, die jeden Montag gegen die Islamisierung „des Abendlandes“ protestiert. Martin ist hin- und hergerissen. Er hat das dringende Bedürfnis irgendwo dazuzugehören, aber er spürt auch, dass diese Bewegung rechtsradikale Thesen vertritt. Er lernt über die Arbeit Ayla kennen, eine in Deutschland geborene Türkin und Muslimin, die ein Kopftuch trägt. Schon bald verliebt er sich in sie, aber er hat auch mit seinen eigenen Vorurteilen zu kämpfen – zum Beispiel: Darf man eine Türkin einfach küssen?
Martin lässt sich jedoch von den Pegida-Anhängern mitziehen, bis die Situation nach dem Tod seiner Oma eskaliert. Erst danach findet er ihre Aufzeichnungen über ihre Erlebnisse aus der Nazi-Zeit. Verzweifelt erkennt er, dass es für ihn zu spät ist.
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